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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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davon war er überzeugt, war Ickenham. Er hatte Ickenham verlassen, als dieser gerade über die Situation nachdenken wollte; und wer konnte wissen, ob sein reger Geist nicht unterdessen eine Rachemaßnahme gefunden hatte.
    Nachdem er von Lady Constance weggegangen war, begab er sich zum Liegestuhl und erzählte dem anderen die Geschichte. Er war auch nicht enttäuscht, wie dieser sie aufnahm. Während ein anderer, etwas derber Mann fürchterlich gelacht hätte, blieb Lord Ickenham sehr ernst. Nicht einmal ein leichtes Zucken um die Lippen deutete darauf hin, daß er die Erzählung seines Gastgebers lustig fand.
    »Eine Kartoffel?« sagte er und runzelte die Stirn.
    »Eine große Kartoffel.«
    »An einer Schnur?«
    »Jawohl. An einer Schnur.«
    »Und der Junge hat sie weggezogen?«
    »Mehrmals. Das muß die Kaiserin sehr enttäuscht haben. Denn sie liebt Kartoffeln über alles.«
    »Und Sie wollen Rache nehmen? Sie finden, daß es eines Gegenschlages bedarf?« 
    »Eh? Ja, absolut.«
    »Dann bin ich wirklich sehr froh«, sagte Lord Ickenham liebenswürdig, »daß ich dafür eine Möglichkeit gefunden habe. Ich will Ihnen nur einen Vorschlag machen, wie ich an Ihrer Stelle handeln würde.«
    »Und wie lautet er?«
    »Ich würde mich zu früher Morgenstunde an den See hinunterschleichen und die Zeltschnüre durchschneiden, wie wir es in Aldershot bei den Public-School-Lagern immer gemacht haben, als ich noch etwas jünger war. Dies wäre, meiner Meinung nach, die geeignete Vergeltung.«
    »Um Gottes willen!« sagte Lord Emsworth.
    Er sprach plötzlich sehr lebhaft. Sechsundvierzig Jahre waren von ihm gewichen. Sechsundvierzig Jahre waren vergangen, seit er als Junior-Mitglied des Eton-Teams im Aldershot Lager in eine derartige Situation verwickelt gewesen war. Damals aber hatte er diesen Streich eingesteckt und nicht ausgeteilt. Irgendwelche Verrückte einer Eton feindlich-gesinnten Schule hatten die Schnüre des Aufseher-Zeltes, in dem er selbst geruht hatte, durchgeschnitten. Und er konnte sich genau an seine Gefühle erinnern, als er sich plötzlich in einen Kokon aus Zelttuch eingesponnen fühlte. Sein ganzes Leben – fünfzehn Jahre waren es damals – war an ihm vorübergegangen. Und er, Ickenham, hielt es für einen sehr gelungenen Vorschlag, dies den Ministranten anzutun.
    Einen Augenblick lang glühte sein sanftes Gesicht. Dann erstarb der Glanz plötzlich. Er fragte sich, ob es klug sei, ein derartiges Unternehmen zu starten, von dem er wußte, daß Connie es niemals billigen würde? Connie hatte eine besonderes Talent, Schandtaten aufzudecken … was dann, wenn sie seinen Racheakt entdecken würde …
    »Ich werde es mir noch überlegen«, sagte er. »Vielen Dank für Ihren Vorschlag.«
    »Keine Ursache«, sagte Lord Ickenham. »Überlegen Sie ihn sich in aller Ruhe.«

5
    Der Spaziergang des Duke führte zum Stall der Kaiserin. Er zündete sich eine Zigarre an, lehnte sich über das Geländer und starrte sie an, während sie gerade ihr zweites Frühstück einnahm.
    Von einer gewissen Leibesfülle abgesehen, hatten der Duke of Dunstable und die Kaiserin von Blandings nur wenig gemeinsam. Ihre Seelen waren nicht verwandt. Während der folgenden zehn Minuten kam es zu keinerlei Gedankenaustausch. Der Duke rauchte schweigend seine Zigarre; die Kaiserin widmete sich dem Verzehr ihrer täglichen aus siebenundfünfzigtausend Kalorien bestehenden Nahrung.
    Lord Emsworth hätte es niemals für möglich gehalten, daß der Anblick dieses Wunder-Schweines jemand in schlechte Laune versetzen könnte, wie es beim Duke der Fall war. Er betrachtete es nicht mit Bewunderung – sondern mit wachsendem Zorn. Da lungerte hier dieses Berkshire-Schwein herum, so sagte er zu sich selbst, anstatt daß er es in sein Haus nach Wiltshire überführen könnte, um sein Bankkonto um ganze zweitausend Pfund zu bereichern – aber hierfür gab es keine Hoffnung. Wie ein Pfeil drang dieser Gedanke in sein Herz.
    Seine Zigarre war unterdessen so klein geworden, daß sie bei dem nächsten Zug seinen Schnurrbart ansengen würde; er warf sie also weg, richtete sich unwillig grunzend auf und wollte eben das edle Tier seinen Proteinen und Kohlehydraten überlassen, als er hinter sich ein »Entschuldigung!« vernahm. Er drehte sich um, entdeckte jenes weibliche Pudding-Gesicht, das er erst vor kurzem zurechtgewiesen hatte.
    »Verschwinden Sie!« sagte er auf seine liebenswürdige Art. »Ich bin beschäftigt.«
    Während eine andere Frau in dieser

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