Steuersensitive Geldanlage
zur Sicherheit verpfändet werden können. Kreditakten werden vom Kunden in aller Regel nicht eingesehen; er weià also nicht, was die Steuerfahnder über ihn in Erfahrung bringen können. Vorsichtige Geldanleger erweitern den möglichen Spielraum für Zufallsfunde nicht, indem sie während eines Kreditgesprächs zu viele Unterlagen aus der Hand geben. Vorsichtige Geldanleger verzichten auch darauf, Kreditunterlagen und Vermögensaufstellungen im SchlieÃfach der Kreditbank aufzubewahren.
Unterlagen über steuersensitive Auslandskonten werden nicht zu Hause aufbewahrt. Die heimische Steuerfahndung ist nach dem sogenannten âTerritorialitätsprinzipâ in ihren Ermittlungen auf heimisches Hoheitsgebiet beschränkt. Notwendiges Beweismaterial zur Einleitung eines Steuerstrafverfahrens wird also in aller Regel in der Wohnung des steuersensitiven Geldanlegers gefunden.
Steuersensitive Gelder gelangen nicht mehr an ihren Ursprung zurück. So schmerzlich dies auch klingen mag: Profis verwenden steuersensitive Gelder in ihrem Wohnsitzstaat nicht mehr. Wird aber dennoch dringend einmal Geld benötigt, greifen Profis zum Kredit. Für Kredite müssen diese allerdings Sicherheiten bieten, und zwar nur solche, von denen auch die Finanzverwaltung erfahren darf. Von Vorteil ist hierbei eine unbelastete Immobilie: Wird eine Grundschuld eingetragen, fällt Steuerfahndern der Nachweis schwer.
Schweizer Banken leisten den Täuschungsmanövern ihrer Kunden gegenüber ausländischen Behörden keinen Vorschub mehr durch unvollständige oder irreführende Bescheinigungen. Der Schweizer Banker wird daher jedes Wirtschaftsgut, das zur Besicherung des Kredits dient, im Vertrag einzeln aufführen. Reicht die Wohnung nicht (im Allgemeinen liegt die Beleihungsquote der Eidgenossen bei selbst genutzten Immobilien bei 60 bis 70 Prozent), gerät unter Umständen das steuersensitive Wertpapierdepot in die Kreditunterlagen. Deutsche Steuerschummler mag es bedenklich stimmen, dass die Steuerfahndungsdienste in den vergangenen Jahren âungesicherteâ Kredite in etwa 150 Fällen aufdeckten.
Steuersensitive Geldanleger überweisen von ihrem steuersensitiven Konto keinen Euro an Freunde oder Geschäftspartner. Denn sie wollen nicht, dass solche Geldbewegungen in diversen Buchungsunterlagen aufscheinen. Und bei Freunden und Bekannten spricht sich sicher schnell herum, dass jemand ein steuersensitives Konto hat. Man macht sich dadurch erpressbar, was der vernünftig denkende steuersensitive Geldanleger vermeiden will. Er verwendet steuersensitive Konten nur zur Vermögensanlage und beachtet stets die Einkommensteuerpflicht für Kapitalerträge.
Steuersensitive Geldanleger fahren grundsätzlich mit einem Mietwagen, der ein grenznahes Kennzeichen aufweist, über die Grenze. Sie stellen hierzu ihren Wagen bei einem grenznahen Autoverleiher ab, mieten sich einen nicht allzu auffälligen Mittelklasse-Pkw und passieren die Grenze nur im intensiven Morgen- und Abendverkehr. Die Wahrscheinlichkeit, in keine Kontrolle zu geraten, schätzen erfahrene steuersensitive Geldanleger auf fast 100 Prozent. Steuersensitive Geldanleger, die sich auf eine Anlegerinsel begeben, tun dies gerne mit dem Schiff. Steuersensitive Geldanleger, die von Europa aus mit dem Flugzeug in die Vereinigten Arabischen Emirate reisen, fliegen nicht mit der Destination âDubaiâ, sondern lieber nach Abu Dhabi. Von dort aus sind es wenige Autostunden in die viel begehrte âsteuerfreie Umgebungâ. Der Hinflug kann bequem âüber Nachtâ erfolgen; die Zeitverschiebung (im Winter drei, im Sommer zwei Stunden) verkürzt die rund sechsstündige Flugzeit zurück nach Europa faktisch um die Hälfte. Wer also am Abend von Deutschland aus startet, kann am nächsten Tag bereits im Büro seines Bankers, beispielsweise im Dubai International Financial Centre, sein. Dubai ist somit die nächstgelegene, international ausgerichtete Offshore-Jurisdiction auÃerhalb Europas.
Der steuersensitive Geldanleger lebt auÃerdem nach âauÃenâ bescheiden und im Rahmen seiner Verhältnisse. Denn er weiÃ, dass die Finanzverwaltung Vermögenszuwachsrechnungen erstellt, die Hinweise auf steuersensitive Gelder geben könnten. Bei der Vermögenszuwachsrechnung geht der Prüfer von der Annahme aus, dass auch der steuersensitive Geldanleger in einem abgegrenzten
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