Stevani Fuhlrott mit Christiane Hagn - Wenn mich jemand sucht – ich bin im Kühlschrank
unglaublich anstrengend! Da fängt die Arbeit erst richtig an. Und wenn ich dann lese, dass ich nach der Diät XY nie wieder zunehmen werde, die Waage mein bester Freund und die Welt rosarot sein wird, dann kann ich nur den Kopf schütteln.
Ich kann nicht garantieren, dass ich nie wieder zunehmen werde. Selbst heute habe ich noch Gewichtsschwankungen von plus/minus drei Kilo. Allerdings kann ich ruhigen Gewissens sagen, dass ich jeden Tag mein Bestes gebe, um mein Gewicht zu halten, damit ich ein gesundes und »normales« Leben führen kann. Und das macht wirklich Spaß! Denn es bedeutet, dass ich einem Bus hinterherlaufen kann (falls zufällig George Clooney darin sitzt). Ich kann stundenlang inlineskaten, ohne dass mir danach tagelang die Füße und Knie schmerzen. Ich schäme mich im Zumba-Kurs nicht mehr, mit den Hüften zu wackeln. Allerdings ist es schon eine ziemliche Umgewöhnung, jetzt mit Körperteilen zu wackeln, die ich fast 37 Jahre lang verstecken wollte.
Heute liebe ich es, meine weiblichen Reize bewusst einzusetzen, was nicht nur mich, sondern auch meinen Mann sehr freut. So ganz langsam gewöhne ich mich an meinen neuen Körper, meine »neue Maschine«. Außerdem kann ich endlich Kleidung tragen, von der ich früher nur träumen konnte. Bezahlen kann ich sie allerdings meist immer noch nicht.
Doch das Allerschönste ist: Ich werde als Stevani wahrgenommen, als die Frau, die ich bin. Die Frau, die Kostümpartys liebt, gern Renault Twizy fährt, Hunde und Katzen auf Facebook postet und einen kleinen Zoo zu Hause hat. Die Frau, die ihr Handy als Häschen tarnt und immer zu laut lacht. Die Ehefrau meines Mannes und Geschäftsführerin meiner eigenen Firma. Eine Frau, nicht mehr nur »die Dicke«. Das allein war all die Mühe wert.
Zudem habe ich gelernt, nicht den Mut zu verlieren und mich auf meine Anfänge zu besinnen, wenn das Leben mir noch mal ein Schnippchen schlagen sollte, wo es doch gerade so gut läuft. Auf das, was ich schon geschafft habe! Auf das, was hinter mir liegt!
Im Nachhinein wurde ich dafür belohnt, dass ich durchgehalten habe. Mein Kampfgeist wurde gestärkt und ich habe gelernt, gerade in Momenten der Verzweiflung nicht aufzugeben, sondern zu sagen: jetzt erst recht! Wenn mir heute im Privaten oder auch Beruflichen etwas widerfährt, was mir nahelegt, die Flinte ins Korn zu werfen, fordert das meinen Kampfgeist erst so richtig heraus. Dann setze ich alles daran, Lösungen zu finden. Denn die gibt es immer. Probleme sind Lösungen in Arbeitskleidung, heißt es doch so schön. Oder?
Wenn ich zum Beispiel an das Jahr nach Fett weg! denke – das war nicht immer einfach für mich. Zum Karneval rutschte ich aus und brach mir drei Rippen. Das muss man sich mal vorstellen. Nachdem ich endlich wieder ohne Probleme atmen, gehen und schlafen konnte, entschied sich mein Knie, Urlaub zu machen. Denn mir wurde der Meniskus entfernt (Zitat des behandelnden Arztes: »Lieber keinen Meniskus als Ihren!«). Ich konnte fast das ganze Jahr über nicht richtig gehen. Von laufen war gar keine Rede. Mein Schweinehund, mein Bewegungsdrang und ich hatten äußerst intensive Diskussionen darüber, wie wir unser Leben nun weiterleben sollten. Dabei waren wir sehr oft unterschiedlicher Meinung, die wir mit Schmerztabletten wieder ausgleichen mussten. Zumindest darin waren wir uns alle drei einig.
In so einer Zeit des Trotzes, Trostes oder Frusts nicht wieder in alte Verhaltensweisen zurückzufallen, ist nicht immer einfach. Früher hätte ich da um die dreißig Kilo zugenommen. Diesmal waren es nur drei Kilo. Denn ich habe gelernt, dass futtern nicht hilft, sondern alles noch viel schlimmer macht.
Auch die schwierigen Zeiten gingen vorüber. Danach war ich noch optimistischer und sehr stolz darauf, dass ich dieses Jahr so gut überstanden hatte. Das zeigte mir, dass ich verstanden hatte, worauf es ankommt: einfach nie den Humor verlieren. Denn wie sagte Woody Allen so schön: » Komik ist Tragik plus Zeit.«
Das Allerwichtigste und auch Wertvollste, was mir diese Erfahrung – endlich Normalgewicht zu haben – gebracht hat, ist der Weg zu mir selbst. Das klingt esoterisch, ist es aber hoffentlich nicht. Ich bin nämlich keine dieser Eso-Tanten. (Yoga kann ich immer noch nicht leiden.)
Wenn ich mir früher vorstellte, wie es wäre, schlank zu sein, hatte ich immer eine sehr schöne Stevani vor Augen – eine Frau, nach der sich die Männer umdrehten, die von Männern bewundert und von Frauen
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