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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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der Natur nicht auf die Sprünge half. Es war eine Ironie des Schicksals, dass der Silberton Rumer nicht alt machte, sondern ihr vielmehr das Aussehen eines altklugen Kindes verlieh.
    »Sprichst du von Zeb?« Rumers blaue Augen waren hitzig und leidenschaftlich.
    »Mein Ex-Ehemann, wenn du gestattest. Ja. Von Zeb.«
    »Darauf habe ich gewartet.«
    Elizabeth lachte kehlig. Sie hatte sich schon immer meisterhaft darauf verstanden, ihre jüngere Schwester zu manipulieren. Es bedurfte nur der richtigen Mimik und Gestik, zum richtigen Zeitpunkt: ein Stirnrunzeln, ein aufmunterndes Lächeln, ein Kopfschütteln, das besagte, wie kannst du nur!, Missbilligung in der Stimme, Ermutigung in der Umarmung … all das hatte seine Wirkung bisher nie verfehlt. Doch im Augenblick maßen sich die Schwestern mit Blicken, und Rumer siegte.
    »Worauf hast du gewartet?«, hakte Elizabeth nach.
    »Dass du mich nach Zeb fragst. Deshalb bist du doch hier, oder?«
    »Darf ich nicht in mein Elternhaus zurückkommen? Ohne dass es um Zeb geht?«
    »Hast du bisher doch auch nicht gemacht.« Rumer ignorierte die Frage.
    »Das Wiedersehen mit Dad hat eben nostalgische Gefühle in mir ausgelöst, Sehnsucht nach meiner Familie und meinem Zuhause. Mein Sohn hat Geburtstag, und da er hier ist, habe ich beschlossen, euch zu überraschen.«
    Rumer holte tief Luft, als müsste sie sich zusammenreißen. Doch dann beugte sie sich vor und ergriff Elizabeths Hände. Verblüfft merkte Elizabeth, dass ihr Herz klopfte und ihr Mund trocken war.
    »Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte Rumer. »Was immer zwischen uns beiden auch war, ich liebe dich. Und ich freue mich, dich wiederzusehen.«
    Elizabeth lachte – eine gut einstudierte Reaktion, die ihr bei der Bühnen- und Filmarbeit sehr zugute kam, wenn Bemerkungen fielen, die sie im Grunde nicht komisch fand. Sie merkte, dass sie diese bewährte Kommunikationstechnik auch bei ihrer Schwester benutzte, um ihre wahren, schmerzhaften Gefühle zu verdrängen.
    »Wirklich?«, sagte sie. »Als ich den Hügel hinaufkam und sah, wie du Zeb geküsst hast, hätte ich eher das Gegenteil angenommen.«
    »Du bist von ihm geschieden, Elizabeth. Darüber brauche ich mir nicht mehr den Kopf zu zerbrechen«, sagte Rumer leise und drückte Elizabeths Hand, bevor sie losließ.
    Rumer ging in die Küche, um Tee zu kochen, und ließ Elizabeth allein im Wohnzimmer zurück. Elizabeth starrte auf die Stelle, an der ihre Mutter den Weihnachtsbaum aufzustellen pflegte, und merkte plötzlich, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten – aus völlig unerfindlichen Gründen.
    Sie blickte zum Fenster hinaus, auf den Strand. Dort tummelten sich nun viele Familien, mit Decken und bunt gestreiften Sonnenschirmen.
    Erinnerungen stürmten auf sie ein, wie sie mit Rumer und ihren Eltern einen Sonntag an ebendiesem Strand verbracht hatte, bemüht, mit vereinten Kräften die größte Sandburg aller Zeiten zu bauen; wie ihr Vater ihnen Eis gekauft hatte; wie sie Rumer und Zeb – als die beiden zwölf waren – beim Krebsfang beobachtet und sich ausgeschlossen gefühlt hatte; und an die Schwäne im Bootshafen auf ihrer Insel.
    Sie wischte sich über die Augen und konzentrierte sich auf die Schiffe, die im Hafen lagen. Sie wirkten größer als in ihrer Erinnerung, und dann wurde ihr bewusst, dass die Brücken über den schmalen Fluss, der in den Sund führte, angehoben worden waren, abgestimmt auf die höheren Boote. Je mehr Geld, desto größer die Neigung zum Pomp. Das erklärte den Hang zum Größenwahn, nicht nur beim Eigentümer des Nachbargrundstücks, sondern auch bei den Bootsbesitzern. Sie dachte an den Ausspruch, der auf den Aufklebern an der Stoßstange vieler Bootsanhänger zu lesen war: Der einzige Unterschied zwischen Männern und Jungen ist die Größe ihrer Spielsachen.
    Während sie die Boote betrachtete, ging ihr plötzlich, wenn auch spät, ein Licht auf, und sie musste zweimal hinschauen.
    Der junge Mann, der dort unten quer auf einem abgrundtief hässlichen alten Hummerfangboot lag, war ihr Sohn. Sie hätte ihn überall wiedererkannt: die lange schlaksige Gestalt, die goldbraunen Haare, die kalifornische Sonnenbräune und das rote, nach hinten gebundene Kopftuch, sein Markenzeichen.
    »Michael«, flüsterte sie.
    »Er treibt sich ständig dort herum«, sagte Rumer, die gerade den Raum betrat, ein kleines Silbertablett mit bunten zusammengewürfelten blauweißen Porzellantassen nebst Zuckerdose und einem

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