Sternstunde der Liebe (German Edition)
und seiner Tante los und stand hochaufgerichtet vor Quinns Ankläger. »Sie ist meine Freundin. Alles, was sie ihr zu sagen haben, können Sie auch mir sagen.«
»Du kannst mich mal«, sagte der Mann lachend. Kopfschüttelnd stieg er in seinen Lieferwagen und brauste davon.
Als die Luft rein war, kam Quinn die Stufen vom Bootshafen hinaufgerannt. Sie hielt den silbernen Sprühkanister des Kammerjägers in der Hand und stellte ihn ab, um sich in Michaels Arme zu werfen. »Ich habe gehört, wie du mich verteidigt hast«, sagte sie und umarmte ihn fest. »Danke, danke.«
»Wir müssen miteinander reden«, sagte Zeb streng.
»Erst müssen wir das Zeug loswerden«, entgegnete Quinn. Sie deutete auf den Kanister. »Ich wollte zuerst damit aufs Meer hinausfahren und ihn versenken – in einem dieser Giftmülldepots, die auf allen Karten vom Long Island Sund eingezeichnet sind, gleich hinter dem Hunting Ground, Richtung Südsüdost. Nach dem Motto, was macht ein bisschen Gift mehr oder weniger schon aus? Aber so denken die anderen. Ich will keinen einzigen Meeresfisch mit dem Zeug umbringen.«
»Wir könnten die Giftzentrale der Umweltschutzbehörde einschalten«, schlug Rumer vor. »Das wäre vermutlich am besten. Oder die Polizei – um diesem Kerl zuvorzukommen; sollen die sich doch damit auseinander setzen.«
»Wir könnten ihnen die ganze Sache erklären«, warf Mathilda ein.
»Was erklären?«, hakte Zeb nach.
»Was ich getan habe«, sagte Quinn. »Und warum. Die wichtigen Dinge im Leben. Wo wir leben. Mit welchen Menschen wir uns verbunden fühlen. Hubbard’s Point, wer und wie wir sind … solche Dinge zählen im Leben. Bei Shakespeare, in Romeo und Julia, sind die Menschen bereit, in den Tod zu gehen für das, was sie lieben und woran sie glauben. Stimmt’s, Michael?«
»Stimmt.«
»Und das sind die Dinge, die ich liebe und an die ich glaube. Dinge, für die ich sterben würde. Wir könnten erklären, dass wir dieses Fleckchen Erde lieben …«
Zeb nickte.
»Genug, um dafür zu sterben.«
»Du hast Mumm, Mädel, alle Achtung«, sagte Zeb.
Rumer schwieg. Auf dem Kap aufzuwachsen war ein Privileg. Jugendliche – und Erwachsene – entwickelten hier ein Gefühl der Zugehörigkeit, lebenslange Freundschaften und das Bewusstsein, dass es einen Platz auf der Welt gab, an den sie jederzeit zurückkehren konnten. Dieser magische Ort hatte Zeb und sie zusammengebracht, in jungen Jahren, und hatte sie nun erneut zueinander finden lassen.
»Danke«, sagte Quinn.
»Du magst die Natur, richtig?«
»Mit allem, was dazugehört.«
»Vielleicht hast du Lust, nach Kalifornien zu kommen und bei mir im Forschungslabor zu arbeiten, sobald du mit deiner Ausbildung fertig bist.«
»Wirklich?«, fragte sie, und Michael trat näher, sah interessiert aus.
Rumers Herz sank. Zeb hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er zurückkehren und das Raumfahrtzentrum eröffnen würde. Aber Mattie fing ihren Blick auf, sah sie ermutigend und beschwichtigend an.
»Natürlich«, bestätigte Zeb. »Du bist wissbegierig, und genau solche Forscher können wir immer gebrauchen.«
»Wow.« Quinn strahlte, wog ihre Möglichkeiten ab.
Rumer stand reglos da und sann über den Vorschlag nach. Die Menschen wuchsen hier auf und gingen. So war es immer gewesen, Jahr für Jahr. So undenkbar es im Moment auch sein mochte, dass Quinn jemals den Wunsch verspüren könnte, das Kap zu verlassen – es war genauso unvorstellbar für sie gewesen, dass Zeb fortgehen würde, im gleichen Alter. Rumer war die Ausnahme von der Regel – ein Mensch, der sein Leben lang der heimischen Erde verhaftet war. In diesem Moment näherte sich ein Streifenwagen der Stadtpolizei. Zwei Polizisten stiegen mit strenger Miene aus. Hinter ihnen kam der Lieferwagen der Schädlingsbekämpfungsfirma mit quietschenden Bremsen zum Stillstand.
»Das ist sie!«, sprudelte der Mann hervor und deutete auf Quinn. »Sie hat mich angegriffen und meinen Kanister gestohlen! Sie ist den Hügel runtergerannt, hat ihn bestimmt ins Wasser geworfen, oder so. Völlig ausgerastet, dieses Früchtchen, nichts als Zerstörungswut im Kopf. Fragen Sie sie, wo sie den Kanister gelassen hat! Na los, fragen Sie schon!«
»Officer, der Kanister mit dem Gift ist hier, direkt vor Ihrer Nase«, sagte Rumer und trat vor.
»Sie sind doch Dr. Larkin, oder?«, fragte einer der beiden Polizisten. »Die Tierärztin.«
»Richtig«, antwortete Mathilda.
»Wir sind ein bisschen aufgeregt«, sagte
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