Sternschnupperkurs
atmen.«
»Nein, draußen.«
Im nächsten Augenblick hörten sie Schritte, die sich über das Kiesbett näherten. Die Haustür, die bereits offen stand, wurde schwungvoll aufgerissen.
»Keine Bewegung!«, donnerte eine Männerstimme. »Hände hoch! Bleiben Sie, wo Sie sind!«
Als Suzy sich langsam umdrehte, fiel ein letzter Blutstropfen auf ihr blutgetränktes Dekolleté. Sie sah das Entsetzen in den Augen des Polizisten in der Tür.
»Alles in Ordnung, Miss? Keine Sorge, Sie sind jetzt in Sicherheit.« Er zog Handschellen hervor, packte Leos Handgelenke und drehte sie ihm auf den Rücken. »Mein Gott, was hat er Ihnen angetan?«
»Ehrlich, er hat nichts …«, fing Suzy an, als man die Schritte eines weiteren Mannes im Flur widerhallen hörte.
»Ruf einen Notarzt«, bellte ihm der erste Polizist über die Schulter zu.
»Sie braucht keinen«, erklärte Leo ruhig.
Suzy hörte ein erstauntes Aufkeuchen. »Leo?«
Der erste Polizist fragte mit grimmiger Stimme: »Kennt ihr euch?«
»Sogar ziemlich gut«, erwiderte Leo.
Suzy versuchte, selbstsicher zu lächeln, als der zweite Polizist auftauchte. So selbstsicher, wie es ging, wenn man Ströme von Blut zwischen den Zähnen hatte.
»Hallo, Harry.«
Harry bestand darauf, sie in ihrem Rolls nach Hause zu bringen.
»Die Nachbarn haben uns angerufen und einen Einbruch gemeldet. Sie wussten, dass das Haus leer steht. Und als sie im Vorgarten einen Tumult hörten …«
»Fledermäuse«, erläuterte Suzy.
»Keineswegs, sie dachten, es seien Einbrecher. Sie haben sich absolut korrekt verhalten.«
»Ich wollte sagen, eine Fledermaus flog über mich hinweg. Ich geriet in Panik und versuchte, sie mit meiner Handtasche zu verscheuchen. Stattdessen habe ich meine Nase erwischt.«
»Das hast du bereits gesagt.« Harry fuhr vor ihrem Haus vor. Er drehte sich zu ihr, mit besorgtem Gesichtsausdruck. »Ich verstehe nur nicht, was du dort um diese Uhrzeit überhaupt zu suchen hattest. Das ist doch nicht normal, oder? Dass man jemand um 23 Uhr 30 ein Haus zeigt.«
»Man tut, was man tun muss.« Suzy zuckte mit den Schultern. »Man wittert seine Chance und ergreift sie.«
Harry schnüffelte. »Und warum rieche ich Fisch und Pommes hier im Auto?«
»Weil wir unterwegs Fisch und Pommes besorgt haben«, erläuterte Suzy geduldig. »Das Haus meiner Mutter soll verkauft werden. Ich dachte, dass Leo daran interessiert sein könnte. Und weil er in ein paar Stunden in die Staaten fliegt, wollte ich es ihm unbedingt vorher noch zeigen.« Sie blinzelte, ihre Geduld war allmählich aufgebraucht. »Harry, hör bitte auf, mich so anzusehen. Wenn ein Kunde so viel Geld für ein Haus ausgeben will, dann tut man alles, was nötig ist, um ihm eines zu verkaufen. Leo hat außer uns noch drei weitere Immobilienmakler kontaktiert. Ich möchte, dass er am Ende mit meinem Büro ins Geschäft kommt. Das verstehst du doch wohl?«
»O ja, das verstehe ich. Es geht ums Geld, und mein Bruder hat haufenweise Kohle.« Harry schwieg kurz. »Und? Hat er dich angebaggert?«
»Angebaggert?«
»Ach bitte, schau doch nicht so unschuldig. Du weißt genau, wovon ich rede.«
Erstaunt jammerte Suzy: »Natürlich hat er mich nicht angebaggert! Mein Gott, es war rein
geschäftlich
.«
Harry erwiderte mit ausdrucksloser Stimme: »Du hast mir gerade gesagt, dass du alles tun würdest, was nötig ist, um einen Abschluss zu erzielen.«
Holla, war das Eifersucht?
»Jetzt wirst du albern.« Suzy schüttelte ungläubig den Kopf.
»Er ist mein Bruder«, sagte Harry, »ich weiß, wie er ist. Ehrlich gesagt erstaunt es mich, dass er nicht versucht hat, dich zum Essen in ein Restaurant einzuladen.«
»Tja, ich habe nicht im Restaurant mit ihm gegessen.«
Das stimmte,
irgendwie
. Nochmal holla.
»Ihr habt also nur Fisch und Pommes gegessen«, murmelte Harry.
»Und ich habe dafür bezahlt.« In diesem Moment fuhr ein Streifenwagen hinter ihnen vor, die Scheinwerfer erhellten das Wageninnere. Dankbar für diese Gnadenfrist drehte sich Suzy auf dem Beifahrersitz nach hinten. »Deine Mitfahrgelegenheit ist angekommen. Danke, dass du mich nach Hause gebracht hast. Es tut mir leid, dass du denkst, ich hätte heute Abend alles darangesetzt, deinen Bruder zu verführen.« Abrupt streckte sie die Hand aus. »Meine Schlüssel, bitte.«
Harry wirkte verblüfft. »Suzy, ich wollte damit nicht …«
»Nein, nein, ist schon in Ordnung.« Sie spürte, wie sich ihre Kiefermuskulatur verspannte. »Ich nehme jetzt ein
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