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Sternstunde der Liebe (German Edition)

Sternstunde der Liebe (German Edition)

Titel: Sternstunde der Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luanne Rice
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Kopf. Rumer fragte sich, was die verstorbenen Eltern wohl denken mochten, wenn sie Zeb und sie hier beisammen sahen.
    Auf dem Rückweg zu seinem Fahrrad hatte der Regen beinahe aufgehört. Ein paar dicke Tropfen fielen noch von den Bäumen, doch hinter den Wolken lugte immer wieder ein Stück blauer Himmel hervor. Zeb schob das Rad den Feldweg entlang bis zur Teerstraße. Es war ein uraltes Vehikel – schwarz, verbeult, noch mit den alten Körben rechts und links neben dem Hinterrad, die sie damals mit den Zeitungen gefüllt hatten.
    An der schmalen Straße trat Zeb zur Seite und hielt das Rad, während Rumer aufstieg. Sie setzte sich vorne auf die Lenkstange und balancierte ihr Gewicht aus, damit sie nicht umkippten. Zeb ergriff den Lenker, sein Kinn ruhte auf ihrem Scheitel. Und dann fuhren Zeb und Rumer wie so oft vor langer Zeit durch Hubbard’s Point, an den Häusern vorbei, die am Morgen auf ihre Zeitung gewartet hatten.
    Rumer suchte den Himmel nach dem Fischadler ab. Sie konnte ihn nirgends entdecken. Vielleicht war er schon wieder auf Beutefang; vielleicht war seine Verletzung aber auch zu schwer, um sie zu überleben. Tierärztin zu sein war nicht zuletzt deshalb so schwer, weil es keine Erfolgsgarantie bei der Behandlung gab; oft kannte man das Ergebnis nicht einmal.
    Sie spürte Zebs Arme, die sie umfingen, und schloss die Augen, wünschte sich, die Fahrt möge nie enden. Auch das Leben war nicht zuletzt deshalb so hart, weil man das Ergebnis nicht kannte. Vor zwanzig Jahren hatte sie den Gedanken als selbstverständlich erachtet, dass Zeb und sie bis ins hohe Alter miteinander Rad fahren würden.
    »Danke. Dafür, dass du mir geholfen hast, den Fischadler zu retten«, sagte sie.
    »Glaubst du, er wird es schaffen?«
    »Keine Ahnung. Ich hoffe es.«
    Zebs Augen verengten sich. Sie wirkten umwölkt, oder war das ein Tränenschleier? Er sah Rumer unverwandt an, ohne den Blick abzuwenden, und sie befürchtete, dass er sah, wie ihr das Herz bis zum Halse schlug. Die Schlüssel des Trucks fühlten sich heiß in ihrer Hand an. Zeb tippte mit dem Finger an ihren Arm und die Stelle glühte wie Feuer.
    »Ich wünsche es ihm.«
    »Ich auch.«
    »Und ich wünsche mir, dass wir es schaffen – wieder Freunde zu sein. Mehr als alles in der Welt. Halt die Augen offen, Rumer, ich werde es dir beweisen. Wenn du es am wenigsten erwartest.«
    »Es spielt keine Rolle.«
    »Doch. Halt nur die Augen offen, ja? Du wirst Bescheid wissen, sobald du es siehst.«
    Rumer nickte, ihre Hände zitterten. Sie stieg in ihren Truck. Der Himmel begann aufzuklaren. Zeb hielt seinen blutigen Regenmantel in der Hand. Er sah sie an, so eindringlich wie nie zuvor. Zitternd fuhr sie rückwärts aus der Parklücke, dann brauste sie davon.
    Als sie in den Rückspiegel schaute, stand Zeb reglos da; er sah nicht ihrem Wagen nach, sondern zum Firmament empor, als hoffte er, den verletzten Fischadler durch das Blau des Himmels fliegen zu sehen, der sich zunehmend lichtete.

13
    D er erste Film in diesem Sommer war Das war der Wilde Westen. Es war jedes Jahr das Gleiche: Trotz der fantastischen neuen Kinofilme, die in den Videoläden erhältlich waren, holten sie immer wieder den vorsintflutlichen, noch mit Spulen ausgerüsteten Projektor und Klassiker wie Moon-Spinners – Der Millionenraub , Die Kanonen von Navarone , Flubber und Mary Poppins aus der Mottenkiste .
    Mr. Phelan, der als Polizist am Strand für Recht und Ordnung sorgte, baute die Leinwand auf: ein riesiges weißes Laken, zwischen zwei Pfosten gespannt, die wie Football-Torpfosten aussahen. Sie stellten den Projektor auf den erhöhten Plankenweg, der als Strandpromenade diente, und warteten auf den Einbruch der Dunkelheit. Mrs. Lowell vom Women’s Club saß an einem Ende und verkaufte Eintrittskarten für fünfzig Cent.
    Die meisten Freunde von Quinn meinten, sie wären zu alt, um sich Filme am Strand anzuschauen, aber nicht so Quinn. Das Freilichtkino half ihr, abzuschalten – vor allem heute Abend. Ein Brief war gekommen, mit einer Nachricht, die ihr einen Schlag versetzt hatte: Sie musste den Sommerkurs besuchen. Sterbenslangweilig, gelinde ausgedrückt.
    Sie traf früh am Strand ein, um sich ihre Kuhle zu graben: Sie schaufelte ein Loch, groß genug für ihr Gesäß, mit einer Rückenstütze aus Sand zum Anlehnen. Dann breitete sie eine Decke unter sich aus, mit einer zweiten zum Einmummeln. Allie, die zum Eismann gegangen war, lief nun mit den Eistüten herbei und

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