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Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)

Titel: Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Isaacson
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Justiziar der Firma, besorgt entgegengelaufen und wollte sie aufhalten. »Aber Steve hörte mich an und gab tatsächlich nach.«
    Auch 1982 gewann Hoffman den Preis. »Ich war anfangs neidisch auf Joanna, weil sie es wagte, Steve zu widersprechen, und ich mich noch nicht traute«, meinte Debi Coleman, die damals zum Mac-Team stieß. »Aber 1983 gewann ich die Auszeichnung. Ich hatte gelernt, dass man für seine Überzeugungen einstehen musste, um von Steve respektiert zu werden. Seitdem beförderte er mich.« Schließlich leitete sie die Produktionsabteilung.
    Eines Tages stürmte Jobs mit seinem üblichen »Das ist Mist!« in die Bürozelle eines Ingenieurs. Atkinson erinnerte sich: »Der Ingenieur widersprach: ›Nein, ist es nicht, so geht es wirklich am besten‹, und erklärte Steve, warum er bestimmte Kompromisse beim Entwurf gemacht hatte.« Jobs gab nach. Atkinson brachte seinem Team bei, Jobs’ Äußerungen erst zu übersetzen. »So interpretierten wir sein ›Das ist Mist‹ schließlich als eine Frage: ›Warum sollte man es gerade so und nicht anders machen?‹« Die Anekdote hatte aber noch ein Nachspiel, das Atkinson ebenfalls lehrreich fand. Der kritisierte Ingenieur fand nämlich danach eine bessere Lösung. »Er machte es noch besser, weil Steve ihn herausgefordert hatte«, sagte Atkinson. »Man kann sich also gegen ihn durchsetzen, aber man sollte ihm immer zuhören, weil er meistens recht hat.«
    Jobs’ Reizbarkeit rührte teilweise von seinem Perfektionismus her, der ihn ungeduldig gegen Mitarbeiter werden ließ, die praktische – sogar vernünftige – Kompromisse eingingen, um ein Produkt innerhalb des Zeit- und Kostenplans marktreif zu machen. »Abwägen war nicht sein Ding«, so Atkinson. »Er war ein Perfektionist und Kontrollfanatiker. Wer kein vollkommenes Produkt wollte, galt bei ihm sofort als Depp.« Ein Beispiel hierfür ist der erste tatsächlich tragbare Heimcomputer, den Adam Osborne 1981 auf der West Coast Computer Faire vorstellte. Mit seinem 5-Zoll-Bildschirm und winzigen Speicher war es kein überwältigendes Gerät, funktionierte aber ganz gut. Osborne prägte den Satz: »Es muss nur adäquat sein. Alles Weitere ist überflüssig.« Jobs fand dieses Konzept abstoßend und machte sich tagelang über Osborne lustig. »Dieser Typ kapiert es einfach nicht«, schimpfte er wiederholt, während er die Korridore bei Apple entlangstürmte. »Er macht keine Kunst, sondern Scheiße.«
    Larry Kenyon, der Entwickler des Macintosh-Betriebssystems, bekam eines Tages Besuch von Jobs in seinem Büro. Er beklagte sich, der Rechner brauche zu lange zum Hochfahren. Kenyon begann zu erklären, warum es so war, aber Jobs unterbrach ihn. »Wenn du jemandem das Leben retten könntest, indem der Rechner zehn Sekunden schneller hochfährt, würdest du es dann hinbekommen?«, wollte er wissen. Kenyon gestand ein, es sei wahrscheinlich möglich. Jobs trat an eine Wandtafel und rechnete ihm vor, dass zehn Sekunden Extrazeit zum Starten des Computers pro Tag bei etwa fünf Millionen Mac-Usern jedes Jahr allein 300 Millionen Stunden ausmachten, was etwa 100 Menschenleben entsprach, die er pro Jahr retten könne. »Larry war ziemlich beeindruckt und einige Wochen später hatte er die Startzeit des Betriebssystems um 28 Sekunden verkürzt«, erzählte Atkinson. »Steve motivierte einen oft, indem er auf die größeren Zusammenhänge verwies.«
    Das Macintosh-Team wurde so auf Jobs’ Leidenschaft eingeschworen, ein richtig gutes Produkt zu entwickeln, nicht nur ein gewinnbringendes. »Jobs sah sich selbst eher als Künstler und erwartete das auch vom Entwicklungsteam«, erinnerte sich Hertzfeld. »Es ging nie darum, die Konkurrenz zu schlagen oder möglichst viel Profit herauszuholen; es ging um das Bestmögliche oder darum, noch ein bisschen besser zu sein.« Er machte sogar mit dem ganzen Team einen Betriebsausflug ins Metropolitan Museum von Manhattan, um den Mitarbeitern eine Ausstellung mit Tiffany-Glas zu zeigen – als Beispiel dafür, wie man echte Kunst schaffen kann, die sich trotzdem für die Massenproduktion eignet. »Wir sprachen darüber, wie Louis Tiffany all diese Sachen nicht mit eigenen Händen erschaffen hatte, sondern seine Entwürfe durch andere Leute ausführen ließ«, so Bud Tribble. »Wir sagten uns: ›Hey, wenn wir schon etwas erschaffen, dann doch lieber gleich etwas Schönes.‹«
    War Jobs’ unberechenbares und verletzendes Verhalten notwendig? Wohl nicht, und schon gar nicht

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