Sterntaler: Thriller (German Edition)
kümmere ich mich jetzt mal um die Speichelprobe von Nilsson, dann mache ich weiter mit den Sexgerüchten.«
»Gut«, sagte Alex. »Hoffen wir, dass die Rechtsmedizin sich schnell meldet. Ich will so bald wie möglich die ID des zweiten Opfers.«
Håkan Nilsson war sichtlich verärgert, als Peder in Begleitung einer Kollegin bei ihm klingelte.
»Wozu brauchen Sie meine DNA ?«, fragte er.
»Rebecca war schwanger, als sie starb. Wir möchten einen Vaterschaftstest machen.«
Håkan wurde bleich. »Schwanger? Davon haben Sie gestern nichts gesagt.« Seine Stimme war brüchig, die Augen hatte er weit aufgerissen.
»Wussten Sie das denn nicht?«
»Nein.«
Es war schwer einzuschätzen, ob er die Wahrheit sagte.
»Glauben Sie, dass ich es getan habe?« Håkan versuchte, selbstbewusst auszusehen, aber die Unsicherheit blitzte wie frisch geputztes Silber in seinem Gesicht auf.
»Wir glauben gar nichts«, sagte Peder. »Und wir wollen auch gern weiterhin nichts glauben. Deshalb wollen wir eine Speichelprobe von Ihnen: damit wir Sie von der Verdächtigenliste streichen können.«
»Ich muss jetzt zur Arbeit. Kann ich später vorbeikommen?«
»Nein, es wäre gut, wenn Sie jetzt mitkommen könnten. Rufen Sie bei der Arbeit an, und sagen Sie, dass es etwas später wird.« Er legte den Kopf schief und fügte mit sanfterer Stimme hinzu: »Erzählen Sie ihnen, dass Sie der Polizei bei einer Ermittlung behilflich sein müssen. Das pflegt Arbeitgeber zu beeindrucken.«
Håkan warf ihm einen langen Blick zu und ging dann, um Schlüssel und Brieftasche zu holen. »Es spielt keine Rolle, ob ich der Vater des Kindes bin«, sagte er schließlich. »Sie haben bereits mein Alibi kontrolliert und wissen, dass ich nicht der Täter sein kann.«
»Wenn ich mich recht entsinne, waren Sie an dem Abend, als Rebecca verschwand, auf einem großen Fest. Wer hätte Sie vermisst, wenn Sie für ein paar Stunden weg gewesen wären?«
Als Håkan nicht antwortete, sah Peder ihn an. Er sah traurig aus. Verletzt.
»Es war kein Fest«, sagte er. »Es handelte sich um ein Abendessen mit dem Mentorennetzwerk. Eine ganztägige Veranstaltung. Rebecca hätte auch dabei sein sollen. Aber sie kam nicht.«
Peder runzelte die Stirn. »Hatten Sie sich gestritten? Kam sie deshalb nicht?«
»Das habe ich gestern schon beantwortet.« Håkan ergriff seine Jacke. »Sie glauben, dass sich das alles hier um mich dreht. Und Sie werden sich schämen, wenn Sie begreifen, wie falsch Sie gelegen haben.«
»Ganz sicher«, erwiderte Peder.
Fredrika bekam für ihren Auftrag eine neue Kollegin zugeteilt, die Kriminalinspektorin Cecilia Torsson. Cecilia fuhr, und Fredrika saß auf dem Beifahrersitz.
»Du bist erst seit Kurzem wieder zurück, oder?«, fragte Cecilia.
»Seit gestern«, antwortete Fredrika.
Sie fuhren die kurze Strecke vom Haus zum Tegnérlunden, wo Rebeccas Exfreundin zur Untermiete wohnte. Die Stadt lag unter strahlend blauem Himmel vor ihnen; Stockholm, wie es am schönsten war.
»Ach, bist du das, die ein Kind mit einem verheirateten Mann hat?«
Fredrika erstarrte. Was für eine Frage war das zum Teufel?
»Nein«, erwiderte sie. »Und wenn du noch mehr Fragen haben solltest, die mein Privatleben betreffen, dann schlage ich vor, dass du sie für dich behältst.«
»Mein Gott, Entschuldigung, ich wusste ja nicht, dass das so heikel ist!«
Stille breitete sich im Auto aus. Fredrika atmete tief ein und aus, um nicht überzukochen. Sie verstand durchaus, dass ihr Privatleben Neugier weckte. Aber die Leute konnten doch wohl ein bisschen diskret sein! Das wäre sie selbst schließlich auch. Meinte sie zumindest.
»Hier wohnt sie.«
Cecilia parkte das Auto am Bürgersteig.
»Hier dürfen wir nicht stehen bleiben«, sagte Fredrika und zeigte auf ein Schild.
Cecilia warf einen Zettel aufs Armaturenbrett, der besagte, dass das Auto der Polizei gehörte. »Jetzt dürfen wir.«
Das stimmte nicht. Der Zettel hinter der Windschutzscheibe durfte nur angewendet werden, wenn es sich um einen Noteinsatz handelte, und das war hier wohl kaum der Fall. Aber Fredrika verspürte nicht das Bedürfnis, sich noch unbeliebter zu machen, und schwieg.
Daniella wohnte im dritten Stock, kein Fahrstuhl. Fredrika hatte sich über sie schlaugemacht, ehe sie losgefahren waren. Die Exfreundin hatte eine bewegte Vergangenheit. Während der Zeit auf dem Gymnasium war sie mehrmals in die Kinder- und Jugendpsychiatrie eingewiesen worden. Sie stand sowohl im Strafregister als
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