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Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
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Wollte er
etwas zugeben oder mich nur wieder verrückt machen? Letzteres schien mir
wahrscheinlicher, also bin ich mir nicht sicher, wer von uns überraschter war,
als ich schließlich sprach.
    »Hast du
jemals ... hast du jemals einen Menschen getötet?«
    Er
streckte die Hand aus und liebkoste den Griff des Messers. »Eine mutige
Frage.«
    »Es tut
mir leid, aber ich habe noch nie jemanden getroffen, der so ... du weißt
schon. Ich habe eine Menge Bücher gelesen und ferngesehen und Filme angeschaut,
aber es ist etwas ganz anderes, mit einem Menschen zu sprechen, der es
tatsächlich getan hat.« Es war leicht, aufrichtig interessiert zu klingen -
Psychologie hatte mich schon immer fasziniert, besonders die Psychologie des
Abartigen. Und Mörder gehörten eindeutig in diese Kategorie.
    »Und wenn
du, wie du es nennst, >mit einem Menschen, der es tatsächlich getan hat<
reden würdest, was würdest du ihn fragen?«
    »Ich ...
ich würde wissen wollen, warum. Aber vielleicht kennt man die Gründe manchmal
selbst nicht oder versteht es nicht.«
    Es musste
die richtige Antwort gewesen sein, denn er nickte entschlossen und sagte:
»Töten ist eine komische Sache. Die Menschen machen all diese Regeln, in
welchen Fällen sie es für in Ordnung halten.« Er lachte kurz auf.
»Selbstverteidigung? Kein Problem. Wenn du einen Arzt findest, der dir
bescheinigt, dass du verrückt bist, ist es auch okay. Eine Frau bringt ihren
Mann um, aber sie hatte gerade PMS? Wenn du einen guten Rechtsanwalt hast, geht
selbst das in Ordnung.«
    Den Kopf
mir zugewandt, wippte er auf den Fersen im Schnee vor und zurück. »Was, wenn du
genau weißt, wie alles enden wird, und du kannst es verhindern? Was, wenn du
etwas siehst, etwas, das kein anderer sehen kann?«
    »Zum
Beispiel?«
    »Es ist
eine Schande, dass du die Katze nicht gefunden hast, Annie. Tod ist nicht mehr
als eine Ausweitung des Lebens. Und wenn du Zeuge des Todes wirst, wenn du
erlebst, wie sich eine neue Dimension eröffnet, dann wirst du dir bewusst, wie
unnötig es ist, dich selbst auf diese Dimension zu beschränken.«
    Er hatte
immer noch nicht zugegeben, tatsächlich jemanden getötet zu haben, und ich
überlegte, ob ich es für diesen Moment dabei belassen sollte, aber zu wissen,
wann ich mich zurückhalten muss, war noch nie meine Stärke gewesen.
    »Und wie
fühlt es sich an? Jemanden zu töten?«
    Er legte
den Kopf schräg und hob die Augenbrauen.
    »Wir haben
doch nicht etwa vor, jemanden umzubringen?« Bevor ich es abstreiten konnte,
fuhr er fort, aber nicht so, wie ich erwartet hatte. »Meine Mutter starb an
Krebs. Eierstockkrebs. Sie ist von innen her verfault, und am Ende konnte ich
ihr Sterben riechen.« Er hielt eine Sekunde inne, der Blick war matt und leer.
Ich versuchte zu überlegen, was ich als Nächstes fragen sollte, als er sagte:
»Ich war erst achtzehn, als sie krank wurde - ihr Mann war ein paar Jahre zuvor
gestorben -, aber es machte mir nichts aus, für sie zu sorgen. Ich konnte mich
besser als jeder andere um sie kümmern. Aber sie hat nicht aufgehört, ihm
nachzuweinen. Obwohl ich ihr sagte, dass er sie verlassen und sich nicht um sie
gekümmert hatte, nicht so wie ich, wollte sie von mir nur, dass ich ihn finde.
Nach all dem, was ich für sie getan habe ... Ich habe gesehen, was er ihr
angetan hat. Habe es mit eigenen Augen gesehen, aber sie heulte ihm nach.«
    »Ich
verstehe nicht, du sagtest, er sei gestorben. Was meinst du damit, dass du ihr
gesagt hast, er habe sie verlassen?«
    »Er war
monatelang weg, monatelang, und uns ging es gut. Dann ist er
nach Hause gekommen, und ich wusste immer, wann er kam, weil ich ihr dann
half, das Kleid für ihn anzuziehen, und sie schminkte sich. Ich sagte ihr, dass
ich es nicht mochte, aber sie sagte, ihm gefiele
es. Er ließ mich noch nicht einmal mit ihnen zusammen essen. Ich wusste, dass
sie mir zu essen geben wollte, aber er zwang sie zu warten, bis er fertig war.
Ich war für ihn nichts anderes als ein streunender Hund, den seine Frau aus
einem Tierheim angeschleppt hatte. Später, nach dem Abendessen, gingen sie ins
Schlafzimmer und schlossen die Tür, aber eines Nachts, als ich etwa sieben war,
machten sie sie nicht richtig zu. Und ich sah ... dass sie weinte. Seine Hände
...« Seine Stimme erstarb, und sein Blick ging ins Leere. »Hat er sie
geschlagen?«
    Schon
vorher war mir aufgefallen, dass seine Stimme immer flacher wurde, sobald er
von seiner Mom sprach, und als er antwortete, klang er fast

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