Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
14 Milliarden Downloads für beide Geräte.
Mit dem App Store entstand über Nacht eine völlig neue Branche. In Studentenbuden, Garagen und auch in größeren Multimedia-firmen wurden neue Apps erfunden. John Doerrs Venture-Capital-Unternehmen richtete einen iFund über 200 Millionen Dollar ein, der eine Eigenkapitalfinanzierung für die besten Ideen anbot. Zeitschriften und Zeitungen, die Inhalte kostenlos weitergegeben hatten, erkannten ihre letzte Chance, den Geist dieses fragwürdigen Geschäftsmodells wieder in die Flasche zu verbannen. Innovative Verleger erstellten Zeitschriften, Bücher und Lernmaterial einzig und allein für das iPad. Das Topverlagshaus Callaway etwa, das Bücher wie Sex von Madonna oder Miss Spider lädt zum Tee produziert hatte, beschloss, alle Brücken hinter sich abzubrechen und den Printbereich vollständig aufzugeben. Bücher sollten nur noch als interaktive Apps verlegt werden. Bis Juni 2011 hatte Apple den Entwicklern von Apps 2,5 Milliarden Dollar bezahlt.
Das iPad und andere digitale Geräte auf App-Basis waren die Vorboten einer fundamentalen Veränderung der digitalen Welt. Ganz zu Anfang, in den achtziger Jahren, bedeutete »online zu gehen» normalerweise, dass man sich in einen Dienst einwählte, wie zum Beispiel AOL, CompuServe oder Prodigy, der sozusagen eine sorgfältig gepflegte und von Mauern umgebene Gartenanlage mit Inhalten und einigen Ausgängen anbot, über die wagemutigere User Zugang zum Internet im Allgemeinen hatten. Die zweite Phase, ab den frühen neunziger Jahren, setzte mit der Einführung von Browsern ein, die es jedermann erlaubten, mithilfe des Hypertext-Übertragungsprotokolls des World Wide Web frei durchs Internet mit seinen Milliarden von verlinkten Internetseiten zu surfen. Suchmaschinen wie Yahoo und Google wurden entwickelt, mit denen sich die gewünschten Seiten mühelos auffinden ließen. Die Markteinführung des iPad wies auf ein neues Modell hin. Die Apps ähnelten den früheren von Mauern umgebenen Gartenanlagen. Die Entwickler konnten den Usern, die sich Apps herunterluden, mehr Funktionen anbieten. Aber das Aufkommen der Apps bedeutete auch, dass die Offenheit und die verlinkte Struktur des Internets dafür geopfert wurde. Apps ließen sich nicht so einfach verlinken oder suchen. Das iPad, das sowohl die Nutzung von Apps als auch das Durchstöbern des Web gestattete, stand daher mit dem Web-Modell keineswegs auf Kriegsfuß, sondern bot Verbrauchern wie auch Content-Entwicklern eine Alternative.
Verlagswesen und Journalismus
Mit dem iPod hatte Jobs die Musikbranche umgekrempelt. Mit dem iPad und dem dazugehörigen App Store begann er, alle Medien auf den Kopf zu stellen, Verlagswesen, Journalismus, Film und Fernsehen.
Bücher waren ein augenfälliges Ziel, seit das Kindle-Lesegerät von Amazon gezeigt hatte, dass elektronische Bücher sehr wohl verlangt wurden. Die Einrichtung eines iBooks Store war die logische Folge, und Apple verkaufte elektronische Bücher genau so, wie der iTunes Store Songs verkaufte. Es gab jedoch einen kleinen Unterschied bei diesem Geschäftsmodell. Beim iTunes Store hatte Jobs darauf bestanden, dass alle Songs sehr günstig verkauft wurden. Zu Beginn lag der Preis bei 99 Cent. Jeff Bezos, der Chef von Amazon, hatte es mit einer ähnlichen Vorgehensweise bei den E-Books versucht und festgelegt, dass sie für maximal 9,99 Dollar verkauft werden durften. Dann aber kam Jobs ins Spiel und bot Verlegern an, was er den Plattenfirmen verweigert hatte: Sie konnten jeden Preis für ihre im iBook Store angebotenen Waren festlegen, und Apple würde 30 Prozent davon erhalten. Zunächst hieß das, dass die Preise höher als bei Amazon waren. Warum sollten die Leute bei Apple mehr bezahlen? »Das ist nicht der Fall«, lautete Jobs’ Antwort auf diese Frage, die ihm bei der Einführung des iPad von Walt Mossberg gestellt wurde. »Der Preis wird derselbe sein.« Er hatte recht.
Am Tag nach der Markteinführung des iPad legte mir Jobs seine Gedanken zum Büchergeschäft dar:
Amazon hat es vergeigt. Sie haben den Grossistenpreis für einige Bücher bezahlt, sie dann aber unter Preis für 9,99 Dollar verkauft. Die Verleger waren alles andere als glücklich darüber – sie befürchteten, dass damit der Verkauf gebundener Ausgaben zu einem Preis von 28 Dollar zu einem Unding würde. Deshalb begannen einige Buchhändler, lange bevor Apple in Erscheinung trat, Amazon Bücher vorzuenthalten. Wir haben den Verlegern daher das
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