Sternstunde der Liebe (German Edition)
Milchkännchen mit Rosenmuster in den Händen.
»Wegen diesem hässlichen Boot?«
»Wohl eher wegen der Besitzerin.«
»Und wer ist das?«
»Quinn Grayson.«
»Lilys Tochter?«
»Ja.«
»Sie muss ziemlich aus dem Tritt geraten sein nach dem tragischen Verlust ihrer Eltern …«
»Zee – mach keinen Ärger«, sagte Rumer sanft. »Sie ist ein wunderbares Mädchen. Und sie tut Michael sehr gut, finde ich. Er macht ausgezeichnete Fortschritte im Ferienkurs, redet sogar davon, aufs College zu gehen; sie machen gerade ihre Hausaufgaben zusammen. Siehst du das Buch?«
Elizabeth nahm den Feldstecher und richtete ihn auf die beiden Teenager. Auf dem Sitz zwischen ihnen lag tatsächlich ein aufgeschlagenes Buch, aber alles, was sie sah, waren die miteinander verschränkten Finger und die Lippen, die sich ständig bewegten, weil sie sich unendlich viel zu erzählen hatten.
»Was macht er da?«, fragte sie.
»Elizabeth, die beiden sind verliebt.« Rumer lachte, ein wenig schadenfroh, wie Elizabeth fand.
Sie spürte, wie sich ihre Seele umflorte. Das musste sie sich nicht von ihrer Schwester anhören, schon gar nicht am selben Tag, als sie gesehen hatte, wie sie Zeb küsste. Wutentbrannt drehte sie sich um.
»Du kannnst nicht mitreden, schließlich hast du keine eigenen Kinder«, sagte sie.
»Richtig …«
»Michael ist dein Neffe – und nicht dein Sohn. Das Thema hatten wir doch schon mal, als ich auf Entzug war. Damals hast du auch versucht, ihn mir abspenstig zu machen, genau wie nach der Geburt.«
»Ich habe Michael geliebt und wollte immer nur sein Bestes«, erwiderte Rumer schlicht.
»Eine Sache, die du nie auf die Reihe bekommen hast, Rumer, sind Grenzen. Bei Pferden spielen sie vermutlich keine große Rolle, aber bei Menschen solltest du sie respektieren! Er ist mein Sohn.«
»Ich habe nie das Gegenteil behauptet.«
»Und Zeb hat mich geheiratet.«
»Wie könnte ich das vergessen«, sagte Rumer ernst, mit festem, würdevollem Blick.
»Gut.« Elizabeth erschrak bei dem unmenschlichen Hass, den sie plötzlich auf ihre Schwester empfand, hätte sie am liebsten geohrfeigt, um ihre stolze Miene auszulöschen. Sie kam sich wie die böse Stiefmutter vor, wie die böse Fee im Märchen, und wusste, sie würde alles tun, was in ihrer Macht stand, um einen Keil zwischen Rumer und Zeb zu treiben. Und sich das zu nehmen, was ihr gehörte. Michael.
»Dann denk darüber nach. Ich gehe jetzt hinunter, um meinen Sohn zu begrüßen.«
»Mom – was machst du denn hier?« Michael blickte erschrocken hoch; er saß mit Quinn im Hummerfangboot, das vertäut an dem Liegeplatz im Bootshafen lag.
»Mein Gott«, sagte seine Mutter und streckte ihre Hand aus. In ihrer Königin-von-England-Pose. Hoheitsvoll, erhaben, machtvoller als das Leben selbst. »Wann bist du fünfzehn Zentimeter gewachsen?«
Michael stand auf, nahm ihre Hand und beugte sich vor, um sie zu küssen. Zuerst dachte er, sie wollte an Bord kommen, doch als er merkte, dass sie ihn auf die Kaimauer zu ziehen versuchte, entzog er ihr seine Hand und nahm wieder neben Quinn Platz.
Quinn sah aus, als sei sie zur Salzsäule erstarrt, wie immer, wenn etwas Unvorhergesehenes geschah. Sie zog den Kopf ein wie eine Schildkröte, die sich in ihrem Panzer verkriecht, und runzelte die Stirn, als wollte sie einen Eindringling vergraulen. Doch nun hellte sich ihre düstere Miene auf, und sie rang sich ein Lächeln ab, von dem Wunsch beseelt, einen guten Eindruck auf seine Mutter zu machen.
»Du kommst mir bekannt vor.« Seine Mutter bedachte Quinn mit ihrem Megawatt-Lächeln, und kehrte den Filmstar heraus. Kein gutes Zeichen und ihm wurde mulmig zumute – seine Mutter befand sich auf dem Kriegspfad, und Michael schwante Böses. »Kenne ich deine Mutter?«
»Lily Underhill Grayson«, sagte Quinn. »Ich bin Quinn.«
»Meine Güte. Du bist ja schon richtig erwachsen!«
»Danke.« Michael legte schützend den Arm um sie – Quinn entspannte sich, weil sie dachte, seine Mutter sei ihr wohlgesonnen, aber irgendetwas war im Busch. Michael hätte sich gerne über das Wiedersehen mit seiner Mutter gefreut – er hatte sie diesen Sommer vermisst –, aber von ihr ging eine seltsam unheilvolle Kraft aus, und im Moment wäre es ihm am liebsten gewesen, wenn sie von der Bildfläche verschwunden wäre.
»Tut mir Leid, was mit deinen Eltern passiert ist«, sagte seine Mutter mit kummervoller Stimme. Quinn nahm die Beileidsbekundung mit bewundernswerter Würde
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