Stets Zu Diensten, Mylady
wählten einen schmalen Goldreif mit eingelassener kleiner Perle.
Falls der Verkaufsassistent verwundert war über ein derart bescheidenes Verlobungsgeschenk für eine so reiche Dame, so ließ er es sich nicht anmerken, sondern meinte, als Will den Ring an Rebeccas Finger steckte: “An Madams Hand gewinnt er eine feine Eleganz, die ein aufwändigeres Schmuckstück niemals haben könnte.”
Rebecca hob die Hand und betrachtete den feinen Reif, und als wolle sie alle gefühllosen Äußerungen des vergangenen Tages wettmachen, sagte sie aufrichtig bewegt: “Ich muss Ihnen zustimmen. Guter Geschmack und Zurückhaltung gehen häufig Hand in Hand”, und sie schenkte Will ein bezauberndes Lächeln des Dankes.
Zum ersten Mal erlebten die beiden eine Spur des Gefühls, das ein wirklich liebendes Paar vielleicht wenige Tage vor der Hochzeit empfunden hätte.
Als sie dann jedoch Arm in Arm die Bond Street entlanggingen, holte Wills Vergangenheit sie unerwartet ein.
George Masserene schlenderte gut gelaunt die elegante Einkaufsstraße lang. Anfangs erregte das ihm entgegen kommende junge Paar kaum seine Aufmerksamkeit, doch dann glaubte er in den Gesichtszügen des gut gekleideten Mannes die seines ehemaligen Angestellten Wilson zu erkennen. Schau einer an, dachte er bei sich, der Junge hat es in ein paar Tagen weit gebracht.
“He, Wilson, das sind Sie doch, oder? Welche Überraschung”, rief er, als er mit dem Paar auf gleicher Höhe war.
Will blieb wie vom Donner gerührt stehen. Boden, tue dich auf und verschlucke mich, betete er inbrünstig, doch kein Wunder geschah. Dann hatte er seine Geistesgegenwart zurückgewonnen.
“Meine Liebe, darf ich dir Mr George Masserene vorstellen, einen Bekannten?”, sagte er möglichst unbefangen. “Das, George, ist meine zukünftige Gemahlin, Miss Rebecca Rowallan. Wir werden in ein paar Tagen heiraten.”
Beck neigte huldvoll ihr Haupt, und George machte eine artige Verbeugung.
“Jetzt verstehen Sie sicherlich, warum ich kürzlich von weiteren geschäftlichen Transaktionen Abstand nahm, nicht wahr, George”, fuhr Will mit einem beschwörenden Blick in Masserenes noch immer höchst neugierig blitzende Augen fort.
Oh ja, George verstand, er war schließlich kein Dummkopf. Aber wie sollte er sich jetzt weiter verhalten, ohne Wilson, oder wie immer er wirklich hieß, unnötig zu schaden? Er hatte vor dem Jungen immer die größte Achtung gehabt.
“Dann gratuliere ich, Sie Glückspilz”, sagte er, während er Will herzhaft die Hand schüttelte. Er verneigte sich ein weiteres Mal vor Rebecca und setzte seinen Weg fort.
“Geschäftliche Transaktionen, Mr Wilson?” erkundigte Beck sich amüsiert, als niemand sie mehr hören konnte. “So nannte er Sie doch, nicht wahr? Und betrachten Sie sich selbst auch als Glückspilz?”
“Nun ja, Beck”, begann Will mit dem Versuch einer Erklärung.
“Kein Wort mehr, Will”, winkte Rebecca lachend ab. “Sparen Sie sich die Lügengeschichte, die Sie mir jetzt bestimmt auftischen wollen. Ich verspüre nämlich nicht das geringste Verlangen, Einzelheiten aus Ihrem Vorleben zu erfahren. Und sollte Ihr Bekannter auf den Gedanken kommen, er könne Geld aus Ihnen pressen, indem er droht, andernfalls mit Enthüllungen zu mir zu kommen, dann schicken Sie ihn getrost zum Teufel. Nichts, was er mir über Sie erzählen könnte, würde mich aus der Fassung bringen.”
Es sollte der Tag kommen, an dem Mrs Shafto ihre kühne Aussage bitter bereuen würde, doch das ahnte sie in diesem Augenblick selbstverständlich nicht.
7. KAPITEL
Von einer stillen Hochzeit im kleinen Kreise konnte dank Tante Petronella nicht mehr die Rede sein. Im Großen Salon von Rebecca Rowallans Stadthaus hatte sich alles eingefunden, was in Londons bester Gesellschaft Rang und Namen besaß. Die erlauchtesten Gäste waren ohne Zweifel der Bischof von Bath und Wells und der Herzog von Durness.
Auch die Familie Allenby war in voller Stärke vertreten – Tante Petronella hatte auf ihrer Einladung bestanden, damit Rebecca sich nicht unnötig Feinde schaffte.
Will Shaftos sowieso nicht zahlreiche Verwandtschaft lebte ohne Ausnahme in Nordengland, und selbst Mrs Petronella Melville musste einsehen, dass ihnen bei der kurzfristig anberaumten Hochzeit eine so weite Reise nicht zuzumuten war.
Der eigentliche Grund ihrer Abwesenheit lag allerdings in der Tatsache, dass schlicht die Geldmittel für eine Londonreise fehlten, weshalb Will sie gar nicht erst über seine
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