Sterntaler: Thriller (German Edition)
oder jemand anderen schicken. Wenn ihr nicht innerhalb einer Stunde hier seid, dann rede ich selbst mit ihr.« Mit einem Knopfdruck war er verschwunden.
»Zum Teufel.« Alex legte den Hörer auf und wandte sich Fredrika zu. »Du musst augenblicklich hinfahren und mit Thea Aldrin sprechen.« Er erklärte ihr den Hintergrund.
»Aber wie sollte Jimmys Verschwinden mit Thea Aldrin zusammenhängen? Das muss ein Zufall sein!«
»Das glaube ich auch. Aber Peder war die ganze Nacht draußen unterwegs und hat nach ihm gesucht. Er denkt nicht mehr klar. Ich möchte, dass du zu dem Pflegeheim fährst und versuchst, etwas aus der Frau herauszukriegen, damit nicht alles komplett den Bach runtergeht.«
Eine Erinnerung aus früheren Jahren schien auf. Damals war Fredrika neu im Team gewesen, und Alex hatte nicht recht gewusst, wie er mit ihr umgehen sollte. Wenn er ehrlich war, dann hatte er nie geglaubt, dass er sie jemals würde schätzen lernen. Und noch weniger, dass er je, wie er es jetzt tat, Vertrauen zu ihr aufbrächte.
»Was ist mit Ross?«, fragte Fredrika.
»Ich werde ihn zur Rede stellen. Wenn er es nicht war, der Rebecca Trolle getroffen und mit ihr über Thea Aldrin gesprochen hat, dann weiß er zumindest vielleicht, ob jemand anders das getan hat.«
Fredrika erhob sich. »Laden wir Morgan Axberger später noch vor?«
»Ich kümmere mich darum.«
»Gut«, sagte Fredrika. »Und dann sollten wir noch darüber nachdenken, warum Valter Lund uns angelogen hat.«
Alex zog die Augenbrauen hoch. »Du glaubst, dass er gelogen hat?«
Fredrika berichtete, was passiert war, als sie sich an der Tür trennten.
»Ruf unsere norwegischen Kollegen an, und bitte um ein altes Passfoto von diesem Valter Lund, damit wir wissen, ob wir von derselben Person sprechen«, sagte Alex. »Und bitte um die Adressdaten seines Onkels.«
»Schon geschehen«, sagte Fredrika.
Alex’ Telefon klingelte wieder.
Diesmal war es einer der Kollegen, die mit der Suche nach Håkan Nilsson im Mälaren betraut worden waren. Das Boot war gefunden worden. Von Håkan Nilsson keine Spur.
54
GERADE ALS FREDRIKA AUF DEN Parkplatz des Pflegeheims einbog, fing es an zu regnen. Sie war nie zuvor dort gewesen und war erstaunt über das viele Grün in der Gegend. Niedrige Häuser waren durch Rasenflächen voneinander getrennt, die jetzt im Regen verlassen dalagen.
Es gab keine klar gezogene Grenze zwischen dem Teil, der zu Jimmys betreuter Wohnanlage, und dem, der zu dem Altersheim gehörte, und dennoch war sie für Fredrika deutlich zu erkennen. Durch die Fenster der Wohngemeinschaft konnte man bunte Gardinen und Grünpflanzen sehen, und hinter einem der Fenster stand ein junges Mädchen und schaute hinaus. Auf der anderen Seite der Anlage, wo die Alten wohnten, fehlte es den Fenstern an Leben. Nichts verriet auch nur ein Detail über die Menschen, die dort wohnten.
Sie traf Peder vor Jimmys Haus. Als sie ihm eine Hand auf die Schulter legte, entzog er sich ihr ungeduldig. Er ging vor ihr her in Jimmys Zimmer.
»Hier stand er, als er mit mir telefoniert hat, da bin ich mir ganz sicher. Und dorthin hat er geschaut.« Er zeigte auf das Haus am gegenüberliegenden Ende des Rasens.
»Dort wohnt sie?«, fragte Fredrika.
Peder nickte. Die Muskeln an seinem Hals waren angespannt, der Blick war matt vor Erschöpfung.
»Lass uns rübergehen.«
Sie nahmen den Pfad um den Rasen herum und betraten das Altersheim durch den Haupteingang auf der anderen Seite.
»Peder Rydh, Polizei.« Er legitimierte sich gegenüber einer Pflegerin, die sofort alles stehen und liegen ließ, um sie zu Thea Aldrin zu führen. Im Flur roch es frisch– gar nicht so, wie Fredrika es in anderen Altersheimen schon erlebt hatte.
Die Pflegerin blieb vor der anonymen weißen Holztür stehen und klopfte laut, ehe sie die Klinke herunterdrückte und eintrat.
»Sie wissen, dass sie nicht spricht?«
»Ja.«
Durch ein kleines Vorzimmer hindurch kamen sie in den eigentlichen Wohnraum, der groß, hell und schlicht möbliert war. Thea Aldrin saß in einem Sessel und blickte aus dem Fenster. Vollkommen reglos. Falls sie sie hatte hereinkommen hören, ließ sie sich nichts anmerken.
»Thea, Sie haben Besuch.«
Noch immer keine Reaktion. Peder ging mit raschen Schritten um den Sessel herum und stellte sich direkt in Theas Sichtfeld.
»Mein Name ist Peder Rydh. Ich bin von der Polizei.«
Fredrika schloss zu ihm auf. Sie stellte sich in ruhigem Tonfall vor und zog einen Stuhl heraus, auf den
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