Sternstunde der Liebe (German Edition)
Bescheid über all die idiotischen Männer, die auf der Welt herumlaufen. Da gab es diesen Produzenten … er war verheiratet, und wir hatten eine Affäre.« Sie blickte hoch, als wollte sie überprüfen, ob sie ihre Schwester schockiert hatte. »Ich weiß, du hättest so etwas nie getan.«
Rumer hörte stumm zu, wusste, dass ihre Schwester Recht hatte, dass so etwas nie für sie in Frage käme.
»Ich dachte – er würde seine Frau verlassen, um mich zu heiraten. Wir würden Kinder miteinander haben; ein Theaterensemble gründen; glücklich und zufrieden miteinander sein, bis an unser Lebensende. Er verließ sie nicht … keiner von ihnen tat das.«
»Von ihnen?«
»Er war nicht der letzte Produzent … oder der letzte verheiratete Mann in meinem Leben. Schließlich bekam ich die Rolle der Julia. Ich fühlte mich innerlich ausgebrannt – und hohl, wie ein Metallzylinder. Ich konnte mir nicht vorstellen, welche Reserven ich noch für die Julia aufzubieten hätte. Liebe und Leidenschaft auf der Bühne darzustellen – obwohl mein Herz tot war.«
»Aber du warst brillant.«
»Ich bin Schauspielerin, ein Profi. Ich zauberte sie aus dem Hut, beschwor ein Bild der Julia herauf – einer zeitgemäßen, die weiß, wo es im Leben langgeht, die auf ihrem Balkon steht und auf Romeo wartet – und verinnerlichte es, so dass es Teil meines Selbst wurde. Willst du wissen, wer mir als Vorlage für dieses Bild diente?«
»Wer?«
»Du.«
Rumer brachte kein Wort über die Lippen, sondern starrte ihre Schwester stumm an.
»Ich sah dich auf der Veranda mit dem Fliegengitter stehen und auf Zeb warten. Nicht nur in besagtem Jahr, sondern unser ganzes Leben lang. Du warst das junge Mädchen, das von der Liebe zum Jungen von nebenan geradezu besessen war. Tag und Nacht von ihm träumte …«
»Stimmt«, flüsterte Rumer.
Elizabeth nickte, Tränen rollten über ihre Wangen. Die Reue furchte ihr Stirn, und sie ergriff Rumers Hand. »Da gibt es noch eine Sache, die ich lange mit mir herumgetragen habe. Ein Geheimnis.«
»Du kannst es mir erzählen. Ich möchte es hören.«
»An jenem Abend in New York … ich hätte nie gedacht, dass wir zusammenkommen. Ich wusste, dass er in dich verliebt war. Er saß bis zum Schluss in der Vorstellung und sah dir nach, als du gingst. Ich schwöre, er dachte nur noch daran, dich anzurufen. Aber dann passierte die Sache mit der Brosche …«
»Moms Leuchtturm?«
»Ja. Du irrst – ich habe sie nicht dort hingelegt. Sie fiel herunter. Verwunderlich, ich weiß. Die Schließe war zerbrochen, und ich verlor sie an der Ecke Great Jones und Lafayette … als wir die gleiche Strecke zurückgingen, war sie kaum auszumachen unter dem zerknüllten Einwickelpapier von irgendwelchen Süßigkeiten. Ich fürchtete während der ganzen Vorstellung, ich würde sie nie wieder sehen. Du warst weg, und Zeb brachte mich nach Hause.«
»Und sie war noch da.«
»Ja. So ein Glück«, sagte Elizabeth stockend. »Ich stolperte und trat aus Versehen in den Rinnstein an der Parkbucht. Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass es solche ›Zufälle‹ gibt? Dass ich zufällig stolperte, in ebendiesem Augenblick … mit Zeb an meiner Seite? Aus dem Stoff sind die Legenden gemacht, die sich um Schauspieler ranken … vor allem, da ich gerade die Vorstellung meines Lebens gegeben hatte. Inspiriert von meiner kleinen Schwester, Julia, deren Monolog Zeb galt, ihrem Romeo.«
Rumer antwortete nicht; sie sah, dass Elizabeth immer noch von der Unfassbarkeit des Zufalls gefesselt war.
»Als Zeb die Brosche aufhob, schlang ich die Arme um ihn und gab ihm zu verstehen, dass ich ihm unendlich viel verdankte: meinen Glücksbringer, mein Talent, meinen Platz im Theater … und ich bestärkte ihn in dem Glauben, Rumer. Ich schwöre, ich erweckte mit meinem Verhalten den Anschein, als hätte uns die Macht des Schicksals mit Blitz und Donnerkeil ereilt. Vielleicht hat sie das auch – wer weiß? Die Geschichte war ja wirklich unglaublich. Ich überzeugte ihn, dass es sich um ein Wunder handelte, den Augenblick der Wahrheit, der in die amerikanische Theatergeschichte eingehen würde.«
»Das war der Abend, als du …«, flüsterte Rumer.
»Als es zwischen uns begann«, sagte Elizabeth bitter.
»Mit dem Augenblick der Wahrheit begann …« Rumers Stimme verhallte. »Als er deine Brosche fand.«
»Vermutlich.« Elizabeth blickte in Rumers Augen. »Aber vorher war da noch etwas anderes. Es wog viel, viel schwerer,
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