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Stets Zu Diensten, Mylady

Stets Zu Diensten, Mylady

Titel: Stets Zu Diensten, Mylady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paula Marshall
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Job Cooper stand als Einziger zur Verfügung. Er gefiel weder Will noch Rebecca, doch was blieb ihnen anderes übrig, als mit ihm vorliebzunehmen, wenn sie nicht eine weitere Nacht in der Herberge verbringen wollten?
    Rebecca hatte wie immer der alten Poststraße den Vorzug gegeben, die sie an Mansfield und Newstead Abbey, dem Landsitz Lord Byrons, vorbeiführen würde. Wie sie aus Erfahrung wusste, befand sich die breite Überlandstraße nach Norden zwar in besserem Zustand, bedeutete jedoch einen großen Umweg über Lincoln, wenn man nicht eine Abkürzung über holprige Feldwege nehmen wollte.
    Es regnete nach wie vor ohne Unterbrechung, und als sie Sherwood Forest erreichten, brach erneut ein Unwetter mit Blitz und Donner los.
    “Haben Sie nicht gesagt, dies sei eine gute Straße, Beck?”, fragte Will schließlich, nachdem die Kutsche eine Weile lang so sehr geschüttelt worden war, dass sie mehrfach beinahe umgestürzt wäre.
    “Sie war in gutem Zustand, als ich im Frühjahr nach London reiste”, antwortete Rebecca, lehnte sich nach vorn und schaute aus dem Fenster. Mit Schrecken erkannte sie, dass rund um sie her dichtester Wald war.
    “Wir sind nicht auf der richtigen Straße”, sagte sie mit zitternder Stimme. “Das hier ist ein schlechter Waldweg! Wir müssen eine falsche Abzweigung genommen haben. Bitte, Will, informieren Sie den Kutscher.”
    Will murmelte einen unverständlichen Fluch, öffnete das Wagenfenster und versuchte, gegen den grollenden Donner und den Sturm anzuschreien, doch der Kutscher reagierte nicht. Unverdrossen trieb er die Pferde weiter über Stock und Stein, da mochte Will rufen, so viel er wollte.
    Da er nun schon einmal halb aus dem Kutschenfenster lehnte, wandte er sich um und betrachtete den Weg, den sie gekommen waren. Diesmal fluchte er laut, doch das Rumpeln der Räder, das Heulen des Sturms und das Grollen des Donners schluckten seine wenig gesellschaftsfähigen Worte.
    “Dieser Halunke von Cooper kann mich wohl hören, aber er stellt sich taub”, erklärte er, nachdem er sich mit triefnassen Haaren und durchtränkten Schultern wieder in den Wagensitz hatte fallen lassen. “Wir haben uns tatsächlich verfahren. Unsere Gepäckkutsche ist nirgends zu sehen.”
    Rebecca erbleichte. “Was können wir tun?”, fragte sie mit noch immer recht gefasster Stimme.
    “Nicht viel, fürchte ich, bis der Kutscher von allein anhält”, meinte Will. “Seine plötzliche Taubheit will mir nicht gefallen.”
    “Vielleicht ist er bei dem Unwetter vom Weg abgekommen”, schlug Rebecca tapfer eine harmlose Erklärung vor.
    Ehe Will ihr antworten konnte, wurde die Kutsche so heftig geschüttelt, dass sie sich zur Seite neigte und langsam gegen einen der dicken Bäume am Wegrand sank. Beide Passagiere wurden von ihren Sitzen geschleudert und fanden sich auf dem Boden wieder.
    Will hielt Rebecca, die auf ihn geflogen war, einen Augenblick in den Armen. Er konnte fühlen, dass sie zitterte. Doch wenn er jetzt von ihr einen Zusammenbruch, zumindest Tränen und verzweifeltes Schluchzen erwartet hatte, dann wurde er enttäuscht.
    “Was nun?”, fragte sie, noch immer im gewohnt kühlen, sachlichen Ton.
    Nie zuvor hatte Will sie so sehr bewundert. Ihm blieb allerdings wenig Zeit, über Becks Mut nachzudenken, denn der Wagenschlag wurde aufgerissen, und ihr Kutscher steckte sein stoppelbärtiges Gesicht herein.
    “Raus da mit euch zweien”, brüllte er sie an.
    “Was? Bei dem Regen?”, entgegnete Will.
    “Wird euch schon nicht umbringen. Muss unsereins oft genug aushalten”, knurrte Cooper mit einem hässlichen Grinsen, während er eine uralte Donnerbüchse auf Will richtete. “Raus da, aber flott, sage ich.”
    Ohne weitere Umstände packte er Will am Ärmel, zerrte ihn aus der Kutsche und stieß ihn unsanft zur Seite. Nur eine Spur weniger grob verfuhr er anschließend mit Rebecca.
    Sie befanden sich am Rand einer größeren Lichtung. Vor einigen armseligen Hütten hatten sich zerlumpte Männer, Frauen und Kinder versammelt und starrten das feine Paar in schweigender Feindseligkeit an. Die Männer und Knaben waren bewaffnet, größtenteils mit eisenbewehrten Stöcken und schweren Hämmern, Will bemerkte aber auch einige verrostete Musketen, die wegen ihres schlechten Zustandes nicht unbedingt an Gefährlichkeit eingebüßt hatten.
    “Was … was soll das alles?” stammelte Rebecca. In ihrer dünnen Kleidung und den Lederschühchen war sie bereits bis auf die Haut durchnässt und

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