Sterntaler: Thriller (German Edition)
nicht. Außerdem ist ein Serienmörder eine sehr seltene Erscheinung. Das hier ist etwas anderes.«
Obwohl er wusste, dass es sinnlos war, verfluchte er seine eigenen Unzulänglichkeiten. Als Rebecca verschwand, hatte es keinerlei Anzeichen dafür gegeben, dass sie eines von mehreren Opfern gewesen sein könnte; die Ermittler waren davon ausgegangen, dass ihr Fall von anderen unabhängig war. Nun fragte Alex sich, ob es noch mehr Opfer gab. Ohne zu zögern, hatte er den Auftrag erteilt, den Fundort komplett aufzugraben, und den Radius so erweitert, dass die Arbeit mehrere Tage in Anspruch nehmen würde. Wenn dort noch mehr Leichen lagen, dann wollte Alex sie bergen lassen.
»Wenn wir davon ausgehen, dass es dieselbe Person war, die Rebecca und den Mann, der gestern gefunden wurde, umgebracht hat, dann kann Håkan Nilsson kaum der Täter sein«, sagte Peder. »Als der frühere Mord geschah, war er ja kaum geboren.«
»Das habe ich mir auch schon gedacht«, meinte Alex. »Aber wir wissen zu wenig von der Sache, um ihn ausschließen zu können. Er kann eine Verbindung zu einem älteren Mörder haben, von der wir nichts ahnen. Ich will, dass wir eine Speichelprobe von ihm nehmen und seine DNA mit der des Fötus vergleichen. Wenn er der Vater des Kindes ist, dann kommt er in Untersuchungshaft.«
»Und was machen wir, wenn er die Zusammenarbeit verweigert?«
»Wenn er die Probe nicht freiwillig abgibt, gehen wir zum Staatsanwalt. Wir wissen, dass Rebecca schwanger war und dass sie ihrer Sorge Ausdruck verliehen hat, der Vater würde das Kind möglicherweise behalten wollen, obwohl sie selbst eine Abtreibung vornehmen wollte. Und wir wissen inzwischen, dass Håkan und Rebecca Sex hatten und dass er ein Kind hätte behalten wollen. Das reicht. Und zwar dicke. Auch wenn ich zugeben muss, dass mir Håkan als Täter immer unwahrscheinlicher vorkommt.«
»Haben wir noch mehr Spuren, mit denen wir arbeiten können?«
»Im Hinblick darauf, dass wir jetzt noch eine Leiche gefunden haben, ist die Information, dass Rebecca sich über das Internet prostituiert haben könnte, sogar interessanter als die Schwangerschaft. Versuch mal, da mehr rauszukriegen! Vielleicht gibt es da eine Geschichte, zu der die ältere Leiche passt.«
Peder warf einen Blick auf seinen Notizblock. »Und die Exfreundin, die nicht über die Trennung hinwegkam?«
»Ich dachte, um die könnte sich Fredrika kümmern…«
Im selben Augenblick erschien sie in der Tür. »Um wen soll ich mich kümmern?«
»Um Daniella, Rebecca Trolles Exfreundin. Guten Morgen übrigens.«
»Guten Morgen.« Fredrika zupfte an einem pastellblauen Schal, den sie über der Jacke trug. »Wir müssen ihre Sachen noch mal durchsehen.«
Alex sah auf. »Aus welchem Grund? Wir haben doch die Kopien von vor zwei Jahren.«
Fredrika zog die Augenbrauen zusammen. »Mir scheint, als ob Teile davon ausgelassen worden sein könnten. Das ist mir gestern schon aufgefallen. Zum Beispiel finde ich keine Information darüber, welche Literatur sie zu Hause hatte, keine Vorlesungsmitschriften oder Ähnliches.«
»Was willst du denn damit?«, fragte Peder.
»Als sie verschwand, war sie Studentin. Das heißt, dass sie einen großen Teil des Tages damit verbracht hat zu lernen, Vorlesungen zu besuchen, mit Kommilitonen rumzuhängen. Alex hat gesagt, dass sie, als sie starb, an einer wichtigen Seminararbeit saß. Trotzdem findet sich keine Zeile darüber, was eigentlich ihr Thema war.«
Alex fuhr sich mit der Hand durchs Haar und wog seine Worte sorgfältig ab. »Wie ich gestern schon sagte, haben wir mit ihrem Tutor gesprochen. Er hat das Thema der Arbeit erklärt, aber ehrlich gesagt habe ich das nicht für interessant gehalten. Ich glaube, sie hat über das Schicksal und die Abenteuer einer Kinderbuchautorin geschrieben. Thea Aldrin, falls du sie kennst.« Er zuckte mit den Schultern. »Das Thema an sich verhieß keine aufregenden Enthüllungen, deshalb haben wir es auf sich beruhen lassen.«
»Hättest du etwas dagegen, wenn ich es mir trotzdem noch mal anschaue?«, fragte Fredrika. »Thea Aldrin war gelinde gesagt eine umstrittene Autorin.«
Alex unterdrückte ein Seufzen. Wie viele derartige Diskussionen hatte er nicht schon mit Fredrika geführt? »Nur zu, aber wende nicht allzu viel Zeit dafür auf«, sagte er. »Ich möchte, dass du erst die Exfreundin befragst, das andere kannst du morgen machen.«
Fredrika zog sich in ihr Büro zurück, während Peder bei Alex blieb. »Dann
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