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Sternenzitadelle

Sternenzitadelle

Titel: Sternenzitadelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Bordage
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dem in seinen schwarzen Kapuzenmantel eingehüllten Xaphox unterhielten. Zwischen ihren gelb gefleckten Zähnen steckten Reste getrockneter Pflanzen, die sie ständig kauten. Und er ahnte, dass diese widerwärtige Angewohnheit dazu führte, dass ihre Augen wie im Wahn glänzten. Außerdem verbreiteten sie einen Gestank, wie er in einem vernachlässigten Tiergehege herrschte.

    Manchmal trug eine Windböe Fetzen des Gesangs der Thutalinen an sein Ohr. Die Reinigerinnen der Orgeln gingen unermüdlich ihrer Pflicht nach, ohne sich um die Bedrohung durch jene Geschöpfe zu kümmern, die sie, leicht überheblich, die »Kriechenden« nannten.
    Verschiedene Versuche, die Schwestern des Ordens der Thutalinen durch Roboter zu ersetzen, waren allesamt gescheitert. Die Roboter waren nicht nur langsamer als die Frauen, ihre Elektronik wurde auch schnell von den himmlischen Flechten verstopft. Obwohl der Kardinal vom Anbeginn seiner Herrschaft über Ephren geplant hatte, den Orden aufzulösen, musste er dessen Bedeutung akzeptieren. Ohne diese selbstlosen, in der Abgeschiedenheit lebenden Frauen hätten die Flechten bald die Orgelwerke blockiert und verhindert, dass das Licht der Gestirne Xati Mu und Tau Xir sowie die Stolzen Winde den Planeten erreichten. So hatte er den Reinigerinnen nur untersagt, nackt ihrer Arbeit nachzugehen, da die Nacktheit des Menschen den Geboten der Kirche widerspreche. Zwar wusste er dank der Information des Großinquisitors Xaphox, dass die Schwestern, sobald sie außer Sichtweite waren, dieses Gebot missachteten, doch er bestand nicht mehr auf dessen Einhaltung. Allein der Anblick des Korallenschilds bedrückte ihn und die Gefahr eines plötzlichen Einsturzes wegen mangelhafter Wartung ängstigte ihn zutiefst. Er litt immer häufiger unter Panikattacken, die klaustrophobischen Anfällen glichen. Auch die Furcht vor einem lebensbedrohlichen Sauerstoffmangel ließ ihn gegenüber den Thutalinen nachsichtig werden.
    Ist das Schamgefühl noch wichtig, fragte er sich, wenn man allein auf die Kraft seiner Arme und Beine gestützt, in einer Höhe von über tausend Metern arbeiten muss?
Und wenn einen eine dieser Riesenschlangen mit einem Biss verschlingen kann? Sollen sie doch nackt dort oben arbeiten! Hauptsache, wir haben Licht und können atmen!
    Kardinal d’Esgouve riss sich aus seinen Gedanken und ging zu Xaphox und dessen Gesprächspartnern. Er bediente sich eines Prinzips, das er sich während seines Studiums in Venicia angeeignet hatte: Ein guter Diener der Kirche des Kreuzes täuscht immer Kompetenz vor, auch wenn er die Situation nicht beherrscht.
    »Wir beginnen mit dem Unternehmen in drei Stunden, Eure Eminenz«, sagte Xaphox, an den Kardinal gewandt.
    D’Esgouve hatte noch nicht herausgefunden, was ihn an dem Großinquisitor am meisten störte: diese beunruhigende Fähigkeit, Gedanken und Reaktionen seiner Gesprächspartner vorherzusehen oder das metallisch klingende Timbre seiner Stimme.
    »Es sei denn, Ihr hättet etwas dagegen, Eure Eminenz«, fügte der Scaythe etwas unverschämt hinzu.
    »Am besten, wir bringen es so schnell wie möglich hinter uns, Großinquisitor«, entgegnete der Kardinal gezwungen.
    »Also, in dem Fall könnt Ihr auf unsere Tiere zählen«, sagte einer der Dompteure. »Die killen zehn Schlangen pro Stunde! Unsere schuppigen Anakondas, die sind dreißig bis vierzig Meter lang. Dagegen sind Eure Korallenschlangen nur Regenwürmer.«
    »Das glaube ich gern«, murmelte der Kardinal.
    Den stechenden Blick des Schlangenjägers konnte er nicht ertragen. Diese grobschlächtigen, dreckigen Männer ekelten ihn dermaßen an, dass er ihnen nicht einmal ins Gesicht sehen konnte. Doch er zog sich aus der Affäre, indem er den Blick über die Schaumkronen des Meeres Gijen schweifen ließ. Die salzhaltigen Böen rochen wie
erlesenes Parfüm neben dem Gestank, den die beiden Barbaren ausdünsteten.
    »Müssten wir nicht endgültig klären, ob ein derartiges Vorgehen auch zweckmäßig ist?«, fragte er resigniert.
    »Das haben wir bereits getan, und Ihr habt die Notwendigkeit unseres Handelns als begründet erachtet, Eure Eminenz«, entgegnete Xaphox, einen drohenden Unterton in der Stimme.
    »Ich bin der Gouverneur dieses Planeten, der oberste weltliche und geistliche Repräsentant des Ang-Imperiums. Und sollte ich beschließen, diese grauenhaften Schlangenfresser noch nicht loszulassen, könnt Ihr Euch dem nicht widersetzen, Großinquisitor!«
    »Niemand stellt Eure Autorität

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