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Stets zu Diensten

Stets zu Diensten

Titel: Stets zu Diensten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P. G. Wodehouse
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daß alles abgeblasen ist, meinen Sie?«
    »Genau. Und somit dem Mädchen eine Menge Unkosten ersparen.«
    »Das kann ich nicht. Ich muß zugeben, daß ich sie gebeten hatte, mich zu heiraten, weil ich mich über Millicent so geärgert hatte und es ihr einfach zeigen wollte …«
    »Daß andere Mütter auch schöne Töchter haben?«
    »Ja, so ähnlich. Ich war ziemlich erleichtert, als sie mich abwies. Diese Flucht war mir knapp geglückt. Aber nach genaueren Überlegungen entschied sie sich für diesen Plan. Und ich weiß nicht, wie ich jetzt einfach zu ihr hingehen soll und sagen, daß ich meine Meinung geändert habe. Kann man denn so etwas tun, frage ich Sie?«
    »Sie meinen, wenn ein Gilpin einen Entschluß gefaßt hat, dann bleibt er dabei? Eine sehr lobenswerte Denkungsart, obwohl Sie sie nicht so oft anwenden sollten. Aber wenn Sie glauben, daß Sie dieses zarte Herz brechen würden, dann kann ich Sie beruhigen. Ich sage Ihnen aus voller Überzeugung, daß sie Sie nicht um sämtliche Schätze der Welt heiraten würde.«
    »Warum hat sie dann aber gesagt, daß sie es tun würde?«
    »Aus genau demselben Grund, aus dem Sie ihr einen Heiratsantrag gemacht haben. Zwischen ihr und ihrem Herzallerliebsten herrschte dieselbe angespannte Stimmung wie zwischen Ihnen und Miss Rigby – und sie glaubte auch, daß ihm das eine Lehre sein würde.«
    »Hat sie denn einen Herzallerliebsten?«
    »Und was für einen! Sie kennen ihn. Mein Freund Meriwether.«
    »Du lieber Gott!« Archie Gilpin erblühte wie eine Rose im Juni. »Wunderbar. Das ist ja großartig. Sie haben mich wirklich erleichtert.«
    »War mir ein Vergnügen.«
    »Jetzt sehen wir endlich klar. Jetzt wissen wir, wo wir stehen. Aber, wir wollen nichts … wie heißt es gleich?«
    »Überstürzen?«
    »Ja. Wir müssen sehr sorgfältig vorgehen. Wissen Sie, ich hoffe, Onkel Alaric eintausend Pfund aus der Tasche ziehen zu können, weil ich mich mit der Tochter eines Millionärs verlobt habe.«
    Lord Ickenham spitzte die Lippen.
    »Aus seiner Lordschaft, dem glotzäugigen Duke of Dunstable? Keine leichte Aufgabe. Seine nach innen gekehrten Taschen sind in ganz England bekannt.«
    Archie nickte. Es war ihm immer schon klar gewesen, daß jeder Mensch, der versuchte, dem Duke of Dunstable Geld zu entlocken, sich in derselben Lage befand, wie ein Mann, der einem bissigen Wolfshund einen Knochen entwenden möchte.
    »Ich weiß. Aber ich glaube, daß es klappen wird. Als ich ihm von meiner Verlobung mit Myra erzählte, war er sehr manierlich. Ich glaube, daß er reif ist für diese Attacke. Und ich muß die tausend Pfund einfach haben.«
    »Warum ausgerechnet diese Summe?«
    »Weil Ricky sie verlangt, damit ich mich bei seinem Zwiebelsuppen-Geschäft beteiligen kann. Er will sich vergrößern und braucht dazu mehr Kapital. Er sagt, wenn ich mich mit tausend Pfund beteilige, gibt er mir ein Drittel seines Gewinnes – der fabelhaft ist.«
    »Ja. Das hat mir Pongo schon gesagt. Ich hatte den Eindruck, als ob sich riesige Scharen Betrunkener Nacht für Nacht in Rickys Bar drängen – wie eine Büffelherde, die sich um eine Wasserquelle drängt.«
    »Genau. So ist es auch. An dieser Zwiebelsuppe muß etwas sein, das die Leute anzieht wie ein Magnet. Ich selbst hasse das Zeug – aber jeder nach seinem Geschmack. Ich sehe im Moment folgenden Plan vor mir«, sagte Archie mit wachsender Begeisterung. »Wir bleiben dabei. Myra ist mit mir verlobt, worauf mir Onkel Alaric liebevoll erklärt, daß ich von ihm alles haben kann, was ich will. Ich bekomme also die tausend Pfund. Myra schmeißt mich hinaus. Ich verschwinde und heirate Millicent. Myra heiratet diesen Meriwether und jeder ist glücklich. Noch Fragen dazu?«
    Lord Ickenhams Gesicht wirkte bedauernd und mitleidig. Es schmerzte ihn, daß er im Garten der Träume dieses jungen Mannes wie starker Frost wirkte, aber er hatte keine andere Wahl.
    »Myra kann Sie nicht hinausschmeißen.«
    Archie starrte ihn an. Es kam ihm vor, als ob dieser bisher so liebenswürdige alte Bursche plötzlich seinen Verstand verloren hatte.
    »Warum denn nicht?«
    »Weil in dem Augenblick, in dem sie das täte, sie sofort nach Amerika zurückgeschickt würde und ihren Bill Bailey nie wieder sehen könnte.«
    »Wer, um Gottes Willen, ist denn Bill Bailey?«
    »Ach, das vergaß ich, Ihnen zu sagen, nicht wahr? So lautet Meriwethers richtiger Name, genauer gesagt: Reverend Cuthbert Bailey. Er weilt hier incognito, da Lady Constance ihm gegenüber

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