Sterntaler: Thriller (German Edition)
er selbst wurde. Trauer und Schock waren verflogen.
»Wirklich?«
»Ja. Also, ich meine, natürlich wusste ich, dass sie diese Seminararbeit schrieb und wovon sie handelte. Doch das war kein Thema, von dem ich glaubte, etwas hinzufügen zu können.«
»Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie interessiert gewesen sein könnte, ihre Arbeit mit Morgan Axberger zu diskutieren. Hat sie Sie je gebeten, ein Treffen mit ihm zu arrangieren?«
»Nein.«
»Und da sind Sie sich ganz sicher?«
»Hundertprozentig. Ich würde mich daran erinnern, wenn sie das gewollt hätte.«
»Haben Sie denn überhaupt jemals über Axberger gesprochen?«
»Nur oberflächlich. Sie war im Grunde nicht sehr an meiner Branche interessiert.«
»Waren Sie auch auf dem Mentorenfest, das an dem Abend abgehalten wurde, als Rebecca verschwand?«
»Ja.« Zum zweiten Mal sah Valter Lund ehrlich betrübt aus.
»Haben Sie sich gewundert, dass Rebecca nicht kam?«
»Natürlich. Ich war ja hauptsächlich ihretwegen dort.« Lund dachte lange nach und sah aus, als wollte er noch etwas erzählen. »Also«, begann er schließlich. »An dem Tag ist noch etwas passiert, von dem ich nicht weiß, ob es von Bedeutung ist.« Er strich mit der Hand über die Tischplatte. »Es betrifft Morgan. Es war kurz bevor ich mich zu dem Mentorenfest aufmachen wollte. Ich suchte Morgan in seinem Büro wegen einer anderen Sache auf, und er war mitten in einem Handytelefonat. Ich hörte noch, wie er so etwas sagte wie: ›Seien Sie um Viertel vor acht an der Bushaltestelle, dann komme ich dorthin und hole Sie ab. Ich kenne ein Restaurant in der Nähe, wo wir hingehen können.‹« Valter Lund machte eine hilflose Geste. »Ich habe keine Ahnung, ob das von Wichtigkeit ist, ich meine, er kann schließlich mit jedem geredet haben. Über alles Mögliche. Aber… Im Grunde habe ich doch die ganze Zeit Angst gehabt, dass er mit Rebecca gesprochen haben könnte. Einfach nur weil die Zeit so gut passte… Es tut mir leid, dass ich damit nicht schon früher gekommen bin.«
Fredrika versuchte zu begreifen, was sie da gerade gehört hatte. Hatte Morgan Axberger Rebecca angerufen und sich mit ihr verabredet?
Sie hatten einen Telefonanruf auf der Liste, den sie nicht zuordnen konnten. Irgendjemand hatte Rebecca angerufen, als sie gerade im Begriff war, das Haus zu verlassen. Rebecca musste mit ihm Kontakt aufgenommen haben, ohne Valter Lund in die Sache hineinzuziehen. Wie war ihr das gelungen?
Die Vernehmung wurde beendet. Sie würden Lunds Angaben zwar kontrollieren, doch glaubte Fredrika nicht, dass sie auf Ungereimtheiten stoßen würden. Schließlich hatte sich Valter Lund selbst für das Verhör zur Verfügung gestellt, um von der Liste der Verdächtigen gestrichen zu werden, und Fredrika fand, dass ihm das gut gelungen war. Morgan Axberger hingegen– den wollte sie so schnell wie möglich sprechen.
Sie trennten sich bei den Glastüren am Empfang.
»Eine Frage habe ich noch«, sagte sie.
Lund wandte sich um.
»Ihr Onkel«, sagte sie, »sehen Sie ihn oft?«
Er sah sie verständnislos an. »Meinen Onkel? Ich habe keinen Onkel. Meine Eltern hatten keine Geschwister.«
Wolken am Himmel und keine Sonne. Die Nacht war mit einem Mal ganz weit weg und von den vielen Ereignissen des Morgens fast gänzlich überdeckt. Alex war zufrieden und dankbar für die Distanz, die ihm zur vergangenen Nacht gegönnt wurde. Es war zu schnell gegangen, das war seine feste Überzeugung. Ein Blick auf die Fotografie von Lena, und sofort überfiel ihn ein verdammt schlechtes Gewissen.
Ich liebe dich auf ewig, ich werde dich nie verlassen.
Ellen kam vorbei und bestätigte, dass Rebecca Trolle während der Wochen, ehe sie verschwunden war, bei der Polizei angerufen hatte. Da sie sich über die Zentrale hatte verbinden lassen, konnte man jedoch nicht sagen, mit wem sie letztlich gesprochen hatte.
Alex meinte es dennoch zu wissen.
Torbjörn Ross.
Die Frage war nur, woher sie seinen Namen kannte. Als Thea Aldrins Fall vor Gericht gekommen war, war Ross jung gewesen, nur eine Randfigur in einer großen Polizeiermittlung. Rebecca musste im Archiv darum gebeten haben, die alten Ermittlungsakten durchsehen zu können, und dabei unter den zahlreichen Namen auf Ross gestoßen sein. Vielleicht hatte sie eine Liste der Polizisten angelegt, die an der Ermittlung beteiligt gewesen waren, und vielleicht war Ross als Einziger von ihnen noch im Dienst.
Vielleicht aber hatte sie den Namen auch erst gehört,
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