Sternhagelverliebt
Bistrotische. Die Sonne, die durch das Panoramafenster fällt, leuchtet sie aus, als wäre sie an einem Filmset. Sie trägt eine enganliegende schwarze Jeans und einen weiten schwarzen Pullover. Ihr Haar hat sie seitlich zu einem Zopf gebunden, und sie isst ein Omelett. Hergestellt aus echten Eiern – mit Eigelb und allem. Möglicherweise sogar mit etwas Käse.
Ich stelle mein Tablett auf den Tisch und setze mich neben sie. In meiner geradegeschnittenen Jeans und meinem weißgestreiften Hemd fühle ich mich in ihrer Gegenwart irgendwie bieder. Amber nimmt einen winzigen Bissen von ihrem Omelett und kaut bedächtig.
»Hattest du einen schlechten Tag?«, frage ich sie.
»Mehr als schlecht.«
Da ich nicht den Eindruck habe, dass sie Lust zu reden hat, nehme ich mein Putensandwich und beginne zu essen.
»Du lieber Himmel«, murmelt Amber ein paar Bissen später.
Ich blicke auf. »Was ist?«
Unfähig, etwas zu sagen, deutet Amber mit einem Kopfnicken in Richtung des Eingangs. Connor Parks schlurft herein. E. hält ihn am Ellbogen fest.
Connor Parks sieht aus wie, na ja … der junge James Bond eben. Glattes schwarzes Haar, blaue Augen, ein starkes Kinn und einen Körper, der wie geschaffen ist für einen Smoking von
Armani.
Sein unglaublich hübsches Gesicht wirkt abgekämpft, als hätte er die vergangenen Tage damit verbracht, sich die Seele aus dem Leib zu kotzen. Sein Dreitagebart lässt ihn verwegen und gefährlich wirken – so, als könnte er jemanden mit bloßen Händen töten.
E. trägt eine dunkle Jeans von irgendeinem angesagten Label und einen leichten grauen Pullover. Irgendwie sieht er süß aus und gleichzeitig gestresst.
Im Raum ist es still geworden, und jeder (ich meine,
jeder
von den Mitarbeitern in der Essensausgabe bis hin zu Carol und Saundra, die ein paar Tische von uns entfernt sitzen und essen) beobachtet DJJB . Es scheint beinahe so, als würden wir alle den Atem anhalten und darauf warten, dass etwas passiert.
»Das ist lächerlich!«, ruft Amber und schiebt mit geröteten Wangen ihren Stuhl zurück. Wütend steht sie auf. »Wohin zum Teufel starrt ihr alle? Er ist nur ein Mensch, kein Gott. Steckt ihm eine Spritze in den Arm, und er wird genauso high wie der Rest von uns!«
Die ungefähr 20 Augenpaare, die auf DJJB gerichtet waren, schwenken gleichzeitig zu Amber, auch Saundras. Saundra sagt etwas zu Carol, erhebt sich und kommt gezielt auf uns zu.
Ich packe Ambers Arm. »Amber, Saundra kommt.«
»Lass sie nur kommen.«
Amber steigt auf ihren Stuhl und von dort auf den Tisch. »Was ist nur los mit euch? Seid ihr so fasziniert, einen Star zu sehen, dass ihr nicht mehr antworten könnt? Hey, ich kann es euch nicht verübeln. Seht ihn euch an. Er ist so berühmt, dass es ihm sogar erlaubt ist, sein eigenes kleines Gefolge mit in die Entzugsklinik zu bringen. Kommt schon, sagt hallo zu E.! Heißt ihn nach Art der
Oasis
herzlich willkommen!«
Saundra hat unseren Tisch erreicht. »Bitte kommen Sie da herunter, Amber.«
»Gut, also wollt ihr einen Niemand nicht begrüßen. Ich habe verstanden. Aber ich bin mir sicher, dass ihr ihn begrüßen werdet: den einen, den einzigen Cooonnnnooorrr Paaarrrks!«
»Amber, das ist mein Ernst. Kommen Sie sofort da runter.«
Amber sieht voller Abscheu auf Saundra herab. »Ooohhh, werden Sie sonst bis drei zählen, wie mein Daddy? Keine Angst, das übernehme ich schon.«
Sie bückt sich, um eine Serviette aufzuheben und rollt sie zusammen. Ihre Hände zittern.
»Und eins, und zwei, und drei …« Sie beginnt, für DJJB Sara Bareilles’
Love Song
zu singen. Mit ungerührter Miene beobachtet er sie.
Als sie beim Refrain angekommen ist, fängt Ambers Stimme an zu beben, und sie verstummt. Und in dem Moment bin ich im Herzen bei diesem seelisch verletzten Mädchen. Ich will ihr helfen. Irgendwie. Auf irgendeine Art.
Also tue ich das Einzige, was ich kann. Ich stehe auf und singe. Ich klettere auf den Tisch und balanciere zu Amber. Noch immer singend nehme ich ihre Hand und drücke sie fest. Sie wirft mir einen dankbaren Blick zu und stimmt wieder mit ein.
Gemeinsam bringen wir den Song zu Ende. Nach dem letzten Ton herrscht kurz Stille, ehe alle in Jubel ausbrechen und applaudieren. Uns bleibt ein beglückender Moment im Rampenlicht, ehe Evan und John uns vom Tisch zerren und aus der Cafeteria schleppen.
Evan lässt mich in Dr. Houstons Büro allein. Während ich auf ihn warte, gehe ich rastlos im Untersuchungszimmer auf und ab, öffne
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