Sterntaler: Thriller (German Edition)
als sie Thea Aldrin besucht hatte, die wiederum auch Torbjörn Ross regelmäßig in der Hoffnung aufsuchte, ein Verbrechen aufklären zu können, das womöglich gar keines war. Doch wer sollte ihr von ihm erzählt haben? Thea Aldrin selbst war stumm, und warum sollte Rebecca das Personal gefragt haben, wer sonst die alte Schriftstellerin besuchte?
»Es fehlt Material«, sagte Fredrika.
Alex zuckte zusammen, als er ihre Stimme hörte. »Wie meinst du das?«
»Rebecca hat alles, was mit ihrer Seminararbeit zu tun hatte, mit größter Sorgfalt festgehalten, aber ich kann keine einzige verdammte Zeile über ihren Besuch bei Thea Aldrin oder ihren Kontakt zur Polizei finden. Und ich meine, dass wir uns dieser Sache mit der Polizei ganz sicher sein können. Denn wie sehr ich auch unter all ihren kopierten Artikeln suche, gibt es doch keinen einzigen Text, in dem das Wort Snuff vorkommt. Diese Information hat sie von woanders bekommen.«
Ihre Rede war so forciert, dass Alex sich anstrengen musste zu verstehen, was sie sagte.
»Wie geht es dir?«, fragte er.
»Beschissen, wenn du die Ausdrucksweise entschuldigst.«
Alex musste lächeln. Fredrika setzte sich.
»Ich weiß nicht, was ich tun soll.«
»Es wird sich alles regeln.«
Das konnte er natürlich nicht mit Sicherheit sagen, aber er glaubte wirklich, dass es so sein würde. Spencer Lagergren würde nicht wegen Vergewaltigung verurteilt werden, wenn allein die Aussage einer verärgerten Studentin Grundlage der Anklage war. Sofern diese Aussage die einzige Grundlage war. Er hoffte inständig, dass es so sein möge.
»Er ist empfindlicher, als man denkt«, sagte Fredrika leise. »Ich weiß nicht, ob er es lange aushält, eingesperrt zu sein.«
»Sie lassen ihn spätestens morgen raus«, sagte Alex. »Länger können sie den Gewahrsam nicht begründen.«
»Der Pass…«
»Der Pass spielt keine Rolle, denn den hat er aus einem ganz anderen Grund geholt. Oder nicht?«
Fredrika lächelte schwach. »Schon, aber kaum aus einem besseren.«
»Mist. Wir haben uns da einiges zuzuschreiben. Diesen Teil der Ermittlungen haben wir nicht besonders gut gehandhabt.« Dann wechselte er das Thema. »Rebecca Trolle– du glaubst, dass sie Kontakt zur Polizei hatte, und das bestätigen die Telefonlisten.«
»Und ich glaube, dass jemand aus Rebeccas hinterlassenem Besitz Material entnommen hat– und zwar Material darüber, was Rebecca von der Polizei in Erfahrung gebracht hat.«
Alex faltete die Hände hinter dem Kopf. »Gehen wir mal davon aus, dass du recht hast. Was für Notizen sollte es überhaupt darüber geben, wenn man mit einer stummen Frau spricht?«
»Sicher nichts Besonderes, aber ein oder zwei Zeilen hätte sie sicher aufgeschrieben.«
Wahrscheinlich hatte Fredrika recht. Alex beschloss, der Sache ein für alle Mal auf den Grund zu gehen. »Morgan Axberger«, fuhr er fort.
Ein stilles Lächeln spielte über Fredrikas Gesicht. »Er könnte etwas damit zu tun haben. Zumindest solange er derjenige war, der sie dazu brachte, sich in den falschen Bus zu setzen. Falls es Rebecca war, mit der er telefonierte.«
»Wir müssen ihn vernehmen«, sagte Alex, »anders werden wir die Zusammenhänge nie verstehen.«
Das Klingeln des Telefons unterbrach sie, und Alex ging ran.
Peder. Seine Stimme klang heiser. »Wo warst du? Ich habe dich mehrmals angerufen.«
»In der Vernehmung mit Valter Lund. Ist etwas passiert?«
Sofort bereute er seine Worte. Peders Bruder war verschwunden, und er fragte, ob irgendetwas passiert sei.
»Weißt du, wer direkt gegenüber von Jimmy wohnt?«
»Keine Ahnung.«
»Thea Aldrin.«
Alex sah mit offenem Mund zu Fredrika, die die Stirn runzelte.
»Thea Aldrin ist Jimmys Nachbarin?«
»Sie wohnt im Haus gegenüber im Erdgeschoss. Ihre Terrasse weist zu Jimmys Zimmer. Erinnerst du dich noch, was ich dir heute Morgen erzählt habe?«
Sein Tonfall erschreckte Alex. »Dass Jimmy jemanden gesehen hat, der in das Fenster von jemand anderem späht?«
»Genau. Und was meinst du, vor wessen Fenster dieser Jemand gestanden hat?«
»Peder, hör mir zu…«
»Ich bin schon auf dem Weg zu der Alten, um sie mal ordentlich durchzuschütteln.«
Alex donnerte mit der Handfläche so fest auf den Schreibtisch, dass Fredrika zusammenfuhr. »Einen Teufel wirst du tun! Sie gehört zu den zentralen Personen in unserer Mordermittlung. In deinem Zustand gehst du nicht zu ihr rüber! Hörst du, was ich sage?«
Peder atmete schwer. »Dann musst du Fredrika
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