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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Ausnahme von Sky.«
    Ich fand das Gebra, das Tom am Vortag zusammen mit mir ausgesucht hatte. Tigers Fell war gelb und braun gestreift. Sie beobachtete interessiert, wie ich näher kam, und ihre dunkelbraunen Augen vermittelten Intelligenz und Zustimmung. Sie war jung, leicht widerspenstig und so groß wie Sprinter. Ich war sehr neugierig, ob sie auch genauso schnell war. Sie drehte den Kopf zurück, als ich sie sattelte, rieb die Schnauze an meiner Schulter und schien mit mir zufrieden zu sein. Ihr Blick verfolgte mich aufmerksam, wohin ich auch ging, als wollte sie sich einen genaueren Eindruck von meiner Persönlichkeit verschaffen. Ich küsste sie auf die Nase und dachte für einen Moment sehnsüchtig an Hüpfer.
    Schließlich hatten wir es geschafft, jeden Riemen festzuzurren und das Geschirr und die Zügel richtig anzubringen. Wir stiegen auf und ritten aus dem Stall. Zwei zusätzliche Gebras trotteten als Packtiere hinter Paloma her. Joseph ritt wieder auf Sprinter, und Tom hatte sich auch diesmal für Zuckerweizen entschieden. Als wir uns zu sechst durch die Stadt in Richtung Park bewegten, kam Hunter auf uns zu. Er hielt an, um uns zu beobachten, und in seinen hellgrünen Augen stand ein anerkennender Blick. Als er in Hörweite war, rief er Tom zu: »Sei vorsichtig da draußen. Pass gut auf euch alle auf!«
    Tom nickte. »Das werde ich tun, Sir.«
    Hunter ging zu Tiger und legte eine verkrüppelte Hand auf meinen Fuß, der fast auf seiner Schulterhöhe war. Aus so großer Nähe konnte ich mindestens zwei Narben in seinem runzligen Gesicht erkennen. »Und du passt gut auf deinen Bruder auf.« Es war keine Bitte, sondern ein Befehl.
    Ich schluckte schwer. Hunter hatte bisher kaum mit mir gesprochen, abgesehen von höflichen Begrüßungen oder direkten Fragen. »Ich werde alles tun, damit wir sicher wieder heimkehren, Sir.«
    Er lächelte. »Vielleicht schafft ihr es ja doch. Beweis es mir, Chelo. Keine Eigenmächtigkeiten da draußen. Ich möchte anschließend hören, dass ihr vier« – er sah uns nacheinander an – »genau tut, was Paloma und Tom euch sagen. Nicht mehr und nicht weniger.« Dann blieb sein Blick an Joseph hängen. »Hast du verstanden?«
    Joseph senkte den Blick und gab murmelnd seine Zustimmung.
    »Wir werden vorsichtig sein«, fügte Tom hinzu, »wir alle.« Dann ließ er Zuckerweizen lostrotten.
    Ich blickte mich zu Hunter um, als wir fortritten. Es fühlte sich an, als hätten wir militärische Befehle erhalten, als würde ein Versagen mit schweren Strafen geahndet. Der Mann strahlte Macht und Geheimnisse aus. Ich erschauerte.
    Am Kleinen Samtpark trafen wir auf das Chaos der Vagabundensippe, die sich auf den Aufbruch vorbereitete. Leute aus Artistos umringten die Wagen. Hunde bellten, Kinder riefen, Ziegen meckerten protestierend, als ihre Besitzer sie an die Wagen banden. Gebras schnauften und stampften vor den Wagen, als wollten sie sagen: »Es kann losgehen! Wir sind angeschirrt.« Klia hielt Händchen mit einem jungen Vagabunden. Ihr Lachen wurde von einem Kuss erstickt. Eltern aus der Stadt beobachteten, wie ihre Kinder sich bereitmachten, erneut einen Winter lang mit den Vagabunden loszuziehen.
    Akashi ritt von Wagen zu Wagen, rief Fragen und hielt manchmal an, um eine Änderung vorzuschlagen. Einmal holte er ein Kleinkind unter dem Bauch eines unruhigen Gebras hervor und legte es in den Schoß der jungen Mutter, mitsamt dem gebellten Befehl, ihr Kind im Auge zu behalten. Also schaffte er es nicht immer, die Ruhe zu bewahren.
    Für einen Moment hielt er bei uns an. Er trug eine einfache weite braune Hose und ein graues Hemd. Darin sah er viel beeindruckender aus als in seinem Showkostüm. Vielleicht lag es aber auch nur daran, dass ich ihn noch nie in der Kleidung gesehen hatte, die für uns normal war. »Ihr solltet vorausreiten. Die Wagen werden weiter oben erheblich langsamer, und ihr müsst nicht auf uns warten.« Er tätschelte sein aufgeregtes junges Gebra. »Ich werde Liam sagen, dass er euch begleiten soll, bis zu der Stelle, wo sich unsere Wege trennen.«
    »Kann er nicht bei uns bleiben?«, sagte Kayleen. »Bis wir fertig sind?«
    Akashi fixierte sie für einen Moment, dann richtete sich sein Blick auf mich. »Er hat seine Verantwortung innerhalb unserer Sippe zu erfüllen.« Seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. »Aber vielleicht werden wir uns unterwegs wiederbegegnen. Wer weiß?« Dann rief ein großer junger Mann nach ihm. Akashi sah zu Tom und

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