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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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er, dass er der Grund war? Er stellte den Kessel auf den Herd und zündete die Gasflamme an. Sie spürte immer noch einen schwachen Abglanz des Gefühls, als seine Arme beim Tanzen ihre Schultern umfangen hatten. Von unbezähmbarer Sehnsucht aufgewühlt, drehte sie sich langsam um und sah ihn an.
    Zeb trat näher, schloss sie in seine Arme. Stark und von der Sonne gebräunt, brachte er sie zum Erglühen, als seine Hände ihren Rücken liebkosten und sie an sich drückten. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, wie früher, als er mit ihr bei den Straßenfesten unten auf den Tennisplätzen getanzt hatte, und schmiegte sich an ihn. Sie bebte von Kopf bis Fuß, als sie spürte, wie sich Zebs muskulöser Körper mit voller Kraft an sie presste.
    Der Teekessel zischte auf der Flamme, und Rumer fürchtete, das Wasser könnte kochen, bevor Zeb und sie sich darüber im Klaren waren, wie es weitergehen sollte. Die Küche, in der sie sich befanden, war seit ihrer Kindheit unverändert geblieben; auf dem Herd hatte Elizabeth Spiegeleier gebraten. An Thanksgiving hatte ihre Mutter einen Truthahn ins Rohr geschoben. Und die Mayhews waren tausendmal zum Kaffee herübergekommen.
    Ein Bild nach dem anderen ging ihr durch den Kopf: ihre Schwester und sie, barfuß über den Boden tappend, mit den erbeuteten Nikolausgaben in den klebrigen kleinen Händen; Zeb und sie als Teenager, wie sie Plastikflaschen mit Eiswasser für lange Segelpartien durch den Sund füllten …
    »Rumer«, flüsterte Zeb, sein Mund heiß an ihrem Ohr.
    »Was tun wir beide da?« Sie hob die Arme, zerzauste mit den Fingern sein Haar, bemühte sich verzweifelt, die aufwühlenden Erinnerungen und Skrupel zu verdrängen, als sie den Kopf in den Nacken legte und sein Mund sanft ihre Lippen streifte.
    Das Wasser kochte, der Kessel begann zu pfeifen. Es war kein zarter Laut; er durchdrang vielmehr die Stille wie eine Sirene und ließ sie erschrocken auseinander fahren. Zeb trat einen Schritt zurück. Rumer schaltete die Flamme aus. Ihr Herz klopfte zum Zerspringen, sie fühlte sich aufgelöst, innerlich wie äußerlich; als Zeb ihre Schulter berührte und versuchte, sie wieder herumzudrehen, stand sie wie angenagelt da.
    »Rumer?«
    »Ist das nicht seltsam mit uns beiden?«, flüsterte sie.
    »Ich finde es … verblüffend, wundervoll.«
    »Das ist es möglicherweise«, murmelte sie.
    »Aber …?«
    »Ich weiß nicht. Ich bin mir nicht sicher.«
    »Neulich auf dem Dach, als du mich fragtest, warum ich Elizabeth geheiratet habe …«
    »Nicht Zeb, nicht jetzt –«
    »Bitte hör mich an, Rumer. Ich hatte keine Ahnung, dass du mich damals auf diese Weise geliebt hast. Es fing gerade erst an zwischen uns, in jenem letzten Jahr – ich habe deine Hand gehalten. Wir haben uns geküsst, sind miteinander ins Kino gegangen … dann kam die Frühjahrs-Tagundnachtgleiche, als wir uns treffen wollten …«
    »Frühlingsbeginn«, murmelte Rumer.
    »Und du warst nicht da!«
    »Ich wäre gekommen. Ich wollte – das weißt du!«, sagte Rumer atemlos und stieß ihn weg.
    »Warum bist du dann nicht erschienen? Ich war da, habe auf dich gewartet.«
    Rumer kniff die Augen zusammen, versuchte sich zu erinnern. Es war für beide das letzte Jahr auf dem College gewesen. Prüfungen, Unterlagen, Bewerbungen für das Graduiertenstudium … aber sie hätte alles getan – absolut alles –, um bei Zeb zu sein. Er hatte sie gebeten, an jenem Wochenende nach Hause zu fahren, und sie war gefahren. Sie hatte im Briefkasten, der alten Schreibtischschublade nachgesehen, auf den Anruf gewartet.
    »Du bist zu Elizabeth gegangen«, erwiderte Rumer schneidend.
    »Das bereue ich zutiefst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr – aber ich ging erst zu ihr, nachdem du mich versetzt hattest, als ich dachte, dass du mich nicht auf diese Weise willst …«
    »Hör auf, Zeb.«
    Ihr Herz war schwer; der Abschied von ihrem Vater und die vielen Kindheitserinnerungen, die wieder in ihr wach wurden, lasteten auf ihr. Dies war die Küche in ihrem Elternhaus; Elizabeth und sie waren Schwestern. Sie hatten hier gestanden, an ebendieser Stelle, und ihre Mutter hatte gesagt: »Ihr werdet viele Freunde haben, aber nur eine Schwester!«
    »Bitte, hör mir zu –«
    »Nicht jetzt!«, schrie sie. »Schluss damit – ich will nichts davon hören.«
    »Du wirst mich anhören, bevor der Sommer vorbei ist.« Seine Stimme war so leise, dass sie wie ein Grollen klang. »Du musst, Rumer. Ich weiß, was du für

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