Steve Jobs: Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers (German Edition)
gerechtfertigt. Er hätte sein Team auch anders motivieren können. Obwohl der Macintosh sich tatsächlich als bahnbrechend herausstellte, lag er weit hinter dem Zeitplan und über dem Budget, weil Jobs sich ständig mit Änderungen einmischte. Außerdem ging der Erfolg auf Kosten vieler verletzter Gefühle, die zu einer hohen Quote an Burn-out-Fällen im Team führten. »Steve hätte sein Projekt auch durchziehen können, ohne Angst und Schrecken zu verbreiten«, sagte Wozniak. »Ich übe mich lieber in Geduld und muss nicht aus allem einen Konflikt machen. Ich glaube, ein Unternehmen kann wie eine harmonische Familie arbeiten. Wenn das Macintosh-Projekt auf meine Weise geleitet worden wäre, hätte es wohl im Chaos geendet, aber wenn wir beide unseren Führungsstil eingebracht hätten, wäre das insgesamt besser gewesen, als alles auf Steves Art zu machen.«
Jobs’ Führungsstil hatte allerdings auch eine positive Seite. Die Apple-Angestellten bekamen die Leidenschaft für die Erschaffung bahnbrechender Produkte und den Glauben an die Machbarkeit des Unmöglichen vermittelt. Aus Furcht vor Jobs und in dem Wunsch, ihn zu beeindrucken, übertrafen sie ihre eigenen Erwartungen. Obwohl es einige Kompromisse bei der Entwicklung verhinderte, die die Kosten gesenkt und die Markteinführung beschleunigt hätten, verhinderte es auch die Art Pfusch, die oft als vernünftiger Kompromiss durchgeht.
»Ich habe mit der Zeit gelernt, dass man richtig gute Mitarbeiter nicht verhätscheln muss«, erklärte Jobs später. »Wenn man Großes von ihnen erwartet, leisten sie auch Großes. Das alte Mac-Team hat mir gezeigt, dass Spitzenspieler gern zusammenarbeiten und es nicht gern sehen, wenn man zweitklassige Arbeit toleriert. Fragen Sie jeden aus dem Mac-Team – die werden Ihnen alle sagen, dass es die Mühe wert war.«
Die meisten sehen es wirklich so. »Bei Besprechungen brüllte er herum: ›Du Arschloch, du machst immer alles falsch‹«, erinnerte sich Debi Coleman. »Das kam stündlich vor. Aber ich glaube immer noch, dass ich großes Glück hatte, für ihn arbeiten zu können.«
Kapitel 12 Das Design: Echte Künstler vereinfachen
Bauhaus -Ästhetik
Anders als die meisten Kinder, die in Eichler-Häusern aufwachsen, wusste Jobs, um was es sich dabei handelte und warum sie cool waren. Er mochte das Konzept eines einfachen und klaren modernen Stils für die Massenproduktion. Außerdem hörte er gern seinem Vater zu, wenn der sich über die Stildetails verschiedener Autotypen ausließ. Von Anfang an setzte er daher bei Apple auf ein gutes Industriedesign – ein einfaches, buntes Logo, ein klar konturiertes Gehäuse für den Apple II. Er glaubte, damit könne sich das Unternehmen profilieren und seine Produkte auf dem Markt hervorheben.
Der erste Firmensitz nach der elterlichen Garage befand sich in einem kleinen Gebäude, das auch eine Sony-Vertretung beherbergte. Sony war berühmt für seinen typischen Stil und das leicht erkennbare Design seiner Produkte, und Jobs schaute häufig vorbei, um sich das Werbematerial anzusehen. »Er wirkte ziemlich ungepflegt, nahm sich aber die Produktbroschüren vor und sprach über Designmerkmale«, sagte Dan’l Lewin, der damals bei Sony arbeitete. »Hin und wieder fragte er, ob er eine bestimmte Broschüre mitnehmen könne.« 1980 warb Jobs Lewin dann für Apple ab.
Seine Begeisterung für den dunklen, industriellen Look von Sony nahm ab, als er im Juni 1981 zum ersten Mal an der jährlichen International Design Conference in Aspen teilnahm. In jenem Jahr ging es dort hauptsächlich um den italienischen Stil; zu Gast waren der Architekt und Designer Mario Bellini, der Regisseur Bernardo Bertolucci, der Autodesigner Sergio Pininfarina und die Fiat-Erbin und Politikerin Susanna Agnelli. »Ich fing an, die italienischen Designer so zu verehren wie der Junge in Breaking Away die italienischen Motorradrocker«, erzählte Jobs, »also war das wirklich eine Inspiration.«
In Aspen lernte er die klare und funktionale Gestaltung der Bauhaus-Bewegung kennen, wie sie von Herbert Bayer in den Gebäuden und Wohneinheiten, in der Sans-Serif-Typografie und in den Möbeln des Aspen Institute umgesetzt worden war. Wie seine Mentoren Walter Gropius und Ludwig Mies van der Rohe glaubte auch Bayer, dass es zwischen Kunst und angewandtem Industriedesign keinen Unterschied geben sollte. Der modernistische Internationale Stil, wie ihn das Bauhaus vertrat, lehrte, dass Design einfach, aber expressiv sein
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