Sternstunde der Liebe (German Edition)
wenn du in Kanada bist?«, fragte Rumer.
»Ich würde sagen, es besteht eine vage Möglichkeit.«
»In welcher Hinsicht? Sie ist dort, dreht einen Film.«
»Ja, aber sie steht unter Zeitdruck – wie sie uns stets erinnert.«
»Ich hoffe trotzdem, dass es klappt; ich weiß, du würdest dich darüber freuen«, sagte Rumer, und Sixtus sah, wie Zeb zusammenzuckte.
Als Sixtus nun nach Michael Ausschau hielt, empfand er wieder das alte Bedauern über die abgerissene Verbindung zwischen Rumer und ihrem Neffen. Sobald Elizabeth einen Entzug gemacht und gemerkt hatte, was die beiden einander bedeuteten, hatte sie Michaels Besuchen einen Riegel vorgeschoben. Immer mit einem triftigen Grund – aber nie dem wahren: Er hat eine Erkältung, er begleitet mich zum Drehort, wir verbringen den Sommer in Aix-en-Provence.
» In Ordnung«, sagte Rumer und wandte sich der Clarissa zu. »Hast du das Funkfeuer an Bord?«
»Den Funksender? Ja.«
»Du wirst dich auf dem Meer bestimmt nicht verirren. Aber trotzdem möchte ich, dass du ihn mitnimmst, für den Fall, dass du Sehnsucht nach uns bekommst – du könntest dich einsam fühlen und Lust haben, uns anzurufen!«
»Du umsorgst mich genauso, wie ich das bei dir gemacht habe, als du klein warst.« Sixtus legte den Arm um sie. Das war eine Fürsorge der Art, die er ertragen konnte: Liebe.
Er erinnerte sich, wie Zeb und Rumer stundenlang, manchmal sogar den ganzen Tage unterwegs gewesen waren, um Abenteuer zu erleben. Sie waren nach Gull Island hinausgeschwommen und von dort zum Stony Neck State Park hinüber. Einmal hatten sie mit dem Ruderboot den Long Island Sund durchquert, bis Orient Point. Ein anderes Mal waren sie abends mit Pferden den Serendipity Hill hinaufgeritten, um vom Gipfel des Hügels die Sterne zu betrachten. Für Sixtus und Clarissa war es eine Herausforderung gewesen, die beiden ziehen zu lassen, ihnen Raum für Wachstum und Entwicklung zu geben, und sie aus der Ferne zu beschützen.
»Das tut sie gerne«, bestätigte Zeb. »Dich umsorgen.« Rumers Blick irrte umher, Zeb krampfhaft meidend. Doch schließlich gab sie auf.
»Stimmt, Dad«, sagte sie, und Sixtus sah, dass sie Tränen in den Augen hatte. Er blickte zu Boden, um nicht selbst von Rührung übermannt zu werden. Wie lange würde es dauern, bis die Arthritis so schlimm wurde, dass umsorgen nicht mehr ausreichte, weil er professioneller Pflege bedurfte?
»Es wäre eine Beruhigung für mich, wenn du versprichst, die elektronischen Instrumente an Bord auch wirklich zu benutzen «, meinte Zeb.
»Überzeug ihn nur, Zeb«, warf Rumer ein.
Sixtus schüttelte den Kopf und lachte. »Ich bin ein alter Ire, der genau das tut, was viele seiner Vorfahren getan haben – den Atlantik überqueren. Nur dieses Mal geht es in die umgekehrte Richtung – zurück in die Heimat, nach Irland . Ich habe einen guten Sextanten. Zeb, gerade du solltest die Bedeutung der Sterne kennen. Sie sind meine Himmelskarte. Sie werden mir den Weg weisen.«
»Natürlich kannst du mit ihrer Hilfe deine Position bestimmen, aber es gibt heute einfachere Möglichkeiten. GPS, INMARSAT … ich habe höchstpersönlich Satelliten ins Weltall befördert, um Seefahrern die Navigation mittels solcher Leitsysteme zu erleichtern.«
Sixtus lächelte. Er verstand, dass sich die jüngere Generation auf GPS und Computer verließ – man musste nur noch auf das Gewünschte zeigen und klicken, und schon erschienen die Koordinaten wie von Zauberhand auf dem Monitor. Eine solche Navigation war mit dem Kochen nach Rezept zu vergleichen – Anleitungen, die von jemand anderem stammten –, ohne die eigenen Wegweiser richtig zu verstehen.
»Danke, Zeb. Rumer – du weißt, dass ich nicht ohne Elektronik aufs Meer hinausfahren würde. Ich schalte das Funkfeuer ein – keine Bange. Aber das ist nur zur Unterstützung gedacht: Ich werde meine Position mit Hilfe der Sonnenlinie bestimmen, die Höhe der Gestirne messen … ich verlasse mich lieber auf solche natürlichen Navigationshilfen, und ich werde schon zurecht kommen.«
»Ich möchte ja nur, dass du für den Notfall gerüstet bist«, meinte Zeb.
»Nimm es nicht persönlich, wenn ich die Geräte nicht benutze, mein Junge.« Sixtus klopfte ihm jovial auf die Schulter. »Ich bin mit einer Herreshoff unterwegs, ein klassisches Modell, und nicht in einer von diesen neuzeitlichen Seifenschalen aus Plastik. Als sie gebaut wurde, war der Sextant das absolut Beste, was es gab. Vertrau der Natur:
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