Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
Vom Netzwerk:
missbilligt …«
    Die Worte des Imperators erstaunten den General. Schon seit Langem hatte Menati nichts derart Kluges von sich gegeben.
    »Seinerzeit ermöglichten die Scaythen es uns, die syracusische Kultur auf allen eroberten Welten zu verbreiten. Doch im Laufe der Jahre wurde ihr Einfluss auf Staat und Kirche geradezu erdrückend. Sie glichen jenen Parasiten, die alle Pflanzen ersticken, die ihnen das Leben ermöglicht haben. Doch da sie nun verschwunden sind, haben wir jetzt noch größere Chancen als bei ihrem Erscheinen. Denn sie geben uns die Macht zurück, die sie uns geraubt haben.«
    »Was werfen wir ihnen eigentlich vor? Sie haben immer in unserem Interesse gehandelt, im Interesse von Syracusa … Beschuldigt Ihr etwa die Angs, ihre Seele an Hyponeros verkauft zu haben?«
    Langsam und sorgfältig seine Worte abwägend ging der General auf den Herrscher zu. »Was wissen wir über die Scaythen von Hyponeros? Sie haben ihre Geheimnisse sorgsam gehütet, niemand kennt ihre wahren Absichten. Viele von uns denken, dass sie verborgene Pläne verfolgen, deren Ziel in der totalen Auslöschung besteht.«
    Menati drehte sich mit erstaunlicher Behändigkeit um und durchbohrte seinen Gesprächspartner mit einem drohenden Blick. »Warum habt Ihr so lange gewartet, General, mir das mitzuteilen? Aus Feigheit oder aus Opportunismus?«
    »Selbst wenn ich mich Euch hätte offenbaren wollen, gab es noch immer ein gravierendes Hindernis, Eure Gedankenhüter.
Doch ich muss gestehen, dass ich ebenso blind wie alle anderen war, wie Eure Ratgeber, die Höflinge oder die Kardinäle … Wie alle Menschen, außer ein paar Hellsichtigen oder Rebellen, die wir natürlich so schnell wie möglich ins Exil geschickt oder ans Feuerkreuz genagelt haben … Sri Mitsu … Dame Sibrit …«
    »Sprecht nie wieder von dieser Provinzschlampe, ich bitte Euch!«, sagte Menati gequält.
    »Wie Recht Ihr habt, Majestät! Spricht man von Menschen, die ihrer Zeit voraus waren und Recht hatten, werden alte Wunden wieder aufgerissen.«
    »Ihr seid wahrhaftig nicht in der Position, mir Moralunterricht zu erteilen, General!« Ohne sich umzudrehen, deutete er auf die Kurtisane, die noch immer im Bett lag. »Du hast bekommen, was du wolltest. Mehr Geld für deinen verblödeten Ehemann. Verschwinde jetzt, du Hure!«
    Die Dame stand auf, eilte ins Badezimmer, kleidete sich schnell an und floh durch die Geheimtür.
    Eine kleine Gruppe aus Adligen und Kirchenleuten hatte den General zu Menati geschickt, um die Reaktionen des Herrschers zu prüfen. Seltsamerweise schien sein Geist von den zahlreichen Auslöschungsprogrammen der Scaythen kaum berührt worden zu sein, auch wenn er zu Gewalttätigkeiten neigte, die durch den Drogenkonsum wohl noch verstärkt wurden. Also wünschte niemand, dass er seine Herrschaft fortsetzte.
    Die Mars-Familie hingegen – sie wurde momentan in dem ehemaligen Palast des Herrschers gefangen gehalten  – gehörte zu der starken Gruppe der Widerstandskämpfer innerhalb der Kirche, der Aristokratie und der Armee. Gerüchten zufolge hatten die Mars’ zwei Kriegern der Stille bei der Befreiung der vier Kryogenisierten im
Bischöflichen Palast geholfen, was ihr Prestige sehr erhöht hatte.
    »Wurde der Bischöfliche Palast von den Ordnungshütern eingenommen?«, fragte der Imperator.
    »Ihr wurdet darüber unterrichtet?«, fragte der General verwundert.
    »Ich stopfe mich vielleicht mit Megastasen voll und beschäftige mich zu sehr mit sexuellen Spielereien, aber ich informiere mich darüber, was in meinem Imperium und meiner Kapitale passiert …«
    Euer Imperium, Eure Kapitale, dachte der General. Wie lange noch? Doch er sagte: »Die Osgoriten, die dem Muffi ergeben sind, leisten den Ordnungskräften weiterhin erbitterten Widerstand. Die Kardinäle versammeln sich morgen früh im Konklave, um einen neuen Muffi zu wählen.«
    »Was ist aus dem ehemaligen geworden?«
    »Das wissen wir nicht, Majestät. Bisher wurde er weder tot noch lebend aufgefunden.«
    Der Anblick des verfetteten Imperators widerte den General an, und er beschloss, bedingungslos Miha-Hyt de Mars – eine starke, intelligente Frau mit Visionen – in ihrem Machtanspruch zu unterstützen. Diese Wahl würde die herrschende Kaste vielleicht vor einer demütigenden Niederlage bewahren. Denn die Untergrundorganisation der Mars’ hatte schon immer die Scaythen bekämpft. Und diese Hellsichtigkeit versprach eine effiziente Regierung, auch wenn sie zum großen

Weitere Kostenlose Bücher