Sterntaler: Thriller (German Edition)
eine Richtzahl bekommen, wie lange die Leiche in der Erde gelegen hat, und ungefähr Größe und Alter dazu, dann können wir das Profil mit dem Vermisstenregister abgleichen.«
Alex ging in die Hocke und betrachtete die beiden Grabplätze. »Zum Teufel, das war kein Zufall.«
»Was?«
»Dass Rebecca ausgerechnet hier vergraben wurde.« Alex zwinkerte in die Sonne. »Wer immer Rebecca ausgerechnet an diesem Ort unter die Erde gebracht hat, war vorher schon einmal hier.«
»Dann muss er sich beim ersten Mal sicherer gefühlt haben«, gab die Kollegin zu bedenken.
»Wieso?«
»Der Mann durfte Kopf und Hände behalten.«
Alex dachte nach. »Beim ersten Mal war der Täter jünger, da ist man gern mal naiv und unüberlegt.«
Peder zog den Reißverschluss seiner Jacke hoch, als wäre ihm plötzlich kalt. »Woher wissen wir, dass es das erste Mal war?«
Fredrika Bergman war gerade aufgestanden, als Alex anrief und ihr mitteilte, dass Peder und er auf dem Weg zum Fundort von Rebecca Trolle waren. Dort sei im Laufe des Vorabends eine weitere Leiche gefunden worden.
»Wir sehen uns dann im Büro«, sagte Alex abschließend.
Fredrika wollte schnell frühstücken. Spencer saß bereits in der Küche und las die Zeitung. Sie küsste ihn auf die Stirn und strich ihm über die Wange. Dann goss sie sich eine Tasse Kaffee ein und schnitt sich zwei Scheiben Brot ab. Schweigend betrachtete sie ihren Liebsten.
Jetzt komm schon, Spencer. Ich kenne dich seit mehr als zehn Jahren. Ich weiß, wie du aussiehst, wenn du unglücklich bist.
Er schwieg. Er weigerte sich, sie in seine Probleme einzuweihen.
»Was werdet ihr denn heute unternehmen?«, fragte Fredrika.
»Weiß nicht, wahrscheinlich spazieren gehen.« Behutsam legte er die Zeitung beiseite. »Ich muss heute im Laufe des Nachmittags nach Uppsala fahren. Am liebsten würde ich das ohne Saga tun.«
»Vollkommen in Ordnung«, sagte Fredrika, obwohl sie annahm, dass der Tag lang werden würde. »Ich komme nach Hause, sobald du wegmusst.«
Sie biss in ihr Brot, kaute, schluckte. Ihre Freundinnen hatten die Nachricht, dass sie wieder angefangen hatte zu arbeiten, besser aufgenommen als erwartet. Die meisten hatten sogar angedeutet, dass sie das nicht weiter überraschte.
»Fährst du zur Uni?«, fragte sie.
»Ja. Eine Besprechung.«
Eine Besprechung. Nicht mehr und nicht weniger. Wann hatten sie begonnen, in Stichworten miteinander zu sprechen? Fredrika musste an Alex denken, an den Winter im vorigen Jahr, als seine Frau so krank geworden war und er all die Zeit nichts erzählt hatte. Mit einem Mal wurde ihr mulmig.
»Spencer, du bist doch nicht krank, oder?«
Er sah sie erstaunt an. Graue Augen wie Steine, die in mehr Schattierungen spiegelten, als sie zählen konnte.
»Warum sollte ich krank sein?«
»Ich spüre, dass irgendetwas los ist. Mehr als nur ein Konflikt am Institut.«
Spencer schüttelte den Kopf. »Es ist nichts, glaube mir. Das Einzige, was ich möglicherweise vergessen habe zu erwähnen, ist…« Er zögerte, und sie wartete. »Eine meiner Studentinnen war im Herbst offenkundig mit meiner Betreuung unzufrieden.«
»Mein Gott, aber da warst du doch die meiste Zeit krankgeschrieben!«
»Genau das war das Problem«, sagte Spencer. »Ich musste die Betreuung ihrer Abschlussarbeit einer frisch angenommenen Doktorandin anvertrauen, und das kam wohl nicht so gut an.«
Fredrika merkte, wie sich Erleichterung in ihr ausbreitete. »Und ich dachte schon, du würdest sterben oder so.«
Spencer schenkte ihr sein schiefes Lächeln, das sie wie immer zum Schmelzen brachte.
»Ich werde dich doch jetzt nicht allein lassen, wo wir endlich zusammenleben dürfen!«
Fredrika beugte sich vor, um ihn zu küssen, wurde aber von Saga unterbrochen, die im Zimmer nebenan aufwachte.
Sie sah Spencer nach, als er aus der Küche hinkte.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Peder, als sie im »Haus«, wie das Polizeihauptquartier allgemein genannt wurde, zurück waren.
»Die genaueren Informationen von der Forensik abwarten und mit den Ermittlungen im Fall Rebecca Trolle fortfahren«, antwortete Alex. »Ich habe mit dem Rechtsmediziner telefoniert. Er glaubt, dass der Mann mindestens fünfundzwanzig Jahre, wenn nicht noch länger unter der Erde gelegen hat.«
»Haben wir es mit einem Serienmörder zu tun?«
»Der nach dem Zufallsprinzip mordet? So unterschiedliche Opfer und knapp drei Jahrzehnte zwischen den Taten?« Alex schüttelte den Kopf. »Nein, das glaube ich
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