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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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drückte seine Hand. Erst dann bemerkte ich Liam aus dem Augenwinkel. Er hatte mich bisher gar nicht beachtet. »Liam, bitte warte draußen.«
    Ich konnte ihn nicht ansehen, konnte meinen Blick nicht ganz vom Podium und der Betäubungswaffe in Ruths Hand losreißen. Seine Stimme klang gebrochen, aber sie war laut genug, um von allen verstanden zu werden. »Ich stehe an der Seite meines Vaters.« Er ging zu Akashi hinunter.
    Akashi kam herauf und nahm jeweils zwei Stufen auf einmal, damit Liam möglichst weit oben blieb, außerhalb der Gefahrenzone. Als er neben seinem Sohn stand, blickte er hinunter. Akashis Gesicht war eine Maske des Zorns. »Es tut mir leid«, stieß er zischend zwischen den Zähnen hervor.
    »Alicia«, sagte ich. »Halte sie in Schach. Am Baum sind zwei Gebras angebunden. Ich werde Bryan auf Tiger setzen. Wenn ich zurückkomme, möchte ich, dass du vom Baum heruntersteigst und auf Blitz fortreitest. Völlig ruhig. Geh zum Maisfeld hinter dem Gebrastall. Dort wird Joseph dich mit dem Gleiter abholen.«
    »Ich bin hier noch nicht fertig«, sagte sie.
    »Richtig. Du musst sie zurückhalten, bis ich Bryan zu Tiger gebracht habe.« Ich sprach sehr leise und hoffte, dass der Stadtrat meine Worte trotz der guten Akustik im Amphitheater nicht mithören konnte. »Akashi hat eine Waffe. Er wird auf dich schießen, wenn du mehr tust, als die Situation im Gleichgewicht zu halten.«
    Sie zuckte zusammen. Ich sah Akashi nicht an, war mir aber sicher, dass er mich verstanden hatte und tun würde, was notwendig war.
    Joseph keuchte in mein Ohr. Auch darauf ging ich nicht ein.
    Ich bückte mich und zog meine Mikrowellenwaffe aus der Ledertasche. Ich hielt sie in der Hand verborgen und hoffte, dass niemand aus der Ferne erkannte, was es war. Es war noch nicht vorbei, und ich wollte Bryan auf keinen Fall im Stich lassen. Ich sah ihn mir etwas gründlicher an. Zu den Gesichtsverletzungen kamen ein Hautriss am Bizeps, Abschürfungen an den Händen und aufgeplatzte Fingerknöchel. Ich blickte nach unten. Sein Fuß steckte in einem schweren Gipsverband, und das Bein hatte tiefe Kratzer. »Kannst du gehen?«, fragte ich.
    Er schüttelte den Kopf. »Nur wenn ich mich auf dich stützen kann.«
    Keine gute strategische Voraussetzung. »Liam?«, rief ich.
    Tom antwortete von oben, außerhalb meines Blickfelds. »Ich kümmere mich darum.« Ich war kurz verunsichert, als mir klar wurde, wie leicht er mich hätte betäuben können, wenn er gewollt hätte. Er kam herüber und trat neben Bryan, damit er sich auf Toms Schulter stützen konnte. Bryans Hand löste sich von meiner.
    »Danke«, sagte ich zu Tom. Dann rief ich zum Podium: »Ich bin gleich wieder da.« Ich widerstand dem Drang, sie aufzufordern, hier zu warten. Alicia würde dafür sorgen, dass sie sich nicht von der Stelle bewegten, und Akashi würde aufpassen, dass Alicia nicht mehr als das tat. Der Drang zum Leichtsinn konnte nur Furcht sein, doch absurderweise hatte ich das Bedürfnis loszukichern. Aber nur für einen kurzen Moment.
    Ich blieb stehen, während Bryan mit Toms Hilfe von mir forthumpelte. Er war so unglaublich langsam! Ich folgte ihnen rückwärts und verließ mich darauf, dass Tom nach vorn sicherte. Schließlich verlor ich das Amphitheater aus dem Blickfeld, obwohl ich Alicia im Baum immer noch gut sehen konnte. Ich drehte mich um und hoffte wider alle Vernunft, dass sich niemand in der Nähe der Gebras aufhielt.
    Meine Hoffnung erfüllte sich nicht.
    Stile und Julian beobachteten uns, und Chayla stand bei ihnen. Stile kam auf uns zu.
    »Nein«, rief ich, »zieht euch zurück!«
    Stile blieb stehen und sah mich verwirrt an. Er hielt seine Betäubungswaffe in der Hand und hob sie.
    Ich richtete meine Mikrowellenwaffe auf ihn. »Ich werde sie benutzen, wenn es sein muss. Und dann wird Alicia benutzen … was sie in der Hand hält.«
    Er starrte mich mit offenem Mund an.
    Ich strengte mich an, meine Stimme und meine Hand mit der kleinen Waffe nicht zittern zu lassen. »Ich möchte es nicht tun, Stile.« Meine Stimme zitterte doch. »Wenn ich das hier benutzen muss, muss auch ich von hier verschwinden, und ich habe dem Stadtrat versprochen, dass ich bleiben werde. Bryan wird dir nichts tun.«
    Chayla trat vor und legte ihre gesunde Hand auf Julians Arm. »Lasst sie gehen«, sagte sie. »Sie haben auch mich gehen lassen. Bryan stellt keine Bedrohung dar.«
    Stile blickte sich um. Sonst war niemand in unmittelbarer Nähe. Nur ein paar Leute standen

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