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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Veränderung wirklich zu verstehen beansprucht Jahre. Aber der Tod kann auch während der kleinen Tode dein Freund sein.«
    Ich hatte mich in den vergangenen Wochen offensichtlich sehr verändert. »Auch du, Akashi. Mögest du heute nur kleine Tode finden.«
    Sein Lächeln war warm und voller Anerkennung. Wir ritten langsam weiter, als hätten wir keinerlei Sorgen. Es war wie ein herbstlicher Ausritt. Vielleicht war das der Grund, warum einige Leute an uns vorbeigingen, als wären wir gar nicht da, als würden sie uns gar nicht sehen.
    Niemand hielt uns auf. Wir ritten unbehelligt durch die ordentlichen äußeren Straßen. Ein paar Gesichter beobachteten uns durch Fenster, und ein Kind, das ich kannte, Fern, winkte mir zu.
    Selbst die Hunde der Stadt schienen sich in den Häusern verkrochen zu haben.
    In der Nähe des Parks herrschte etwas mehr Aktivität. Menschen liefen einzeln oder in kleinen Gruppen umher. Die meisten gingen zum Amphitheater oder kamen von dort. Eine Gestalt rannte durch den Park, von uns weg, offenbar mit einem klaren Ziel vor Augen. Es war Tom.
    Eric, der Schuhmacher, kam an uns vorbei und grüßte flüchtig. Doch er wandte sich sofort wieder ab und setzte seinen Weg zielstrebig fort.
    Akashi beugte sich zu mir herüber. »Sei vorsichtig, Chelo.«
    Ich schluckte und stellte mir vor, dass der Tod hinter mir ritt. Er behielt mich im Auge, wollte aber, dass ich überlebte. Ein makabres Bild, das mich nicht gerade aufmunterte.
    Sollten wir Tom folgen? Oder mit dem Stadtrat reden? »Komm mit, Akashi. Hier können wir nicht mehr mit den Gebras reiten.«
    Er nickte, blieb aber auf Blitz sitzen, bis ich von Tiger heruntergeklettert war und sie an den Zwillingsbaum gebunden hatte, der seine Äste über die oberen Reihen des Amphitheaters ausbreitete. Solange niemand sie wegbrachte, hatte ich sie in der Nähe, und vielleicht konnte ich sie später wieder besteigen. Nachdem ich die Hände frei hatte, stieg Akashi ab und band Blitz hastig neben Tiger an. Stirnrunzelnd musterte er meinen Knoten, löste ihn und machte einen neuen. Es kam mir fast surreal vor, dass wir so viel Zeit und so viel Freiheit hatten.
    Akashi und ich gingen Seite an Seite weiter und blieben oben stehen, um in die Senke zu blicken.
    Alle schauten empor, sämtliche Leute, die sich im Amphitheater aufhielten. Nava, Ruth, Hunter und Wei-Wei auf dem Podium, Gianna mitten auf der Treppe, die einhändige Chayla mit einem Tablett voller Sandwiches und Obst, die gerade die Stufen hinaufgehen wollte. Ken, Hilario und etwa zehn andere Leute. Ihr Gesichtsausdruck war seltsam. Wei-Weis Miene war vor Angst verzerrt, Ruths vor Wut, und alle waren erstarrt, als würde im nächsten Moment etwas Großes auf sie niederstürzen. Ruth hielt ihre Betäubungswaffe in der reglosen Hand. Sie blickten auf, an uns vorbei, auf etwas hinter uns.
    Ich folgte ihren Blicken, den Zwillingsbaum hinauf, an dem die Gebras angebunden waren. Er stand etwa drei Meter links vom Eingang. Mein Blick wanderte noch einmal die gleiche Strecke in die Höhe. Die langen spitzen Blätter tanzten im Wind und verbargen teilweise eine schlanke Gestalt, die sich an den Stamm klammerte, die Beine gespreizt, mit einer wilden dunklen Haarmähne, den Blick auf den versammelten Stadtrat gerichtet.
    Alicia.
    In der erhobenen Hand hielt sie eine silberne Kugel.

Kapitel 27
    DROHUNGEN
     
     
     
     
     
     
     
     
    Als ich Alicia im Baum sah, wie sie sämtliche Menschen im Amphitheater bedrohte, starrte ich sie wie eine Erscheinung an. Mein Atem ging schnell und wurde vom Drang begleitet, sie vom Baum herunterzureißen und sie so weit fortzujagen, dass ich sie nie wiedersehen würde. »Nein, Alicia!«, zischte ich ihr zu. »Das kannst du nicht machen!«
    »Ich mache es aber schon.« Alicia sprach, ohne uns einen Blick zu gönnen. Ihre Augen bewachten nervös die Leute rund um sie, und ihre Worte klangen abgehackt und zornig. »Geh weg. Geh zurück zum Raumhafen, wo es warm und sicher ist.«
    Akashi sog pfeifend den Atem ein. »Was versuchst du zu erreichen, Alicia?«, flüsterte er.
    Ein triumphierender Unterton schwang in ihrer Stimme mit. »Tom bringt Bryan zu mir.«
    Ich riss meinen Blick vom Baum los und schaute nach unten. Nava und Wei-Wei hatten die Augen nun auf mich und Akashi gerichtet. »Verräter«, zischte Nava, ohne jemand Bestimmten anzusprechen, laut genug, dass ich es in der fast vollkommenen Stille des Amphitheaters gut hören konnte. Es war nicht klar, wen sie damit

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