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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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Teil auf der Wirkung von Drogen beruhte.
    »Wie reagiert die Kirche auf die Ereignisse?«, fragte Menati noch einmal. »Schließlich hat sie sich der Scaythen am häufigsten bedient.«
    »Auch die Kirche muss ihre Gesamtstruktur reformieren. Auslöschungen finden nicht mehr statt, weil es niemanden
mehr gibt, der sie praktizieren könnte. Ich fürchte, dass die Kreuzler nun nicht mehr durch Zwang herrschen können, sondern Überzeugungsarbeit leisten müssen.«
    »Mir scheint, dass Ihr Euch darüber freut. Oder irre ich mich?«
    »Das Feuer der Überzeugung wird die Feuerkreuze ersetzen …«
    »Das sind seltsame Worte aus Eurem Mund. Ich hielt Euch für einen glühenden Anhänger der Kirche, wie jeden aufrechten Syracuser.«
    »Das glaubte ich auch zu sein. Doch das Verschwinden der Scaythen hat mir die Augen geöffnet. Ich fordere die Freiheit des Gewissens für jedes menschliche Wesen.«
    Der Imperator drehte sich um und ging in seinen Garten hinaus. Dort setzte er sich auf den Rand des Brunnens, lauschte dem Plätschern der Fontäne und atmete den Duft der Blumen ein. Als er das Knirschen von Schritten auf dem mit weißen Kieseln belegten Weg hörte, blickte er auf.
    »Euer plötzlicher Sinneswandel erstaunt mich, General. Das unerwartete Plädoyer für eine freie Wahl der Religion und – wenn ich den verborgenen Sinn Eurer Worte richtig verstanden habe – Euer Eintreten für die politische Autonomie anderer Planetarier scheinen mir … nun … deplatziert zu sein bei einem Mann, der länger als zwanzig Jahre vom Ang-Imperium profitiert hat. Wenn ich mich richtig erinnere, so habt Ihr finanzielle Sonderleistungen nie abgelehnt, Ihr habt an Unseren Soireen teilgenommen sowie ethnische Säuberungen überwacht und Euch nie gegen die Beschlüsse des imperialen Rats gewandt. Ihr habt also die Seiten gewechselt. Da Ihr beflissen Euer Fähnchen nach dem Wind hängt, bleibt mir nur der Schluss, dass Ihr für meine Entmachtung plädiert.«

    Nach diesen Worten erkannte der General, dass mit dem Verschwinden der Scaythen die Auslöschungsmechanismen nicht mehr funktionierten. Der Geist Menati Angs hatte seine Fähigkeit zu logischem Denken vollständig zurückerlangt. Und sollte sich dieses Phänomen bei allen Menschen zeigen, die zwangsweise zu Kreuzianern gemacht worden waren, würde dieses Wiedererwachen fürchterliche Folgen für alle auf den Planeten verstreut lebenden Geistlichen der Kirche des Kreuzes haben.
    »Lieber spät als niemals. Wir erwachen aus einem bösen Traum, Eure Majestät, und wir müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um die verheerenden Folgen möglichst gering zu halten.«
    »Was haben Euch jene Leute versprochen, die Euch zu mir geschickt haben, General? Eine Stelle als Berater? Reichtum? Warum tötet Ihr mich nicht sofort? Wollt Ihr nicht gegen die Etikette verstoßen? Weil man keinen Mann tötet, der eben noch mit einer Frau im Bett war? Antwortet mir!«, schrie Menati außer sich vor Wut, stand auf und packte den Offizier an den Aufschlägen seiner roten Uniformjacke.
    »Ich versichere Euch, mir wurde nichts versprochen, Majestät … Ich wurde nur geschickt, um Euch zu drängen, die notwendigen Entscheidungen zu treffen. Wir sind überzeugt, dass sich die Scaythen zurückgezogen haben, weil sie eine Offensive von immenser Tragweite planen.«
    Der Imperator löste seinen Griff und ließ sich auf den Brunnenrand fallen. »Eine dumme Hypothese«, murmelte er. »Die Scaythen mussten sich nicht zurückziehen, um uns besser unterdrücken zu können. Sie kontrollierten bereits das gesamte Ang-Imperium.«
    »Majestät, Euren Worten entnehme ich, dass Ihr bereits zugebt, dass …«

    »Idiot!«, unterbrach ihn Menati. »Ich habe nicht auf Euch gewartet, um mir eine eigene Meinung zu bilden! Ich wusste seit Langem, dass wir nichts als Marionetten in den Händen der Scaythen waren.«
    »Verzeiht mir, Eure Majestät, aber von dieser Erkenntnis hatten wir keine Ahnung …«
    »Ebenso wie ich keine Ahnung von Euren Erkenntnissen hatte. Also haben wir uns einer im anderen getäuscht. Nicht wahr, General?«
    Menati tauchte die Hand in den Brunnen und kühlte mit dem Wasser seine Stirn.
    »Eine letzte Frage, General: Wenn Ihr mich elimiert habt, was geschieht dann mit meiner Gemahlin, Dame Annyt, und meinen drei Kindern?«
    »Darauf kann ich Euch nicht antworten, Majestät. Diese Frage steht nicht auf der Tagesordnung.«
    »Sagt jenen Leuten, die Euch geschickt haben, dass die Ratsversammlung in

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