Sternschnupperkurs
Harry wirkte misstrauisch. »Und womit bin ich einverstanden?«
»Jaz. Er und Lucille arbeiten zusammen im Studio – ist das nicht
großartig
?« Suzy strahlte ihn an, während sie rückwärts zum Schlafzimmer ging. »Er wollte wissen, ob ich Lucille einen großen Gefallen tun und Baxter heute Abend Gassi führen kann. Du kennst doch diese Künstlertypen, sobald sie angefangen haben, dürfen sie den Schwung nicht verlieren …«
»Oh, bitte, ich kann nicht glauben, was ich da höre.« Harrys Stirn legte sich protestierend in Falten. »Das ist nicht fair. Du bist gerade erst nach Hause gekommen, und jetzt willst du schon wieder verschwinden und mich hier ganz allein lassen?«
»Denk an Baxter«, sagte Suzy. »Wie könnte ich ihn enttäuschen?«
»Er ist noch nicht einmal unser Hund!«
»Das vielleicht nicht, aber Lucille ist meine Schwester. Jedenfalls löst es ein Problem, nicht?« Sie griff nach den Videos in ihren Videoshophüllen und wackelte damit herum. »Du wolltest James Bond sehen und ich
Mamma Mia
. Jetzt müssen wir uns darüber nicht länger streiten«, fuhr sie fröhlich fort. »Du kannst deinen Film ganz in Ruhe anschauen!«
»Ich wollte, dass wir etwas Zeit zusammen verbringen.« Harry war untröstlich. »Eine schöne, gemeinsame Zeit. Wie soll das gehen, wenn du nie da bist?«
»Ich bin doch da. Ich laufe nur schnell los und tue Lucille einen Gefallen.«
»Aber ich sitze hier schon den ganz Tag allein fest!«
Im Schlafzimmer angekommen, nahm Suzy den Nebenapparat zur Hand und tippte die Nummer von Jaz ein.
»Celeste? Hallo, ich bin’s. Hör mal, kann ich kurz mit Maeve sprechen?«
»Sie ist ausgegangen. Heute ist ihr freier Abend.«
»Ach tatsächlich? Mist. Ich wollte sie bitten, Harry etwas Gesellschaft zu leisten.«
Er mochte von Maeve vorhin die Nase voll gehabt haben, aber sie war doch sicher besser als nichts, oder?
»Maeve und der Rest ihrer Darts-Gruppe sind ins Hippodrom gegangen, um den Chippendales beim Ausziehen zuzusehen«, teilte ihr Celeste mit. »Die armen Chippendales. Mehr habe ich dazu nicht zu sagen.«
»Ach herrje. Ich dachte, nach dem kleinen Zwischenfall mit dem Stringtanga des Blonden hätte Maeve Hausverbot bekommen?«
»Das gesamte Darts-Team hat Hausverbot bekommen. Deswegen gehen sie in Verkleidung.« Celeste gähnte hörbar. »Jedenfalls ist sie nicht hier.«
Celeste klang angenervt. Lucille und Jaz hatten sich unten im Aufnahmestudio eingeschlossen. Suzy fragte sich, ob sie Harry ein Schicksal schlimmer als der Tod zumutete, aber dennoch machte sie weiter: »Du hast vermutlich keine Lust, kurz herüberzukommen?«
»Wie bitte? Warum sollte ich? Was hätte ich davon?«
»Äh, keine Ahnung.« Suzy überlegte sich eine passende Bestechung. Celeste tat niemals etwas aus der Güte ihres Herzens – wahrscheinlich weil in ihrem Herzen keine Güte zu finden war.
»Mir gefällt der Schal, den du dir letzte Woche gekauft hast«, warf Celeste hilfreich ein. »Der Georgina-von-Etzdorf-Seidenschal mit den rosa und lila Troddeln.«
Leider nicht der drei Jahre alte, marineblaue Polyesterschal von Woolworth. Suzy hatte ein Vermögen für ihren geliebten Etzdorf-Schal ausgegeben. Ehrlich, wenn das der derzeitige Babysitter-Satz war, dann war sie im falschen Gewerbe.
Zu meiner Zeit, dachte Suzy, bekam man zehn Pfund und eine Handvoll Schokobonbons.
Celeste traf zehn Minuten später ein, als Suzy gerade gehen wollte. Sie packte Suzys Linke und hielt sie neben ihre Linke.
»Ich will nur die Diamanten vergleichen«, prahlte Celeste. »Ach, schau nur, fast so groß wie meiner!«
Suzy widerstand dem Drang, ihr den Stein auf die Nase zu donnern.
»Jetzt lass uns Gehirne vergleichen«, sagte sie zu Celeste. »Oh weh, wie schade, auch nicht annähernd so groß wie meines!«
»Tut mir leid, sagtest du Gehirne oder Hintern?«, flötete Celeste, als sie ins Wohnzimmer traten.
Tod durch Erdrosseln mit einem Georgina-von-Etzdorf-Troddelschal. Na gut, technisch gesehen war es Mord, aber eine elegante Richterin mit hervorragendem Geschmack würde Nachsicht walten lassen, da war Suzy fast sicher.
»Um zehn bin ich wieder zurück«, sagte sie zu Harry.
Harry, ausgestreckt auf dem Sofa, das Boggle-Brett verlassen auf dem Couchtisch neben sich, grinste zu Celeste hoch. »Bist du mein Babysitter?«
»Ja.« Celeste schniefte abfällig. »Aber nur, weil mir langweilig ist.«
Suzy fühlte sich wie ein Geheimdienstspion, als sie Leo aus der abgedunkelten Sicherheit ihres
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