Sternstunde der Liebe (German Edition)
Wenn du Wunder von ihr erwartest, wirst du sie bekommen.«
»Dad …«
»Sag mal, mein Lieber.« Winnie gesellte sich zu ihnen. Ihre dunkelblaue Seidenrobe hatte große Epauletten auf den Schultern – ein Seemannsaufzug zu Ehren seines Abschieds. Vielleicht hatte sie ihn an Bord der H. M. S. Pinafore getragen oder einen Admiral zu ihren Bewunderern gezählt.
»Was ist, meine Liebe?«, fragte Sixtus, als er ihre sorgenvolle Miene sah.
»Versichere mir, wenn du kannst, dass dein prachtvolles Boot wirklich ausreichend seetüchtig ist, um den Atlantik zu überqueren.«
Sixtus lachte, froh, von den Blicken, die zwischen Rumer und Zeb hin und her wechselten, und dem gefühlsbetonten Abschied von den beiden abgelenkt zu werden.
»Die Clarissa ist hochseetauglich, Winnie.«
»Und du bist sicher, dass solche Boote den Atlantik wirklich überquert haben?«, hakte sie nach.
»Bin ich.«
»Von nur einer Person gesegelt?«, warf Rumer ein.
»Aber gewiss. Ich bin kein Pionier, Liebes. Was ich tue, haben andere längst vor mir gemacht. 1978 segelte ein Mann namens Lloyd Bergeson die Cockatoo II – ebenfalls eine New York 30 – allein nach Norwegen.«
»Und er ist heil dort angekommen?«, fragte Rumer.
»In der Tat.« Sixtus Herz klopfte zum Zerspringen; er hoffte, dass sie es bei dieser Frage bewenden ließ.
»Was ist los?« Zeb rückte ein Stück von Rumer und Winnie ab.
»Was soll los sein?«
»Deine Miene war von einer Wolke überschattet, so groß wie Neuengland. Was ist wirklich mit der Cockatoo II geschehen?«
»Sie ging auf der Heimfahrt unter. Erzähl Rumer nichts von der Geschichte, ja, Zeb? Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie sie während deiner Weltraummissionen war, ständig hat sie den Himmel beobachtet und befürchtet, er würde dich verschlingen.«
»Wohl eher gewünscht; damals hat sie mich gehasst. Ich war mit Elizabeth verheiratet.«
»Das gehört der Vergangenheit an«, erwiderte Sixtus mit Nachdruck.
»Soll heißen?«
»Ich werde es dir erklären, Zeb. Ich war absolut gegen die Scheidung – weil sie gegen meine religiösen Überzeugungen verstößt. Aber es gibt ein altes Sprichwort: Der Natur sollte man nicht ins Handwerk pfuschen, auch wenn man es sich noch so sehr wünscht.«
»Das schlichte, physikalische Gesetz von Ursache und Wirkung.«
»Physik, Natur, das menschliche Herz. Man kann eine Flutwelle, einen Wirbelsturm, einen fallenden Baum nicht aufhalten. Stell dich ihnen in den Weg, und du wirst den Kürzeren ziehen. Eine solche Naturgewalt habt ihr beide, Rumer und du, vor vielen Jahren auf dieses Kap gebracht. Stellt euch ihr nicht wieder in den Weg.«
Er wandte ihm den Rücken zu, nicht bereit, sich weiter über das Thema auszulassen, und ging von einem zum anderen, um sich zu verabschieden. Quinn lief herbei, gab Sixtus einen dicken Kuss.
»Pass auf dich auf, ja? Halte dich von den Walen fern, oder anderen Kolossen. Man hört, dass sie sich überall im Golfstrom herumtreiben. Und ramm bloß keinen Sonnenbarsch – sie sind riesig und sonnen sich gerne an der Wasseroberfläche.«
»Ja, geh lieber auf Nummer sicher, Grandpa«, fügte Michael hinzu.
»Mach ich.«
»Und wenn du dich einsam fühlst, habe ich einen guten Tipp für dich, selbst erprobt«, sagte Quinn leise und gefühlvoll.
»Welchen, Liebes?«
»Ich schließe die Augen und denke an meine Eltern. Gleich wo ich bin und wie einsam ich mich fühle, ich kann sie hören. Am leichtesten im Meer … wenn ich den Wellen lausche. Oder noch besser in meinem Boot, wo ich sie spüre … wie sie mich hochheben, mich stützen, mich auf meinem Weg begleiten. Clarissa wird das Gleiche für dich tun, Sixtus.«
» Clarissa , mein Boot?«
»Nein, Clarissa, deine Frau. Sie ist immer bei dir.«
»Oh, das weiß ich, Quinn.« Sixtus nahm die Hand des Mädchens. Zwischen ihnen hatte schon immer eine enge Verbindung bestanden. Erstaunlich, dass ein junges Ding wie sie bereits so viel über die wahre Liebe und menschliche Stärken und Schwächen wusste. Dankbar dafür, dass sie Michaels Freundin war, küsste er sie auf den Scheitel.
»Du gehörst auf ein College, Quinn. Um dieses Ziel zu erreichen, wäre der Sommerkurs ein guter Start.«
»Wir gehen, gleich morgen«, sagte Michael.
»Was? In den Sommerkurs?«
»Ja«, bestätigte Quinn. »Wir wären heute schon dort, aber wir wollten deine Abschiedsfeier nicht versäumen.«
»Aha. Und was hat euch zu diesem Sinneswandel veranlasst?«, fragte Sixtus.
»Wir haben
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