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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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gegessen und saß bei ihrer dritten Tasse Tee, als sie auf der anderen Seite der Hecke, wo ein ähnlicher Tisch wie der ihre stand, eine Stimme hörte. Alles, was diese sagte, war »zwei Bier« ; doch dieser Tonfall ließ sie erstarren. Ein sechster Sinn sagte ihr, daß es hier möglicherweise etwas Interessantes zu hören gäbe. Denn es war die Stimme des Duke, die die Nachmittagsruhe erschüttert hatte, und es gab nur eine einzige Ursache, die ihn hierher nach Market Blandings hatte bringen können: der Wunsch nach einem Gespräch mit diesem geheimnisvollen Mann, der bereit war, dieses unadelige Schwein von Lord Emsworth für zweitausend Pfund zu erwerben.
    Einen Augenblick später sprach eine zweite Stimme. Lavender Briggs erstarrte noch mehr. Die Worte waren nicht wichtig gewesen, irgendetwas über einen heißen Tag, aber sie hatten genügt, um ihr klar zu machen, daß es sich um die Stimme ihres früheren Chefs, Lord Tilbury, von der Mammoth Publishing Verlagsgesellschaft handelte. Sie hatte schon zu viele Diktate von diesen erlauchten Lippen aufgenommen. Eine Täuschung war daher ausgeschlossen.
    Sie setzte sich also zurecht und spitzte die Ohren – wie der Duke sich ausgedrückt hätte.
     
    Das Gespräch auf der anderen Seite der Hecke war eine Zeitlang ziemlich oberflächlich. Zwei Männer, die wichtige Dinge zu besprechen haben, gehen nicht gleich der Sache auf den Grund, wenn sie einen Kellner erwarten, der jeden Augenblick mit dem bestellten Bier auftauchen kann, sondern sie unterhalten sich über nichtige Dinge. Lord Tilbury erklärte ein zweites Mal, daß heute ein heißer Tag sei; und der Duke stimmte dieser Feststellung zu. Der Duke sagte, daß er nicht so sehr unter der Hitze, als unter der Luftfeuchtigkeit zu leiden habe; und Lord Tilbury gab zu, daß auch ihm diese Feuchtigkeit nicht gut bekam. Dann kam das Bier, und der Duke stürzte sich mit einem wohligen Grunzen darauf. Er wirkte dabei anscheinend nicht sehr fein und zurückhaltend, wie man es von einem Bier trinkenden Duke eigentlich erwartet hätte, denn Lord Tilbury sagte:
    »Sie scheinen durstig zu sein. Sind Sie vom Schloß zu Fuß hierher gegangen?«
    »Nein. Ich wurde im Wagen mitgenommen. Glück gehabt. Ein heißer Tag heute.«
    »Ja, sehr warm.«
    »Und auch sehr feucht.«
    »Diese Feuchtigkeit mag ich gar nicht.«
    »Ich mag die Feuchtigkeit auch nicht.«
    Auf diesen intellektuellen Gedankenaustausch folgte Schweigen. Dieses wurde von einem lauten Lachen des Duke gebrochen.
    »Eh?« sagte Lord Tilbury.
    »Was?« sagte der Duke. »Reden Sie lauter, Stinker.«
    »Ich fragte mich nur, warum Sie so lachten«, erwiderte Lord Tilbury eisig. »Und es wäre mir lieb, wenn Sie mich nicht Stinker nennen wollten. Es könnte schließlich jemand hören.«
    »Na und?«
    »Was zum Teufel amüsiert Sie denn so?« fragte Lord Tilbury, da auf sein erstes Lachen ein zweites folgte. Er hatte den Duke of Dunstable noch nie gemocht, und es war wirklich ein hoher Preis, den er für die Kaiserin von Blandings bezahlen mußte, daß er nach dieser anstrengenden Reise von London in seiner Gesellschaft weilen mußte.
    Der Duke war kein Mann, der seine Privatangelegenheiten jedem Idioten erzählte, und in jeder anderen Situation hätte er sich selbst verflucht, daß er sich von diesem Stinker Pyke, oder Lord Tilbury, wie er sich jetzt nannte, ausfragen ließ. Er vertraute diesen Zeitungsburschen nicht. Man erzählte ihnen etwas streng vertraulich, und am nächsten Tag stand es unter einer drei Zentimeter dicken Schlagzeile auf der Klatschseite; wahrscheinlich war auch noch ein Foto dabei, auf dem man aussah wie ein Schwerverbrecher, der gerade von der Polizei gesucht wird.
    Aber da er augenblicklich voll des guten Emsworth Arms Bieres war, war er sehr milde gestimmt; denn jeder, der das von G. Ovens, dem Besitzer des Emsworth Arms, selbst gebraute Bier einmal gekostet hat, weiß, daß dieses eine ausgesprochen lösende Wirkung hat. Was in dieses Bier hineinkommt, ist ein zwischen ihm und seinem Brauer streng gehütetes Geheimnis, aber es wirkt auch auf die hartnäckigsten Fälle wie ein Zaubermittel. Nachdem der Duke eine Maß davon getrunken hatte, erschien es ihm geradezu gemein, sein Glück nicht mit diesem sympathischen Mann zu teilen.
    »Jetzt hab’ ich es aber einem dieser verdammten Weiber gegeben!« sagte er.
    »Lady Constance?« fragte Lord Tilbury, da dies für ihn mehr als begreiflich gewesen wäre. Sein Besuch auf Blandings Castle war zwar nur sehr

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