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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ermordet hat?«
    Bryan nickte. »Natürlich hat sie es nicht getan.«
    Akashi sprach ruhig, und ich erinnerte mich daran, dass er Anführer einer Sippe war und gelegentlich als Richter fungierte. »Sie wurde schlecht behandelt. Das könnte für sie ein Grund sein, zornig zu werden und vielleicht jemanden zu verletzen.« Er sah Liam an. »Ist sie genauso stark wie du?«
    Liam zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich. In dieser Hinsicht sind wir uns recht ähnlich, mit Ausnahme von Bryan, der viel stärker ist. Aber es spielt keine Rolle, ob sie es getan haben könnte oder nicht. Sie hat es nicht getan. Da bin ich mir ganz sicher.«
    Akashi nickte. »Ich glaube dir. Du kannst Menschen sehr gut einschätzen.«
    Ich erkannte Sky an ihren dunklen Zöpfen und den Sommersprossen auf ihrer hellen Haut und hob die Hand, um ihr zuzuwinken. »Sky kommt«, sagte ich zu den anderen.
    »Ich kenne Sky.« Akashi lächelte kurz und musterte mich dann mit ernster Miene. »Die junge Schnitzerin. Ich vertraue ihr. Sie ist klug und tapfer.«
    Es gefiel mir, wie Akashi es immer wieder schaffte, alles als Teil einer Geschichte erscheinen zu lassen.
    Als Sky näher kam, schaute sie sich nervös um, als würde sie befürchten, verfolgt zu werden. Anmutig ließ sie sich im Schneidersitz in unserem Kreis nieder und legte ihren Teller in den Schoß. Mit einer lässigen Kopfbewegung warf sie ihre Zöpfe auf den Rücken, um ihr widerspenstiges Haar von ihrem Essen fernzuhalten. Wir alle sahen uns bei jedem Markttag. Aber nun saß sie mit sämtlichen Modifizierten von Fremont zusammen, mit Ausnahme ihrer Freundin Alicia. Es schien sie viel nervöser zu machen als die Begegnung mit mir und Liam oder nur mit mir an ihrem Verkaufsstand.
    Ich sah sie lächelnd an, damit sie sich in unserer Runde entspannte. »Danke, Sky. Wir werden dich nicht lange aufhalten. Kannst du uns erzählen, was du über Alicias derzeitige Schwierigkeiten weißt?«
    Sie räusperte sich und nahm einen Schluck von ihrem Bier. »Ihr geht es ziemlich schlecht. Sie ist Ruths Prügelknabe. Es ist ihr vielleicht nicht bewusst, aber seit Varays Tod …« Sie blickte auf. »Ihr wisst davon? Was man ihr vorwirft?«
    »Ja«, sagte Kayleen.
    »Seit den Vorwürfen ist die Sippe geteilt. Es gibt einige wie mich, vielleicht einer von zehn, die an sie glauben, für die Alicia eine Freundin ist. Und etwa eine Hälfte steht zu Ruth, wenn sie sagt, dass ihr uns nur Ärger macht, dass ihr uns den Tod bringen werdet.«
    Sie hielt kurz inne, wahrscheinlich um uns Zeit zu geben, ihre Worte zu verdauen.
    »Die Übrigen sind sich nicht sicher. Alicia hat große Angst. Sie geht den meisten Leuten aus dem Weg, was es für sie nicht gerade besser macht. Nur wenige von uns kennen Alicia näher. Seit Varays Tod hat sie sich zurückgezogen. Sie weint sehr viel, und manchmal führt sie Selbstgespräche. Sie trauert, und sie hat niemanden, der ihr wirklich helfen kann, außer mir und ein paar anderen in unserem Alter. Aber sie ist unschuldig.« Erneut machte Sky eine Pause und trank von ihrem Bier. Ihr Teller stand unangetastet vor ihr. »Varay und Alicia mochten sich sehr, obwohl ich nicht weiß, was sie daraus gemacht haben. Sie waren alt genug, aber Alicia erzählte mir, Ruth hätte ihr verboten, ihn anzurühren.«
    Ich speicherte diesen Gedanken ab, um ihn später noch einmal aufgreifen zu können. Wir hatten natürlich darüber gesprochen, aber wir wussten nicht, ob unsere Modifikationen weitervererbt wurden. Wenn wir uns fortpflanzten, hätte das Folgen, je nach dem, wie das Ergebnis solcher Verbindungen aussah. Die tausend Kolonisten waren nach Fremont gekommen, um genetisch unverändert bleiben zu können, und ihre Nachfahren misstrauten uns, weil wir verändert waren. Bei dem Krieg war es im Grunde genau darum gegangen.
    »Da Ruth keine offizielle Anklage gegen Alicia erhoben hat«, fuhr Sky fort, »glaube ich auch nicht, dass sie vorhat, es zu tun. Als Anführerin der Sippe kann sie nicht ihre Richterin sein, wenn sie gleichzeitig die Klägerin ist. Ruth will zweifellos vermeiden, dass noch mehr Leute hineingezogen werden.« Sky verschränkte die Hände über der Brust, wodurch sie plötzlich klein wirkte. »Ich werde versuchen, so gut wie möglich auf Alicia aufzupassen. Aber es würde mich nicht überraschen, wenn ich eines Tages aufwache und feststelle, dass sie einfach nicht mehr da ist oder es einen bedauerlichen Unfall gegeben hat.«
    Akashi runzelte die Stirn, aber er sprach weiterhin mit

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