Sternenwind - Roman
Dingen und versuchten uns zu Raufereien anzustacheln. Wei-Wei, ein Mitglied des Stadtrats, sah uns nie in die Augen, obwohl sie uns gegenüber immer höflich war. Ich könnte viele Leute nennen, die uns … einiges zutrauen würden. Aber Mord? Wenn jemand anderer einen solchen Vorwurf erhoben hätte … aber Ruth? Ruth gehörte dem Stadtrat an und war Anführerin ihrer Sippe.
Es dauerte eine Weile, bis die kühle Brise vom Fluss mich in die Gegenwart und zu meinen Freunden zurückholte. Ich griff nach Bryans und Liams Hand.
Wir sahen uns gegenseitig an. Bryans Augen waren dunkel, und zugleich schien darin die Glut seines Zorns zu glimmen, der tief unter seiner scheinbar ruhigen Oberfläche loderte.
Ich berührte kurz seine Hand, in der Hoffung, ihn damit trösten zu können. »Wir werden uns etwas überlegen. Lasst uns losgehen und nach Kayleen und Joseph suchen. Vielleicht haben sie etwas gehört.«
Bryan nickte und war bereits die Böschung hinaufgestürmt, bevor Liam und ich uns genügend gesammelt hatten, um ihm zu folgen. Bryan blieb die ganze Zeit vor uns und marschierte mit schnellen Schritten zu den Markttischen zurück. Liam hielt meine Hand, um mir Mut zu machen. Wir schafften es kaum, mit Bryan Schritt zu halten. Mein verletztes Bein schmerzte wieder.
Wenn ich nur gewusst hätte, was wir tun sollten. Wir brauchten Hilfe. Diese Sache war zu groß für uns.
Wir fanden Kayleen und Joseph, die immer noch Paloma halfen. Die Schlange hatte sich inzwischen fast aufgelöst, genauso wie die Häufchen aus Heugutscheinen auf dem Tisch. Paloma bemerkte uns zuerst und beugte sich zu Kayleen hinüber. Sie flüsterte ihr etwas ins Ohr und zeigte auf uns. Dann übernahm sie Josephs und Kayleens Gutscheine.
Kayleen schnappte sich den Beutel mit ihrem Geschenk und kam zu uns gerannt, gefolgt von Joseph. Ihre Augen blitzten zornig. »Wir müssen reden!«, sagte sie.
Ich blickte mich um, entdeckte ein ruhiges Plätzchen unter einem Baum und winkte den anderen zu. »Lasst uns da drüben hingehen.«
Kayleen fing an, noch bevor wir den Baum erreicht hatten. »Einige Leute wollten nicht, dass wir etwas für sie tun. Sie wollten, dass Mutter ihre Gutscheine zählt, als könnten Joseph und ich nicht bis zehn zählen. Mutter hat sich für uns eingesetzt. Sie sagte, wenn sie Hilfe brauchen, könnten sie sich auch von uns helfen lassen.« Ihre Stimme nahm einen ungläubigen Tonfall an. »Ein Mann ist sogar weggegangen. Als wollte er seine Ziegen nicht mehr füttern, wenn er die Gutscheine von einem Modifizierten annehmen muss.«
»Die Ostsippe«, fügte Joseph hinzu. »Alle unfreundlichen Leute waren aus der Ostsippe, obwohl nicht alle so gemein waren. Akashis Leute waren nett zu uns.«
Kayleen sah Liam an. »Was hat das zu bedeuten? Habt ihr Alicia gefunden? Wir haben sie nicht gesehen, aber ich habe gehört, wie über sie gesprochen wurde. Es klang, als hätte sie Schwierigkeiten. Wisst ihr, was geschehen ist?«
Liam saß völlig ruhig da, während er die Menge überblickte. Die letzten Geschäfte wurden abgeschlossen, und die meisten Leute hockten nun wie wir in kleinen Gruppen zusammen oder gingen nach Hause. Gianna kam an uns vorbei und winkte uns lächelnd zu. Eine Familie, die zur Ostsippe gehörte, wie ich mich erinnerte, machte einen weiten Bogen um uns. Liam beobachtete das Geschehen mindestens fünf Minuten lang, bevor er Kayleen antwortete. »Ruth«, sagte er. »Ruth wollte Alicia nie in ihrer Sippe haben. Sie hat uns schon vor vier Sommern gefragt, ob wir Alicia übernehmen wollen, aber Akashi hat sich geweigert. Er sagte, die Entscheidung, uns zu verteilen, wäre aus guten Gründen getroffen worden, und Ruth sollte versuchen, mit Alicia zurechtzukommen. Letzten Sommer sagte Akashi zu mir, dass es ihm leidtut, so etwas gesagt zu haben. Er dürfte sich genauer nach den Hintergründen des Mordvorwurfs erkundigen.«
»Mord?« Kayleen riss die Augen auf. »Alicia hat jemanden ermordet?«
»Natürlich nicht«, sagte Bryan und verzog das Gesicht. »Alicia hat es nicht getan. Aber Ruth verbreitet entsprechende Gerüchte. Sie behauptet, Alicia hätte ihn getötet.«
»Wen?«, fragte Joseph.
Ich wiederholte Alicias Geschichte, so gut ich konnte. Während ich sie erzählte, schien sie immer realer zu werden, und am Ende liefen mir Tränen übers Gesicht, und meine Stimme zitterte. Alicia musste sich unglaublich einsam fühlen.
Kayleen und Joseph wurden genauso still wie der Rest von uns.
Nach einer Weile fragte
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