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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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abends bei Tante Rumer zum Muscheleintopf eingeladen war, hatte Michael die Zeit mit ihm sogar vermisst.
    »Schon gut«, sagte seine Mutter brüsk. »Dein Gesicht spricht Bände.«
    »Es ist nicht so, wie du denkst, Mom …«
    »Eine Frau weiß, wann sie unerwünscht ist, findest du nicht, Quinn?«
    Quinn hatte wieder die Stirn gerunzelt, wirkte wie erstarrt, verstand die unheimlichen Triebkräfte des Lebens in der Familie Mayhew nicht.
    »Wie schön, dass ihr beide wieder zueinander gefunden habt«, sagte seine Mutter nach ein paar Minuten des Schweigens und blickte gedankenverloren auf die Marschlandschaft hinaus.
    »›Wieder‹?«, fragte Quinn.
    »Mom?«
    »Darling, ihr habt schon als Kinder miteinander gespielt. Amanda hat ihn erst später kennen gelernt. Als beide erwachsen waren …«
    »Hey!« Michael schüttelte den Kopf, um ihr Einhalt zu gebieten.
    »Amanda?« Quinn runzelte die Stirn und sah Michael fragend an.
    »Michaels Freundin«, sagte Elizabeth. Dass sie »Michaels Freundin« statt »eine Freundin von Michael« gesagt hatte, machte die Sache noch schlimmer. Quinn sah bestürzt aus, und ihre Schultern sackten zusammen, als sei sie am Boden zerstört.
    »Erwachsen? Was soll das heißen?«
    »Nun, es gibt Kinderfreundschaften und Erwachsenenfreundschaften«, erklärte Elizabeth.
    »Du kanntest Dad auch schon, als ihr noch Kinder wart«, entfuhr es Michael. »Und du hast ihn geheiratet.«
    Seine Mutter lachte. »Genau genommen waren deine Tante und er seit frühester Kindheit miteinander befreundet – ich habe die beiden gewissermaßen aus der Ferne beobachtet, den richtigen Zeitpunkt abgewartet. Ähnlich wie bei Amanda und dir. Sie ist diesen Sommer richtig krank vor Liebeskummer, wie ich hörte.«
    »Warum? Was ist passiert?«, wollte Quinn wissen.
    Michael hätte am liebsten den Seilzugstarter gepackt und mit aller Kraft daran gezogen, um den Motor anzulassen und das Boot weit aufs Meer hinaus zu steuern, weg von seiner Mutter und ihrem Monolog. Sein Herz hämmerte, und seine Hände waren eiskalt und klamm. Er wusste, dass Quinn nicht nach dem Geschmack seiner Mutter war, und wusste, dass die Geschichte vor allem damit zu tun hatte. »Mom, bitte nicht«, sagte er beherrscht.
    »Sie vermisst Michael. Sie weiß nicht, wie sie den Sommer ohne ihn überstehen soll. Ihr Vater ist ein guter Freund von mir; er wollte wissen, ob Amanda euch nicht besuchen könnte, und ich sagte, dass meines Erachtens nichts dagegen spricht.«
    »Ich wusste nicht, dass du eine Freundin hast«, flüsterte Quinn und berührte Michaels Gesicht, das schneeweiß geworden war.
    »Habe ich nicht, Quinn. Nur dich«, sagte Michael und beugte sich vor.
    »Bist du sicher?«, fragte Quinn flehentlich und tastete nach seiner Hand.
    Michael schloss sie in die Arme, das Herz schlug ihm bis zum Hals; seine Mutter stand direkt vor ihnen, starrte sie an. Warum hatte sie versucht, ihm so etwas anzutun? Nur weil die Beziehung zu seinem Vater in die Brüche gegangen war, machte sie alles schlecht, was Hubbard’s Point betraf. Während Michael Quinn beschwichtigte, sie in seinen Armen zittern fühlte, wurde ihm mit einem Mal klar, was wahre Liebe bedeutete.
    Es ging nicht darum, was man erhoffte oder erwartete oder was nach Ansicht aller anderen am besten war: Bei der Liebe ging es um Gefühle, so wie sie waren. Liebe war mächtiger als alles, was Michael sich vorzustellen vermochte. Sie hatte nichts zu tun mit Amandas Schönheit, der Freundschaft seiner Mutter mit ihrem Vater, oder ob sie nach außen hin ein ideales Paar abgaben.
    Liebe stand auf einem völlig anderen Blatt. Michael hatte in diesem Sommer gelernt, dass sich die Wahrheit oft von den Geschichten unterschied, die sich darum rankten. Sein Vater sah glücklicher aus als jemals zuvor, wenn er mit Tante Rumer beisammen war – und das widersprach den Dingen, die ihm seine Mutter zu erzählen pflegte. Und Michael spürte, als er Quinn nun in den Armen hielt, dass sie seine einzige wahre Liebe war, die er nie mehr loslassen wollte.
    Ein Blick auf seine Mutter genügte: Ihr war offenbar klar geworden, dass sie einen Fehler begangen hatte. Sie hatte gedacht, für Michael sei das Ganze ein Spiel mit dem Feuer – eine jugendliche Schwärmerei, die nicht zählte. An ihrem verwirrten Blick erkannte er, dass ihr langsam ein Licht aufging und sie ihre Worte am liebsten zurückgenommen hätte.
    »Michael?« Sie sah ihn an, aber Michael schloss die Augen – nicht, um sie aus seinem

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