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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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funktionsfähig bleibt, damit sie miteinander reden. Nur so komme ich an Informationen heran.«
    »Könntest du die Alarmanlage wieder aktivieren, aber die Signale ausschalten? Damit du siehst, was geschieht? Auf diese Weise könntest du sie warnen, wenn etwas Gefährliches in die Stadt eindringt.«
    »Sehr gute Idee.« Er schürzte die Lippen und war für einen Moment geistig abwesend. »Dafür brauche ich ein paar Minuten, aber ich glaube, ich schaffe es. Außerdem erhalte ich dann bessere Informationen über euch.«
    Ich wandte den Blick ab und war erneut überwältigt, was aus ihm geworden war. »Mein Gott, kleiner Bruder, du wirst erwachsen! Sei vorsichtig – überschätz dich nicht. Du könntest jetzt viel größere Fehler begehen.«
    Er lachte leise, worauf ich ihn wieder ansah. »Auch du entwickelst dich prächtig«, sagte er.
    Meine Stimme zitterte. »Macht dir das genauso viel Angst wie mir?«
    Er nickte. »Wahrscheinlich.«
    Ich umarmte ihn, dann trat Kayleen zu uns. Palomas Arm legte sich um meine Schulter, und sie rief: »Komm her, Akashi!« Kurz darauf lagen wir alle uns in den Armen, einschließlich Jenna, um uns gegenseitig Hoffnung, Wärme und Kraft zu geben.
    So standen wir zusammen, Modifizierte und Unveränderte, Alt und Jung, eine Gruppe aus Freunden. Vor meinem geistigen Auge sah ich Steven und Therese, die uns zufrieden beobachteten, und ich musste lachen. Kurz darauf lachten wir alle. Es war ein gereiztes und übermüdetes Lachen, aber es war trotzdem voller Wärme und Solidarität.
    Wir lösten uns voneinander. Ich hielt am Wachhaus an, bevor ich zu Tiger ging, um Bindfaden und ein Stück Leder aus der Küche zu holen. Ich wickelte die Waffe in das Leder, wobei ich darauf achtete, dass sie sich leicht herausziehen ließ. Dann band ich das Bündel mitsamt der Mikrowellenwaffe an der Innenseite meines Unterschenkels fest, wo ich gut herankam, ob ich nun auf eigenen Beinen stand oder auf einem Gebra saß. Es fühlte sich kalt auf meiner Haut an, und der Bindfaden scheuerte.
    In leichtem Galopp ritten wir die breite Straße entlang und dann die Serpentinen hinauf, um die Stadt auf dem kürzesten Weg zu erreichen. Der Wind wehte heftiger und kühler, und über dem Meer sammelten sich Wolken. In den zwei Stunden, die wir brauchten, um uns die Klippe hinaufzuarbeiten, wurden die Wolken immer dichter und dunkler, und die Luft war spürbar mit Elektrizität geladen. Vielleicht wäre heute ein Flächenbrand auf der Ebene entfacht worden, wenn wir den Blitzen nicht die Arbeit abgenommen hätten.
    Als wir den höchsten Punkt erreicht hatten, blieben uns noch ein paar Stunden bis Sonnenuntergang. Ich vertrieb mir die Zeit mit angenehmen Tagträumen. Der Stadtrat würde mich und Akashi anhören, ich war da, falls etwas passierte, und vielleicht könnte ich sogar Nava auf unsere Seite ziehen. Der Stadtrat wollte Joseph und nicht mich. Ja, sie könnten mich als Geisel benutzen, aber sie hatten schon eine. Wahrscheinlich würden sie mich als Vermittlerin willkommen heißen.
    Joseph sollte mich anrufen, falls sich etwas tat, also konnte ich davon ausgehen, dass Liam und Alicia nichts zugestoßen war und sie sich vielleicht sogar gefunden hatten. Also ritten wir gelassen mit Tiger und Blitz über die Begrenzung, ohne dass der Alarm darauf reagierte. Joseph jedoch würde wissen, dass wir da waren.
    Die große Winde stand nur wenige Meter hinter der Grenze. Die Gebraställe lagen ein kleines Stück abseits der Straße, und davor breiteten sich die braunen und gelben Stoppeln des abgeernteten Maisfelds aus und warteten darauf, umgepflügt zu werden. Lichter schienen im Zentrum der Stadt und weiter entfernt an der Schmelzhütte auf der anderen Flussseite. Der Geruch nach Erde und ein Hauch von den Ziegengehegen und der Duft von gebackenem Brot trieben auf einer Brise zu mir und wehten dann mit dem vorherrschenden, nach Rauch stinkenden Wind von der Ebene davon.
    War dies das letzte Mal, dass ich nach Artistos zurückkehrte?
    Ich brauchte Informationen. Ich ließ Tiger unter der großen Winde anhalten und blickte auf die verkohlte Ebene hinaus. Die Wolken verdunkelten das Meer, eine Wand aus Grau im Westen, so dass Wasser, Himmel und Land am Horizont nahtlos ineinander überzugehen schienen. Akashi kam an meine Seite und betrachtete die Straße. »Joseph?«, sagte ich leise.
    Er antwortete sofort. »Ihr habt es geschafft.«
    »Zumindest bis hierher. Was hast du herausgefunden? Weißt du etwas Neues über Bryan?

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