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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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einzuschlagen. Er kannte die Menschen zu gut, um nicht zu wissen, daß zwei Liebende in einem Rosengarten nicht ständig auf die Uhr schauen, und wenn Bill und Myra vor wenigen Minuten dort waren, würden sie es wahrscheinlich auch jetzt noch sein. Sie würden vermutlich in düsterer Stimmung die unmittelbar bevorstehende Abreise des ersteren von Blandings Castle diskutieren, und er wollte sich beeilen, um ihre Sorgen zu zerstreuen. Denn für ihn gab es keinen Zweifel mehr, daß Lady Constance, nach sorgfältiger Überlegung der Lage, dem jungen Geistlichen weiterhin Gastfreundschaft gewähren würde. Als er sie verlassen hatte, erweckte sie bei ihm den Eindruck einer Frau, die keine andere Möglichkeit mehr findet, als die weiße Flagge zu hissen.
    Er hatte kaum das Haus verlassen, als er entdeckte, daß er sich geirrt hatte. Anstatt im Rosengarten befand sich Myra Schoonmaker auf dem Kiesweg vor der Eingangstüre, und anstatt sich mit Bill zu unterhalten, schien sie mit dem Neffen des Duke of Dunstable, Archie Gilpin, in eine geheime Unterredung vertieft zu sein, soweit dies im Freien überhaupt möglich ist. Als er auf der Bildfläche erschien, verschwand Archie Gilpin, und Myra kam ihm entgegen. Er sah, daß ihr Gesicht sehr finster wirkte und daß sie den Gang eines Mädchens hatte, das keinen Silberstreifen am Horizont erblickt. Dieser Anblick bereitete ihm jedoch keinen Kummer, denn schließlich konnte er ihr eine Nachricht überbringen, die sie vor Freude am Kiesweg tanzen lassen würde.
    »Hallo!« sagte er.
    »Oh, hallo, Onkel Fred.«
    »Du machst einen ziemlich betrübten Eindruck, meine kleine Myra.«
    »So fühle ich mich auch.«
    »Aber nicht mehr lange. Wo ist Bill?«
    Das Mädchen zuckte die Achseln.
    »Vermutlich irgendwo in der Nähe. Ich habe ihn im Rosengarten verlassen.«
    Lord Ickenham zog die Augenbrauen hoch.
    »Du hast ihn im Rosengarten VERLASSEN? Doch hoffentlich kein Streit unter Verliebten?«
    »Wenn du es so nennen möchtest, bitte«, sagte Myra. Sie stieß launisch nach einem Käfer, der ihr einen kalten Blick zuwarf und seinen Weg fortsetzte. »Ich habe unsere Verlobung gelöst.«
    Es war nicht leicht, Lord Ickenham in Enttäuschung zu versetzen, wie sein Neffe Pongo jederzeit bestätigen könnte. Selbst an jenem Tag, an dem sie beim Hunderennen waren und sich die Hand des Gesetzes auf ihn gelegt hatte, war sein Benehmen ruhig und gelassen geblieben. Aber jetzt konnte er seine Traurigkeit nicht verbergen. Er blickte das Mädchen ungläubig an.
    »Du hast die Verlobung gelöst?«
    »Ja.«
    »Aber warum denn?«
    »Weil er mich nicht liebt.«
    »Und warum glaubst du das?«
    »Ich werde dir gleich sagen, warum ich das glaube«, sagte Myra heftig. »Er ging zu Lord Emsworth und erzählte ihm, wer er tatsächlich sei, wobei er ganz genau wußte, daß Lord Emsworth diese Neuigkeit sofort Lady Constance erzählen würde, worauf ihm ein Hinauswurf von ihr gewiß sei. Du fragst, warum er das getan hat? Weil er eine Entschuldigung braucht, um von mir loszukommen. Er hat wahrscheinlich in Bottleton East ein anderes Mädchen.«
    Lord Ickenham zwirbelte heftig seinen Schnurrbart. Im Laufe seines Lebens hatte er schon oft völlig verrückten Leuten zugehört, aber jetzt war er nicht in der richtigen Laune dazu.
    »Myra«, sagte er, »du solltest dich untersuchen lassen, ob du ganz richtig im Kopf bist.«
    »So, wirklich?«
    »Das wäre kein vergeudetes Geld. Ich versichere dir, daß sämtliche Mädchen aus Bottleton East vor ihm einen Schleiertanz aufführen könnten, ohne daß er sie nur anblickt. Er erzählte Emsworth, wer er sei, weil ihn sein Gewissen nicht ruhen ließ. Diese Enthüllung war unvermeidbar, wenn die Geschichte von diesem hinterlistigen Plan der Briggs überzeugend klingen sollte; und er scheute keine Konsequenzen. Er wußte, daß dies für ihn das Ende und eine Katastrophe bedeuten würde, aber er konnte einfach nicht stillschweigend zusehen, wie dieser arme Mann um sein Schwein gebracht wird. Du solltest auf seine edle Denkungsart stolz sein, anstatt deine Verlobung mit ihm zu lösen. Es war immer schon meine Meinung, daß ein kluger Mann seine Worte dem anderen Geschlecht gegenüber sorgfältig wählen sollte, wenn er zu einem der wenigen Kavaliere zählen möchte, aber ich kann nicht umhin, dir zu sagen, meine kleine Myra Schoonmaker, daß du dich wie eine Halb-Irre benommen hast.«
    Myra, die immer noch diesen Käfer betrachtete, hob plötzlich erstaunt den Kopf

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