Sternstunde der Liebe (German Edition)
kuschelte sich zu ihr unter die Decke.
»Was hast du für mich mitgebracht?«
»Gebrannte Mandel.«
»Du bist ein Schatz!« Quinn riss das Papier auf. »Und was hast du genommen?«
»Rosa Limonade.«
Quinn schleckte genussvoll und überlegte, dass die verschiedenen Eissorten wie die Menschen waren, die sie auswählten. Man ist, was man isst: Sie war eine harte Nuss, wie die gebrannte Mandel, mit Ecken und Kanten, und Allie war sanft und sonnig wie rosa Limonade.
»Hast du von dem Fischadler gehört?«, fragte Allie.
»Ja, Rumer und Mr. Mayhew haben ihm das Leben gerettet.«
»Ah, da kommt sein Sohn!« Allie deutete zur Strandpromenade hinüber. »Das sollten wir feiern; vielleicht hat er ja Lust mitzumachen.«
»Tolle Idee«, meinte Quinn. »Hat mir direkt den Appetit verschlagen.«
Michael Mayhew ging langsam die abschüssige Rampe entlang, das lange Haar unter dem roten Kopftuch nach hinten gebunden. Unwillkürlich machte Quinns Herz einen Sprung. Sie versuchte sich auf ihr Eis zu konzentrieren, konnte aber nur noch daran denken, wie idiotisch sie sich bei ihrer letzten Begegnung benommen hatte, als sie in ihrem Boot unterwegs gewesen waren.
»Er ist nett«, meinte Allie. »Wir haben uns unterhalten, als ich Blumen gepflückt habe. Ob er weiß, dass sein Dad Rumer geholfen hat, den Fischadler zu retten?«
»Ich bin sicher, er wäre hin und weg.«
»Er hat viel für die Natur übrig. Das sehe ich ihm an.«
»Vielleicht solltest du ihn dir angeln. Dann kannst du die Tradition fortsetzen und eine richtige Kap-Hochzeit feiern.«
»Quinn, du bist ja rot geworden!«
»Halt die Klappe – bin ich nicht.«
»Quinny …« Allie lachte. »Ist doch kein Beinbruch, wenn du ihn magst. Und dass du ihn magst, sehe ich dir an.«
»Quatsch. Wie denn?«
»Weil du jedes Mal sauer wirst, wenn er aufkreuzt. Du tust so, als würdest du ihn hassen wie die Pest.«
»Tue ich ja auch.«
»Das nehme ich dir nicht ab. Genauso hast du dich im Januar aufgeführt, als Steven Baird dich dazu gebracht hat, deinen Mantel auszuziehen, und ihn auf den Baum geworfen hat.«
»Er wollte mich ärgern, weil er mich nicht ausstehen kann.«
»Nein, Quinn. Das ist ein Zeichen dafür, dass er dich mag. Du bist ziemlich schwer von Begriff, was Jungen angeht.«
»Und woher weißt du das alles, Schlauberger?«
Allie zuckte die Achseln und aß vorsichtig ihr Rosa-Limonade-Eis. »Keine Ahnung. Ich weiß es einfach. Und weg ist er …«
Gemeinsam sahen die Schwestern Michael Mayhew nach, der den Sandstrand entlangstapfte, fort vom Kino, in Richtung der kleinen Bucht, in der die Dinghis vertäut waren. Allies Worte hatten Quinn die Freude an ihre Gebrannte-Mandel-Eis gründlich verdorben. Sie aß es trotzdem; es schmeckte wie Sand.
Quinn hatte Reisig und Off! mitgebracht, um die Mücken zu vertreiben. Obwohl außer der Eiscreme, die es hier zu kaufen gab, keine Esswaren am Strand gestattet waren, hatte sie ein paar Slim-Jim-Snacks und eine Tüte rote Lakritze eingeschmuggelt. Sie bot ihrer Schwester davon an, aber Allie schleckte immer noch langsam und genüsslich ihr Rosa-Limonade-Eis.
Während sie es sich bequem machte und auf den Beginn der Vorführung wartete, fragte sich Quinn, warum sie sich so unbehaglich fühlte. Als es zu dämmern anfing, glitzerte zu ihrer Linken der Long Island Sund wie ein schwarzer Diamant unter dem Abendhimmel. Direkt vor ihr, über der Marsch und dem Fußpfad zum Little Beach, standen der Abendstern und die Mondsichel am Firmament. Sie hoffte, dass der verwundete Fischadler wohlbehalten dort hinten in seinem Nest lag.
»Du könntest ihn auf dem Rückweg abfangen«, schlug Allie vor.
»Wen?«
»Quinn! Mir machst du nichts vor. Du weißt genau, wen ich meine – Michael.«
»Warum sollte ich ihn abfangen wollen?«
»Ich sagte abfangen, nicht einfangen wie einen Hummer – ihn rufen. Kapiert? Vielleicht hat er Lust, sich den Film anzuschauen.«
»Das bezweifle ich.«
»Lass es doch auf einen Versuch ankommen.«
»Warum sollte ich?«
»Weil du hier aufgewachsen bist und weißt, wie wir es mit Fremden am Strand halten. Du könntest dich überwinden und ihm zeigen, dass er willkommen ist. Übrigens, auf mich brauchst du keine Rücksicht zu nehmen, ich verkrümele mich.«
»Tu mir einen Gefallen und lass mich nicht alleine –«
Quinn seufzte. Allie schlug die obere Decke zurück, küsste Quinn auf den Scheitel und ging. Quinn saß wie angewurzelt da, wartete bibbernd – und nicht etwa, weil am
Weitere Kostenlose Bücher