Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
Vom Netzwerk:
Vorwurf?
    Während all diese widerstreitenden Gedanken und Gefühle ihr durch den Kopf schossen, schritt sie langsam und gemessen auf den Bischof, den lächelnden alten Duke, die wohlgefällig nickende Tante Petronella, den mit offenem Mund dastehenden Harry Fitzalan zu – und auf Will Shafto, der ihr die Hand reichte.
    In diesem Augenblick, während sie Wills Hand nahm, wollte sie nur noch fortlaufen, weit fort, weg von der Hochzeitsgesellschaft, die Treppe hoch in ihr Schlafzimmer, und sich dort die Bettdecke über den Kopf ziehen, als wäre sie noch immer die kleine Becky, die nichts von den Härten des Lebens wusste.
    Der Augenblick ging vorüber. Sie schenkte Will ein kühles Lächeln, das er mit einem herzlichen beantwortete – und beide waren auf ihre Art eine Lüge. Der Bischof begann in der getragenen Stimme aller Geistlichen den Gottesdienst, und die Trauung nahm ihren Lauf.
    An den beiden Hauptfiguren ging die Zeremonie wie ein Traum vorüber. Beck bewegte sich wie im Traum, gab ihre Antworten wie im Traum, und sie sah aus wie ein Traum. Die Anwesenden waren sich einig: So schön hatte man Rebecca Rowallan, nunmehr Mrs Will Shafto, nie zuvor gesehen.
    “Liebe!” brüllte der Duke während des anschließenden Hochzeitsempfangs Petronella Melville ins Ohr. “Das macht die Liebe. Verlass dich drauf, das hier ist eine Liebesheirat, mögen die Leute reden, was sie wollen. Nicht das Schlechteste, einen Mitgiftjäger zu heiraten, wenn man einen gestandenen Burschen wie diesen hier bekommt.”
    Will, der ebenso wie alle anderen Umstehenden den Duke vernommen hatte, hob lachend sein Glas und prostete ihm zu. “Für den Mut, Euer Gnaden, laut auszusprechen, was alle anderen heimlich denken”, bedankte er sich bei dem exzentrischen alten Herrn, als das offizielle Diner vorbei war.
    “Ein ehrliches Schlitzohr, das gefällt mir”, rief der Duke aus. “Kümmern Sie sich gut um Ihre Braut, mein Junge. Petronella behauptet, Beck sei heißblütiger, als sie selbst ahnt. Bei allem, was sie als junges Ding mitgemacht hat – aber das hat sie Ihnen ohne Zweifel erzählt.”
    “Ohne Zweifel” wiederholte Will, der nicht die blasseste Ahnung hatte, worüber der Duke redete.
    “Genug davon!”, meinte der alte Herr. “Da kommt Ihre junge Frau, und sie braucht nicht zu wissen, dass wir über sie gesprochen haben. Würde ihr nicht gefallen. Eigensinniges Geschöpf, sagt meine Petronella.”
    Rebecca sah alles andere als eigensinnig aus, als sie sich jetzt zu ihrem Gatten gesellte, sondern so bescheiden und scheu, wie man sich eine Braut nur vorstellt. Will machte eine entsprechende Bemerkung.
    “So fühle ich mich tatsächlich im Augenblick”, gestand Rebecca. “Ein wenig überwältigt. Weil ich das befürchtete, wollte ich eigentlich eine kleine Trauung im engsten Kreise.”
    “Bei all den neugierigen Blicken fühlt man sich wie ein exotisches Tier auf dem Jahrmarkt, nicht wahr?”, antwortete Will.
    Verwundert über sein Einfühlungsvermögen, stimmte sie ihm zu. Leider ließen die Gäste ihnen keine Gelegenheit, diese neue Verständnisinnigkeit auszukosten. All die entfernten Verwandten wollten ein persönliches Wort mit der Braut wechseln, und da die Gespräche sich um alte Zeiten und Personen drehte, von denen Will nichts wusste, trat er in eine der tiefen Fensternischen und schaute in den Garten hinaus. Ohne selbst gesehen zu werden oder den Sprecher sehen zu können, hörte er plötzlich John Allenby im Gespräch mit einer anderen Person äußern:
    “Nun denn, jetzt ist es also geschehen, was immer man darüber denken mag. Ich für meinen Teil halte es nicht für richtig, dass sie einen Mann ohne Einkommen und ohne Grundbesitz geheiratet hat.”
    “Und ohne passende Abstammung, wie ich höre”, fügte eine weibliche Stimme hinzu.
    “Dann haben Sie Falsches gehört, meine Liebe”, widersprach Allenby. “Mit seiner Familie ist alles in Ordnung. Er ist ein Shafto von Shafto Hall in Northumberland, daran gibt es nichts zu deuteln. Sein Vater hat allerdings den gesamten Besitz verspielt, daher die Jagd nach einer reichen Erbin. Ich begreife nur immer noch nicht, warum Rebecca ausgerechnet ihn heiraten wollte.”
    “Sein gutes Aussehen?”, schlug die Dame vor.
    “Bei jeder anderen würde ich Ihnen zustimmen. Aber nicht bei Rebecca. Sie ist kalt wie ein Fisch. Und das schon seit damals, als Paul starb. Wäre er am Leben geblieben, hätte sie diesem Habenichts allerdings auch nicht das ganze

Weitere Kostenlose Bücher