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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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entgegen; sie neigte den Kopf, dann blickte sie zum Hunting Ground hinüber, wo das Boot ihrer Eltern vor zehn Jahren untergegangen war.
    »Danke«, sagte Quinn abermals.
    »Tragisch.«
    »Ja, das ist es.«
    »Mom?«, fragte Michael in der Hoffnung, sie abzulenken. Er kannte sie nur zu gut; sie war dabei, die Bühne für einen hochdramatischen Auftritt vorzubereiten. Vielleicht hatte sie im Sinn, eine peinliche Geschichte aus Michaels Kindheit auszuplaudern.
    »Was lest ihr gerade?«, fragte sie, sich den Hals verrenkend.
    »Shakespeare«, sagt Quinn.
    » Romeo und Julia«, fügte Michael hinzu.
    »Oje! Ich war die Julia in dem Sommer, als es zwischen deinem Vater und mir funkte. Vielleicht bringst du ihn ja dazu, dir etwas darüber zu erzählen – ungeheuer romantisch, eine der schönsten Liebesgeschichten, die man sich nur vorstellen kann.«
    »Ich kenne sie bereits.«
    »Und was hat es damit auf sich?«, hakte Quinn nach.
    »Das werde ich dir sagen«, erwiderte seine Mutter. »Ich hatte damals ein Engagement im Lark Theatre. Dein Vater kam mit Tante Rumer, wollte mich unbedingt auf der Bühne sehen, aber sie ging gleich danach … fuhr mit dem Zug zurück.«
    »Nach Hubbard’s Point?«
    »Wohin sonst«, sagte seine Mutter zu Quinn. »Hier gedeihen die Romanzen, wie man weiß.« Seine Mutter lächelte gewinnend, und einen Moment lang dachte Michael, dass doch noch alles gut werden würde. »Muss an der Luft liegen, am Wasser, an der Meeresbrise …«
    »Winnie meint, das sei ein Aphrodisiakum«, sagte Quinn.
    »Ich weiß nicht, ob Winnie Kindern solche Dinge beibringen sollte …«
    »Wir sind keine –, begann Michael, aber seine Mutter brachte ihn mit einem Lächeln zum Schweigen.
    »Wie auch immer, dein Vater schenkte mir Rosen …«
    »Die waren auch von Tante Rumer«, entgegnete Michael. »Sie hatten sie gemeinsam gekauft, oder? Bevor sie mit dem Zug nach Hause fuhr.«
    »Oh, mag sein. Aber egal, auf dem Weg ins Theater hatte ich die Leuchtturm-Brosche getragen – die Anstecknadel, die meine Mutter für mich machen ließ. Sie war mein Talisman; Theaterleute sind abergläubisch, Quinn, und ich betrat nie die Bühne, ohne sie vorher dreimal zu berühren. An jenem Abend verlor ich sie auf dem Weg ins Theater. Ich musste mein Ritual ausfallen lassen. Es war zum Verzweifeln .«
    »Das kann ich mir vorstellen«, flüsterte Quinn. »Ich würde sterben, wenn eine Brosche weg wäre, die mir meine Mutter geschenkt hat.«
    »Na ja. Die Nacht war noch wunderbar lau nach der Vorstellung … Menschen schlenderten durch die Straßen im Village, hörten Musik, waren auf dem Weg ins Restaurant … als Zeb und ich die Great Jones Street entlangspazierten – ich schwöre, ich konnte mich nicht einmal erinnern, diese Strecke gegangen zu sein –« Seine Mutter setzte ein strahlendes Lächeln auf und blickte Michael in die Augen. »Nur zu, Michael. Erzähl deiner Freundin, was geschah.«
    »Mein Vater fand die Brosche«, sagte er ruhig.
    »Tatsächlich?« Quinns Augen funkelten.
    »Ja.« Seine Mutter nickte, den Blick zum Himmel gerichtet. »Zeb sah zufällig nach unten, und dort im Rinnstein, neben Weiß-der-Kuckuck-was-noch, lag meine Leuchtturm-Brosche.«
    »Die Ihre Mutter für Sie machen ließ«, wisperte Quinn.
    »Ihr seht also, Romeo und Julia ist ein Stück, das für unsere Familie eine besondere Bedeutung hat.«
    »Mir gefällt es auch.« Quinns Stimme klang ehrfürchtig.
    »Wo bist du untergebracht?«, fragte Michael und blickte seine Mutter an. Einige Passanten hatten sie erkannt, ließen es sich aber nicht anmerken. Das passierte dauernd, und seine Mutter genoss es in vollen Zügen.
    »Ich dachte, vielleicht wohne ich solange bei dir und deinem Vater.«
    Michaels Herz sank. Sollte das ein Scherz sein? Was war mit seinem Vater und Tante Rumer? Er hatte sie gestern Abend die Straße entlanggehen sehen, Hand in Hand. Und neulich morgens, als er Quinn abgeholt hatte und mit ihr zu Tante Rumer gegangen war, die sie in die Schule mitnehmen wollte, hätte er schwören mögen, dass er gesehen hatte, wie sein Vater die Treppe herunterkam und sich das Hemd in die Hose steckte.
    »Ähm …«
    »Was ist los, Michael? Legst du keinen Wert auf meine Gesellschaft?«
    Wie sollte er ihr beibringen, dass ihm die derzeitige Situation, so wie sie war, gefiel? Sein Vater war wie ausgewechselt; humorvoll, netter und lockerer als je zuvor. Sie aßen gemeinsam zu Abend, was Michael nicht einmal störte. Als sein Vater neulich

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