Steve Jobs - iLeadership - Mit Charisma und Coolness an die Spitze
in den Vertriebskanälen binden müssen. Es würde keine Einzelhändler mehr geben, die den Kunden, die gekommen waren, um den Mac zu sehen, Produkte von der Konkurrenz aufdrängten.
Steve erzählte John voller Aufregung davon. Der aber fand die Idee, da das Zwischenhändler-Einzelhändler-System für ihn ein Naturgesetz war, seltsam. Er mochte sie nicht und sah nicht, wie sie funktionieren sollte. Er lehnte ab.
Was mir damals nicht klar war und von dem ich mittlerweile glaube, dass Lee Iacocca, Fred Smith und selbst Ross Perot (zu ihm später noch mehr) es deutlich sahen: Die eigentliche Frage bei all dem war, wer Apple als CEO hätte führen sollen. Meine eigene Antwort kennen Sie bereits: Steve.
Viele Leute, die außerordentlich erfolgreich werden, haben einen Mentor, besonders in der Frühphase ihrer Karriere. Mein Ziel beim Aufbau des Management Leadership Program bestand teils auch in der Hoffnung, dass Steve dadurch einen hocherfahrenen Firmenchef finden könnte, der ihm als Mentor zusagen würde. Das geschah jedoch nie.
Aber einer, von dem Steve gelegentlich mit bewundernden Worten sprach – neben Gutenberg und Henry Ford – war Edwin Land, der Erfinder der Polaroid Kamera, die in der Lage war, innerhalb von sechzig Sekunden nach der Aufnahme eine farbige Hartkopie davon auszuspucken. Wie Steve hatte auch Land das College abgebrochen – er hatte Harvard nach einem Jahr den Rücken gekehrt. Was ihn ebenfalls mit Steve verband, war die Tatsache, dass er ein großer Innovator war. Anders als Steves andere Helden war er jedoch noch am Leben und aktiv. Als Steve ihn wieder einmal erwähnte, schlug ich vor, er solle sich mit ihm treffen.
Und das tat er.
Als er zurückkehrte, war er außer Atem vor Aufregung. Er hatte das Gefühl, Land sei ein echter amerikanischer Held. Gleichzeitig meinte er, Land hätte nie die Anerkennung bekommen, die er verdient hätte, weil die Kunden seine Kameras kauften, aber nie wirklich die Brillanz der Wissenschaft, die hinter seinen Produkten steckte, erkannten – Entdeckungen, die Land in Eigenrecherche gemacht hatte. (In einer frühen Phase hatte er sich nachts in eines der Labors der Columbia University geschlichen, weil er sich kein eigenes leisten konnte).
Für mich war ganz klar, dass Steve das Schicksal dieses brillanten Mannes bedauerte. Mehr noch, für Steve war es eine lehrreiche Erfahrung gewesen, Lands Geschichte zu hören: Sie hatte seinen Entschluss gestärkt, mit dem Mac nicht selbst ein ähnliches Schicksal zu erleiden.
Etwa einen Monat später traf ich mich, inspiriert von Steves Enthusiasmus, selbst mit Land in einem Restaurant in der Nähe des Bostoner Stadtparks. Ich hatte das Gefühl, wirklich einem Mann vom Schlage Steve Jobs’ gegenüberzusitzen: Ein Mann von geringer formaler Bildung, aber dennoch brillant und ein faszinierender Gesprächspartner, egal bei welchem Thema. Ich hatte das Gefühl, er habe Qualität als Mensch. Offenbar war er bezüglich Steve derselben Meinung – er war beeindruckt davon, was Steve mit dem Hochziehen und Aufbauen von Apple geleistet hatte sowie von seinen innovativen Ideen bezüglich des Macs.
Standhalten in Zeiten des Sturms
Aber die Inspiration von Edwin Land half nichts bei den Schwierigkeiten, die in der Führungsetage von Apple zu brodeln begannen. Solange John den Macintosh unterstützte, zollte Steve den Fragen nach der Strukturierung des Unternehmens keine große Aufmerksamkeit. Aber ich wusste, dass er in jenen frühen Gesprächen über den Wandel von einer funktionalen Organisation hin zu einer produktbasierten Organisation Recht gehabt hatte. Der Antrieb des Unternehmens musste das Produkt sein.
Ich machte mir Steves Thema zu eigen, redete oft mit John darüber und versuchte, ihm zu verdeutlichen, dass die Aufteilung in den Geschäften und dem Fokus des Unternehmens ein Fehler war.
Er hörte zwar zu, aber es gelang mir nicht, ihn zu überzeugen.
Steve war merklich beschwingt, als das Orwell’sche Jahr 1984 zu Ende ging und sich 1985 auftat. Das lag größtenteils daran, dass er es geschafft hatte, von Drittentwicklern einige neue Anwendungen für den Mac schreiben zu lassen. Diese waren in der Tat cool und aufregend, aber nicht ausreichend und kamen zu spät: Sie genügten nicht, um die nachgebenden Verkaufszahlen aufzufangen. Für Andy Herzfeld »hatte es den Anschein, dass Steve der nachlassende Umsatz gar nicht auffiel und er sich weiterhin benahm, als sei der Macintosh ein boomender,
Weitere Kostenlose Bücher