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Sternenwind - Roman

Sternenwind - Roman

Titel: Sternenwind - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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um die Schäden am Datennetz zu beheben. Die Vagabunden nahmen einen anderen Weg, um ihre Arbeit fortzusetzen, bis sie ihren Überwinterungsplatz auf der anderen Seite der Berge erreicht hatten. Auf dem geradesten Pfad waren die Wagenspuren der Ostsippe in der von Hufen aufgewühlten Erde zu erkennen.
    Neben der Lichtung überquerte der Weg einen weiteren Bach. Wir stiegen ab, um Rast zu machen, ließen die Gebras trinken und befestigten Führungsleinen an ihrem Geschirr, damit sie grasen konnten. Tom und Paloma entfernten sich ein kleines Stück, die Köpfe zusammengesteckt, und wir anderen, alle fünf Modifizierten, die hier waren, saßen auf einer langen Felskante neben dem langsam fließenden Bach. Ich dachte für einen kurzen Moment an Bryan und schickte ihm den stummen Wunsch, dass es ihm gut ging.
    Kayleen wischte sich die Tränenspuren aus dem Gesicht und sah Liam an. »Ich wünschte, du könntest uns begleiten.«
    »Ich weiß. Aber Akashi braucht mich. Außerdem muss ich die Drachenvögel zurückbringen. Jeder von uns kümmert sich um seine eigenen Funde. Und Akashi würde niemals Navas Anordnungen zuwiderhandeln.«
    Ich erinnerte mich an Liams Bemerkung über Jenna. »Liam, wo trifft sich Jenna mit eurer Sippe?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Wo es ihr gerade passt. Aber immer auf dieser Seite der Berge. Sie ist der Meinung, dass sie in eurer Nähe bleiben muss, um euch zu beschützen.«
    »Wir sehen sie nur selten«, sagte Joseph.
    Alicia strich sich eine dunkle Strähne aus dem Gesicht. »Wir sehen sie nie. Für mich ist sie kaum mehr als eine Legende.«
    Liam lachte. »Sie ist kein Dummkopf. Sie weiß, dass Akashi ihr nichts antun würde. Mit Ruth sieht das schon ganz anders aus.«
    Alicia warf das lange Haar über die Schulter zurück. Der blaue Fleck auf ihrem Gesicht zeichnete sich immer noch sehr deutlich ab, aber in ihren Augen glühte eine Energie, die ich noch nie zuvor darin gesehen hatte. »Ich bin so froh, nicht bei meiner Sippe zu sein!«
    »Genügt dir das?«, fragte ich. »Einfach nur nicht mehr bei ihnen zu sein?«
    Sie senkte für einen Moment den Blick. »Nein. Bella war gemein zu mir, aber sie hat nur getan, was Ruth ihr gesagt hat. Und Michael hat getan, was beide Frauen ihm gesagt haben. Aber Ruth … ich wünsche mir, dass Ruth bestraft wird. Sie soll spüren, dass sie gefährlich ist und man auf sie aufpassen muss. Sie soll dasselbe fühlen, was ich gefühlt habe.« Sie wickelte sich eine dunkle Haarsträhne um die dünnen Finger. »Aber dies ist mehr, als ich mir erhofft hatte. Vielleicht hatte ich auch schon alle Hoffnung verloren. Ich habe nicht damit gerechnet, dass sich irgendjemand für mich einsetzt, vielleicht mit Ausnahme von Akashi. Aber auch Tom hat mir geholfen. Dabei kenne ich ihn kaum.«
    Liam beobachtete sie aufmerksam, während leichte Sorgenfalten auf seiner Stirn standen. »Die meisten Menschen hassen uns nicht, Alicia. Paloma und Akashi zum Beispiel freuen sich, dass wir besondere Fähigkeiten haben. Auch ich bin froh, dass du nicht mehr bei der Ostsippe bist.« Er sah mich an. »Auch das war mehr, als Akashi sich für uns erhofft hatte.« Dann ging sein Blick zu Joseph. »Aber es ist eindeutig ein Test. Ich wünschte, ich könnte mit euch weiterziehen.«
    Wir schwiegen eine Weile. Ich musterte Liam und versuchte mir jede Nuance einzuprägen: wie er die langen Hände sorgfältig im Schoß zusammengelegt hatte, der Bronzeton seiner Haut im Sonnenlicht, wie einige Strähnen seines dunkelblonden Haars schimmerten, dass sie fast weiß aussahen, die Wölbungen seiner Armmuskeln und Schultern. Ich wollte nicht, dass er ging.
    Tom und Paloma kamen zu uns zurück. Wir aßen Äpfel und tranken Wasser, wobei wir die meiste Zeit schwiegen.
    Tiger kam hervor und beschnupperte die Äpfel. Sie zog die Oberlippe hoch und zeigte die Zähne.
    Ich lachte. »Nein. Äpfel sind nicht gut für dich. Davon bekommen Gebras Bauchschmerzen.«
    Sie bedachte mich mit einem enttäuschten Blick, bevor sie sich wieder dem Gras zu ihren Füßen zuwandte.
    Ich zeigte auf eine dünne dunkle Scharte an einem Felsen in unserer Nähe. »Was hat das bewirkt?«
    Liam sah mich mit einem seltsamen Ausdruck an. »Wir. Das stammt von einer Waffe der Modifizierten. Hier draußen sieht man noch viele Spuren des Krieges.«
    Mir wurde klar, dass ich während des Ritts hierher viele solcher Scharten in den Felsen gesehen hatte. Ich hatte nur nicht gewusst, was es war. Ich kannte nichts, was solche Spuren in

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