Sternstunde der Liebe (German Edition)
abgewiesen und derart gedemütigt gefühlt, dass er ihr nicht mehr in die Augen schauen konnte.
»Was ich von dir wissen möchte, ist, ob du ihn wirklich geliebt hast«, sagte Rumer. »Oder wolltest du nur verhindern, dass ich mit ihm glücklich werde?«
»Wie kannst du nur so etwas Schreckliches sagen! Ich habe dich immer geliebt.«
»Solange ich dir nicht das Wasser reichen konnte«, sagte Rumer klar und deutlich. »Nicht so hübsch, nicht so erfolgreich, keine Schauspielerin, sondern nichts weiter als eine Veterinärmedizinerin, die Tiere behandelt statt die Hauptrolle in Romeo und Julia zu spielen …«
»Denk doch, was du willst.« Elizabeth zuckte die Achseln.
»Ich möchte es nur wissen.« Rumer war außer sich. Eiskalte Wut stieg in ihr hoch. Sie gewann an Stärke, wie eine Welle. Sie spürte, wie sie ans Ufer brandete, über ihr zusammenzuschlagen drohte, die Kante des Wellenkamms silbrig und messerscharf.
Und dann brach die Welle plötzlich. Ihr ging ein Licht auf: Sie begriff. Bei diesem Gespräch ging es nicht länger um ihre Beziehung zu Zeb, sondern nur noch um ihre Beziehung zu Elizabeth. Rumer spürte, wie die Wut von ihr wich, als brennend heiße Tränen in ihre Augen stiegen.
Sie holte tief Luft und ergriff die Hand ihrer Schwester. Zitternd verschränkte sie die Finger mit Zees. Die Blicke der Schwestern trafen sich, hielten einander fest. Rumer schlug das Herz bis zum Hals, als sie in Elizabeths Augen schaute – sie flackerten, dann wandte sie den Blick ab. Er irrte nach oben, nach unten, auf das Meer hinaus.
»Wir beide hatten ein sehr enges Verhältnis zueinander«, sagte Elizabeth. »Du hast gesagt, ich sei schön gewesen, die große Schauspielerin …«
»Warst du auch.«
»Aber du warst immer die Nummer eins, Rumer. Mom und Dad waren ungeheuer stolz auf dich – auf all deine Leistungen. Jeden Tag eine neue Auszeichnung. Weißt du noch, dass Miss Conway immer Sternchen verteilte, für herausragende Zensuren?«
Rumer nickte.
»Jeden Tag kamst du mit Heften voller Goldsternchen nach Hause. Mom klebte sie an die Kühlschranktür, bis kein Platz mehr war. Dad hängte sie an sein schwarzes Brett. Sterne, überall …«
Rumer errötete bei der Vorstellung. Es war ein gutes Gefühl gewesen, ihre Eltern stolz zu machen; sie hatte nicht geahnt, dass ihre Schwester nicht damit umgehen konnte.
»Ich hätte auch gerne Sternchen gehabt.«
»Deshalb wurdest du ein großer Star, kein kleines Licht.«
»Wen interessierte es schon, dass ich hübsch war? Ich betrachtete mich im Spiegel und wünschte mir, ich wäre klüger – dann wäre ich in der Schule genauso gut gewesen wie du. Manchmal kam ich mir wie die böse Stiefmutter in Schneewittchen vor. Du warst ganz natürlich, einfach du selbst – kein Makeup, keine Zeit, dir die Haare zu frisieren … und alle liebten dich.«
»Dich liebten sie auch.«
»Ich wusste, dass ich Zeb den Kopf verdreht hatte«, sagte Elizabeth ruhig. »Ich sah es kommen, im Laufe der Zeit. Ich war das ältere Mädchen von nebenan, weckte seine erotischen Fantasien. Ich ertappte ihn dabei, wie er mich durch das Fenster beobachtete … Ich ließ mir bewusst Zeit, wenn ich meinen Büstenhalter anzog. Manchmal ging ich ohne. Du warst seine kleine Freundin – ihr hattet Zeitungen ausgetragen, Krebse gefangen, alles in allem kindliche Zerstreuungen …«
»Aber unsere Gefühle waren deshalb nicht minder real.«
»Ihr wart unzertrennlich – habt mich bei allem ausgeschlossen. Vielleicht war ich eifersüchtig – nicht auf dich, sondern auf ihn. Auf die Macht, die er über dich hatte.«
»Ich habe ihn geliebt.«
»Ich weiß.« Elizabeth hob den Blick, versuchte zu lächeln. »Ich dachte – ich kann das Einzige haben, was Rumer nicht hat.«
»Zeb?« Rumer fühlte, wie sich ihr Magen bei diesem Geständnis verkrampfte.
Ihre Schwester nickte. »Nicht nur ihn, sondern auch seine Bewunderung. Verstehst du? Anfangs hattest du dieses Gefühl noch nicht in ihm geweckt. Aber dann …«
»In jenem letzten Frühjahr«, flüsterte Rumer.
Elizabeth zuckte die Achseln, ihre Miene verzerrte sich. »Ich spürte, dass sich eine Veränderung anbahnte. Die Dinge, die du mir erzählt hattest und – wie er dich ansah. Auf völlig neue Weise. So wie er mich in den Jahren zuvor angesehen hatte. Und seine Mitteilung in der Schublade …« Rumer wartete, mit angehaltenem Atem.
»Damals war ich schon seit einigen Jahren beim Theater. Ich lebte in New York … wusste
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