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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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einer halben Stunde stattfindet. Ich wünsche, dass die Ratsmitglieder einschließlich der Repräsentanten der Kardinäle sowie das Vikariat vollständig erscheinen. Ich wiederum werde mit meiner Gemahlin und meinen Kindern anwesend sein.«
    Der General schlug die Hacken zusammen, verneigte sich und ging.
    Nun begann der Herrscher über das Universum zu weinen. Sibrit de Ma-Jahi … Wie oft habe ich sie in diesem Garten geliebt?
     
    Die schwebenden Logen glitten eine nach der anderen in den Großen Empfangssaal. Die Zeremonienmeister hatten nur dreißig Minuten gehabt, um einen des Imperators würdigen Empfang vorzubereiten. Hektisch liefen sie von
Schaltpult zu Schaltpult, um die Logen an die richtigen Plätze, die sich aus der gesellschaftlichen Stellung ihrer Besitzer ergaben, zu dirigieren. In Windeseile hatte sich die Nachricht verbreitet, dass der Imperator anlässlich des Verschwindens der Scyathen von Hyponeros eine äußerst wichtige Mitteilung zu machen habe, und natürlich wollte niemand bei diesem Ereignis fehlen. Vor allem weil Gerüchte über einen bevorstehenden Staatsstreich kursierten und alle – auch wenn sie es sich nicht eingestanden – hofften, dass die Verschwörer bei dieser Gelegenheit die Initiative ergreifen würden, und den verhassten Menati stürzten. Die Aristokratie hatte Blut geleckt und schwirrte wie Schmeißfliegen, die einen Kadaver gewittert hatten, herbei. Des verhassten Muffis hatte man sich bereits entledigt, und mit demselben Jubelgeschrei würde man jetzt Menati Ang verschwinden lassen.
    Der holographische Sternenhimmel an der Decke begann zu leuchten, ebenso die Wandlampen und die indirekten, in den Fußboden aus Optalium eingelassenen Lichtquellen. Es fanden heftige Diskussionen statt, sowohl innerhalb der Logen als auch von Loge zu Loge, die autopsychische Selbstkontrolle wurde bei den Gesprächen kaum noch beachtet. Es war wichtig, gesehen zu werden. Denn würde der Imperator an diesem Abend gestürzt werden, würde man automatisch zu den Verschwörern gehören und könnte dann als Sieger nur Vorteile aus der neuen Lage ziehen.
    »Welche Überraschung, Euch zu sehen, Patriz de Blaurenaar! Ich habe erfahren, dass Eure Dienerin zu einer Untergrundorganisation gehörte, die den Mars’ nahestand?«
    »Unter uns gesagt, Sieur d’Ariostea, wäre es mir lieber, dass meine Verbindungen zu den Mars’ geheim blieben. Tatsächlich habe ich meine Dienerin – eine sehr ergebene
Osgoritin – gebeten, die Mars’ zu informieren, dass Seneschall Harkot plane, sie gefangen zu nehmen … Aber ich möchte nicht, dass böse Gerüchte kursieren, die Miha-Hyt de Mars, sollte sie in Zukunft die Geschicke Syracusas lenken, daran hindern, mir einen verantwortungsvollen Posten anzuvertrauen.«
    »Derartige Skrupel ehren Euch, Sieur de Blaurenaar. Wie schade, dass Eure Dienerin – sie soll von außerordentlicher Schönheit gewesen sein, wie mir berichtet wurde – bei ihrer Mission getötet wurde.«
    »Ich trauere aufrichtig um sie; aber was soll man da machen? Geheimoperationen bergen immer Risiken … Jetzt müssen wir alles tun, damit ihr Opfertod nicht umsonst war …«
    Reflexartig drehte sich Patriz de Blaurenaar um. Doch der Platz hinter ihm in seiner Loge war leer. Die Gedankenhüter existierten nicht mehr. Wir sind jetzt frei, dachte er, geistig frei. Und er fühlte sich plötzlich erleichtert, wie von einer unsichtbaren Last befreit.
    Vor den beiden anderen Eingängen des Saals drängten sich die Logen. Da es nicht mehr genug Platz für alle gab, wurde gestritten, und es kam sogar zu Handgreifl ichkeiten. Der eilig herbeigerufenen Garde gelang es nur mit Mühe, die Ordnung wiederherzustellen.
    Die Vertreter der Kardinäle und des Vikariats saßen in den Logen, die der in der Mitte gelegenen Bühne am nächsten waren. Ihre finsteren, verschlossenen Gesichter spiegelten ihre Sorgen wider.
    Im Laufe der Jahre waren die Scaythen in ihrer Funktion als Inquisitoren und Gedankenauslöscher zu den wichtigsten Stützen der Kirche geworden, die nun ohne diese Hilfe einzustürzen drohte. Es waren bereits alarmierende Nachrichten
aus verschiedenen Hauptstädten der Planeten des Ang-Imperiums eingetroffen: Einheimische Völker hatten sich aufgelehnt und Missionare, Exarchen und sogar einige Kardinäle-Gouverneure an Feuerkreuze genagelt. Die durch Terror etablierte Geschlossenheit der Kirche zerbrach nun, weil sich die Völker frei fühlten. Und es gab bereits viele Geistliche, die

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