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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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verstanden, dass man nicht mit diesen Leuten reden kann?«
    Ich ging nicht darauf ein, genauso wie ich Ruths Einwurf ignoriert hatte. Alicia würde dabei sein, wenn das Schiff abflog, falls sie diese Eskapade überlebte. Und Ruth spielte auf lange Sicht eine Rolle. Aber Nava und Hunter waren viel wichtiger.
    Ruth blickte mit finsterer Miene zu Alicia hinauf. »Keine Gespräche, bevor Alicia aufgibt oder tot ist.«
    Damit meinte sie, bis man sie gefangen genommen oder getötet hatte. Leise sagte ich zu Joseph: »Du könntest vielleicht den Gleiter startklar machen.«
    »Schon passiert. Tom hat Bryan immer noch nicht aus der Klinik geholt. Sie brauchen einen Rollstuhl oder jemanden, der Tom begleitet, um Bryan zu stützen.«
    Dr. Debra war eine kleine Frau, die häufig voller Verbitterung über ihre Tage als Sanitäterin während des Krieges sprach. Sie hatte uns gegenüber bestenfalls eine unterkühlte Effizienz an den Tag gelegt. »Liam könnte es tun«, wandte ich mich flüsternd an Joseph. »Aber sag ihm, dass er hinter Alicia bleiben soll. Dass er außerhalb der Gefahrenzone bleiben soll.«
    »Wir haben zwei Möglichkeiten«, wandte ich mich an das Podium. »Wir können hier herumstehen und abwarten, was passiert, oder wir können miteinander reden.«
    Ein Blitz flammte über uns auf, dicht gefolgt von einem markerschütternden Donnerschlag.
    Lyssa meldete sich zu Wort. Ihre Stimme zitterte und klang höher als sonst. »Könntest du herunterkommen? Dann verstehen wir dich besser.«
    »Genauso gut könntet ihr ein Stück heraufkommen«, sagte ich mit einem Blick zu Akashi, der kaum merklich nickte.
    »Ich glaube, das ist keine besonders gute Idee«, sagte Alicia. »Ich würde gern beide Seiten des Gesprächs hören. Ich will nicht, dass ihr euch zu nahe kommt.«
    Gut. Sie hatte sich soeben öffentlich von mir distanziert. »Das lässt sich machen, Alicia.« Dann wandte ich mich wieder an den Stadtrat. »Ich möchte einen Themenwechsel vorschlagen. Gianna, wie steht es um die Meteore?«
    Sie kam ein paar Schritte herauf und drehte sich herum, damit wir alle sie hören konnten. »Sie stellen ein gewisses Risiko dar.« Ihre Miene besagte, dass das Risiko nicht allzu groß war. »Manche könnten die Oberfläche treffen, vielleicht Feuer entfachen und die unmittelbare Umgebung verwüsten. Keiner der Brocken ist groß genug, um langfristige Klimaveränderungen auszulösen, und keine Flugbahn scheint genau auf Artistos zu zielen. Sie werden vorwiegend bei den Seen niedergehen.« Sie sah Akashi an. »Deine Sippe sollte sich vielleicht in Acht nehmen.«
    »Hast du sie informiert?«, fragte er.
    Joseph in meinem Ohr: »Liam hilft Tom, Bryan zu transportieren. Der große Asteroid könnte eine Flutwelle auslösen, die die Ebene überschwemmt. Die Hochrechnungen deuten darauf hin, dass sie nicht bis Artistos kommt, aber wir hier unten könnten betroffen sein. Gianna weiß das.«
    Gianna sprach mit deutlicher Stimme, während sie die Hände rang und den Blick auf Akashi gerichtet hatte. »Ja. Mayah beobachtet den Himmel. Aber sie scheint sich keine allzu großen Sorgen zu machen.« Gianna blickte nervös von Nava zu Alicia und zu mir. Sie hatte die Kommunikation mit Joseph nicht abgebrochen.
    »Also gut, Gianna. Dann werden auch wir uns keine allzu großen Sorgen machen.« War Gianna wirklich unsere Verbündete? Vielleicht nicht für Alicia. Vielleicht nur für mich. Ich sollte nichts von meinen Gesprächen mit Joseph preisgeben. »Nava«, fragte ich, »wie lange dauert es, bis Bryan hier ist? Wie schwer ist er verletzt?«
    Unter mir ging Chayla zum Podium und stellte ihr Tablett auf dem Tisch ab, an dem die Ratsmitglieder saßen. Niemand rührte das Essen an. Chayla zog sich zurück und kam die Treppenstufen herauf.
    Nava sah mich stirnrunzelnd an. »Jeden Augenblick. Er müsste jeden Augenblick hier sein.«
    »Und danach?« Meine Frage war gleichzeitig an sie und Alicia gerichtet.
    Hunter zuckte mit den Schultern. »Das ist alles, was von uns verlangt wurde – ihn hierherzubringen.«
    Ich blickte zu Alicia auf. Ihr Schatten fiel – genauso wie unsere Schatten – lang über die Stufen, den Boden und die Wände, als würden sich die Schatten genauso fühlen wie ich, dünn und in die Länge gezogen. Die tiefstehende Sonne schien auf eine Seite ihres kantigen Gesichts. Sie erhellte ihre Augen und überzog die Spitzen ihres Haars mit einem roten Schimmer. Niemand von uns konnte sich unter vier Augen mit ihr unterhalten, nicht

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