Sternstunde der Liebe (German Edition)
Hilfe nicht, um einen Mann zu finden, der sie liebt – glaube mir, ich habe im Laufe der Jahre eine ganze Schar von Verehrern, denen sie einen Korb gegeben hat, kommen und gehen sehen. Die bereits erwähnten – ein Arzt, ein Anwalt, ein Berufskollege, ein Professor, ein Seemann … und jetzt dieser Farmer.«
»Edward.«
»Ja, Edward. Keiner von ihnen, kein einziger, könnte sie glücklich machen. Sie ist eine außergewöhnliche Frau und braucht einen Partner, der ihr ebenbürtig ist. Du weißt, was ich meine? Einen Mann, der ihr das Wasser reichen kann. Das würde ich ihr sagen, wenn sie mich um einen Rat bitten würde, was sie mit ihrem eigenen Leben anfangen soll.«
»Ein guter Rat.«
»Ja. Genauso, wie ich dir geraten habe, über dich selbst hinauszuwachsen. Zieh dein Büßerhemd aus und hör auf, den Märtyrer zu spielen. Hol nach, was du versäumt hast, Junge.«
»Was?«
»Du hast den ganzen Sommer Zeit, Zeb.«
»Für was?«
»Du weißt schon – sei nicht so vernagelt. Ich habe keine Lust, dir die Worte in den Mund zu legen. Ich bin alt und du bist noch jung. Ich habe im Laufe der Jahre viele Fehler gemacht, aber aus Schaden wird man klug. Einen Rat gebe ich dir, kostenlos.«
»Und welchen?«
»Wenn Gott dir eine Gabe verleiht, nimm sie an.«
»Welche Gabe?«
»Die Fähigkeit zur Selbsterkenntnis. Zu erkennen, wer du wirklich bist und was du empfindest. Man begegnet, so Gott will, nur einmal im Leben seiner großen Liebe, Zeb. Nur ein einziges Mal.«
»Wie bei Clarissa und dir?«
»Ja. Ich bin ein Glückspilz, weil ich sie fand und es von Anfang an wusste. Anderen ist dieses Glück nicht beschieden. Sie finden einen Schatz und werfen ihn weg, weil er nicht genug glänzt. Dann verbringen sie den Rest ihres Lebens damit, ihre Dummheit zu bedauern und danach zu suchen. Wie eine verlorene Seele, die es auf der Erde umtreibt.«
»Oder im Weltraum.« Zeb erinnerte sich, wie er, wenn das Raumschiff Hubbard’s Point passierte, hinuntergeblickt und sich gefragt hatte, was sie gerade tun mochte. Er dachte an das Schwarze Loch, über das er mit ihr gesprochen hatte, und ihm gefror das Blut in den Adern. Er hatte das Bedürfnis, ihr zu schildern, was wirklich geschehen war, wie ihn diese Erfahrung auf die Erde zurückgebracht hatte. Hätte ihr gerne erzählt, was er im Lauf der Jahre gesehen – und empfunden – hatte. Würde er die Chance bekommen?
»Vergeude deinen Sommer nicht, Zeb«, sagte Sixtus.
»Sie redet nicht mit mir.«
»Dann rede du mit ihr. Ich werde abstreiten, dass ich dergleichen gesagt habe, aber versuch es immer wieder, mach sie mürbe.«
»Warum erzählst du mir das?«
Das Schweigen zwischen ihnen knisterte vor Spannung. Zeb vernahm den Schrei der Seemöwen, der über das Wasser zu ihnen drang. Er erinnerte ihn so eindringlich an seine Kindheit, dass er sich haltsuchend am Tisch abstützen musste. Er meinte zu wissen, was Sixtus ihm sagen wollte, aber er war sich nicht sicher: Er konnte nicht glauben, dass der alte Mann ihn nicht hasste.
»Weil ich ein alter Mann bin. Diese gottverdammte Arthritis macht mich zum Krüppel, und das ist vielleicht meine letzte Großtat – eine Möglichkeit, mein Gewicht dort in die Waagschale werfen, wo es etwas Gutes bewirken könnte.«
»Das ist der Grund?«
»Ich liebe die beiden über alle Maßen.« Sixtus’ Stimme wurde leiser. »Elizabeth und Rumer. Die Sache ist die, Zeb, du hast dich in das Nachbarmädchen verliebt – und ihre Schwester geheiratet.«
»Ich weiß.«
»Wenn man zwei Fehler macht, wird das Ergebnis auch nicht richtig.«
»Worin besteht der zweite Fehler?«
Sixtus sah ihn wortlos an.
Zeb schloss die Augen. Er war zu jung gewesen, um zu verstehen. Rumer und er waren gute Freunde gewesen, durch dick und dünn miteinander gegangen, waren ein Herz und eine Seele gewesen – und dann hatte er sich von seiner eigenen Lust und Elizabeth blenden lassen. Sie hatte sein Blut in jenem Frühling in Wallung gebracht – hatte ihn mit ihrem Megawatt-Sexappeal entflammt, und alles, was zwischen Rumer und ihm bestand, war dagegen verblasst.
Gab Sixtus damit sein stillschweigendes Einverständnis – nein, legte ihm vielmehr dringend nahe –, Rumer mit allen Mitteln zurückzugewinnen? Das erschien ihm undenkbar. Zeb hätte ihn gerne gefragt, aber die Worte blieben ihm im Hals stecken. Und wohin sollte das auch führen? Im September, wenn nicht schon vorher, würde er mit seiner neuen Tätigkeit im Forschungszentrum
Weitere Kostenlose Bücher