Sternstunde der Liebe (German Edition)
getauft, mit ›s‹, nach der Urururgroßmutter deiner Großmutter – habe ich ein ›Ur‹ ausgelassen?« Er warf Rumer einen flüchtigen Blick zu.
»Nein, ich glaube, du hast alle erwischt.« Rumer trank einen Schluck Eistee.
Mit einem ernsten Nicken fuhr Sixtus fort. »Wie dem auch sei, die Frau des Leuchtturmwärters dort drüben«, er streckte einen starken Arm in Richtung Wickland Rock Light aus, »brannte mit ihrem Geliebten durch, einem englischen Seefahrer. Stimmt’s, Rumer?«
»Stimmt«, bestätigte Rumer, konnte sich aber nur mit Mühe konzentrieren, weil Zeb in ihrer Nähe saß.
»Namen hatten für Clarissa Larkin eine wichtige Bedeutung, wie ihr wisst. Ihr eigener Name war auf die kleine Tochter dieser Frau zurückzuführen, die sie im Leuchtturm zurückließ. Und deine Tante wurde nach Rumer Godden benannt, Verfasserin zahlreicher Bücher, die ihre Mutter liebte.«
»Aha.« Michael war fasziniert von der Familiengeschichte.
»Wie auch immer …«, fuhr Sixtus fort. »Deine Großmutter nannte ihre älteste Tochter – deine Mutter – Elisabeth, nach ihrer ertrunkenen Ahnfrau. Und deine Mutter verkündete feierlich – im reifen Alter von ungefähr dreizehn Jahren –, dass sie ihren Namen in Elizabeth mit ›z‹ umzuändern gedenke. Weil sie beabsichtige, genauso berühmt oder noch berühmter als Winnie Hubbard zu werden, und dafür sorgen wolle, dass die Theaterkritiker genau wissen, wie man ihren Namen buchstabiert. Deshalb wählte sie den Spitznamen Zee, um ihren Standpunkt zu untermauern.«
»Das fehlende ›z‹ in Elizabeth«, sagte Michael.
Rumer sah, wie der Junge fragend von seinem Großvater zu seinem Vater hinüberblickte, aber Zebs Miene wirkte düster und wie erstarrt. Die Widerspenstigkeit von Elizabeth Randall Larkin Mayhew war ein Thema für sich, und Rumer wusste aus eigener leidvoller Erfahrung, wie unangenehm eine derartige Situation sein konnte.
»Warum hat sie das getan?«, wollte Michael wissen.
»Vielleicht, weil es spektakulärer wirkt«, erwiderte Sixtus. »Zu ihrer Bühnenlegende beitrug. Oder um mich zu besänftigen.«
»Oder auch nur, weil sie es so wollte«, warf Zeb ruhig ein. Seine Augen waren starr auf das Nachbarhaus gerichtet, als sein Sohn und sein ehemaliger Schwiegervater ihn fragend anblickten.
»Häh?«
»Sie wusste schon immer, wie sie ihren Willen durchsetzt.«
Rumer hörte die Bitterkeit in seinen Worten. Sie konnte es ihm nachfühlen, aber um Michaels willen würde sie ihm nicht die Genugtuung gönnen, näher auf das Thema einzugehen. In diesem Moment klingelte das Telefon. Ihr Vater machte Anstalten aufzustehen, aber Rumer kam ihm zuvor.
»Hallo?«
»Ich bin’s«, sagte Edward. »Du warst heute nicht da; ich habe dich vermisst.«
»Ich dich auch. Ich wäre gekommen, aber in der Praxis war viel los. Und jetzt haben wir Gäste zum Abendessen.«
»Aha. Jemand, den ich kenne?«
»Mein Neffe Michael. Und sein Vater.«
»Oh, der berühmte Zeb.« Edwards Stimme klang ein wenig verunsichert. »Sind sie noch da?«
»Ja.«
»Aha. Nun, ich wollte nur Hallo sagen. Und dir sagen, dass ich mich auf die Hochzeit morgen freue.«
»Ich auch. Dann bis morgen. Grüß Blue von mir.«
»Mach ich.«
Nachdem sie aufgelegt hatte, ging sie in die Küche. Zeb beobachtete sie, seine Augen waren so scharf wie die eines Falken. Als sie den Raum verließ, hörte sie Michael fragen: »Wer war das?«
»Der Freund deiner Tante«, erwiderte Sixtus. »Es kann nicht mehr lange dauern, bis er ihr einen Heiratsantrag macht, und dann bin ich ganz auf mich allein gestellt. Er hat eine riesige, herrliche Farm ein Stück weiter flussaufwärts, mit Pferden und Kühen. Bisher hat sie über die Ehe gespottet und sich vielleicht gesträubt, Edwards Frau zu werden, aber die Tierärztin in ihr wird der Farm und den Tieren nicht widerstehen können.«
Michael lachte. Rumer spitzte die Ohren, um Zebs Antwort zu verstehen, aber von ihm kam nichts als Schweigen.
Michael mochte die beiden, was ihn überraschte. Nicht, dass seine Mutter etwas wirklich Schlechtes über ihre Familie erzählt hätte, aber sie hatte ihm den Eindruck vermittelt, sie wäre – während er zusah, wie seine Großvater den Grill anzündete, suchte er nach dem richtigen Wort. »Langweilig«, genau das war es.
»Sie sind nett, Michael«, pflegte seine Mutter zu sagen, wenn er fragte, ob sie nicht an die Ostküste fahren und sie besuchen könnten. »Sehr nett, und ich liebe sie. Aber ›nett‹ ist
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