Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Stevens, Chevy

Stevens, Chevy

Titel: Stevens, Chevy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Still Missing
Vom Netzwerk:
knirschte unter
meinen Füßen.
    Ich war
schon auf ein paar Bergen überall in Kanada Ski gefahren, und in den anderen
Gegenden roch der Schnee anders, irgendwie trockener, und er fühlte sich anders
an. Die geringe Menge Schnee und die Art der Landschaft, zusammen mit dem
Duft, ließen mich hoffen, dass ich mich immer noch auf der Insel oder zumindest
irgendwo an der Küste befand.
    Während er
weiterschnitt, sprach der Psycho mit mir. »Es ist besser für uns, wenn wir uns
von dem Essen des Landes ernähren, Essen, das rein ist und nicht von anderen
Menschen berührt wurde. Als ich in der Stadt war, habe ich ein paar neue Bücher
gekauft, damit du lernst, wie man Fleisch haltbar macht und Lebensmittel
einmacht. Eines Tages werden wir vollkommen autark sein, und ich muss dich nie
wieder allein lassen.«
    Das stand
auf meiner Wunschliste nicht gerade weit oben, aber ich muss gestehen, dass ich
von der Idee angetan war, etwas zu tun und eine neue Aufgabe zu haben.
    Als er den
Hirsch aufgeschnitten hatte und die Eingeweide herausquollen, blickte er von
dem Kadaver auf und fragte: »Hast du jemals getötet, Annie?« Als ob ein Messer
in seiner Hand nicht schon bedrohlich genug gewesen wäre - musste er auch noch
anfangen, vom Töten zu sprechen?
    »Ich war
noch nie jagen.«
    »Beantworte
die Frage, Annie.« Über den Hirsch hinweg starrten wir einander an.
    »Nein, ich
habe niemals getötet.«
    Er hielt
das Messer an der äußersten Spitze der Klinge fest und schwang es wie ein
Pendel hin und her. Jedes Mal, wenn es nach oben schwang, wiederholte er: »Nie?
Nie? Nie?«
    »Niemals
...«
    »Lügnerin!«
Er warf das Messer in die Luft, packte es, als es wieder herunterfiel, und
versenkte es bis zum Griff im Hals des Tieres. Entsetzt ließ ich den Hirsch los
und fiel rücklings in den Schnee. Solange ich mich wieder hochrappelte, sagte
er kein Wort. Als ich wieder in der alten Position hockte, packte ich hastig
die Beine des Hirschs und stellte mich darauf ein, dass er ausflippen würde,
weil ich umgefallen war, aber er starrte mich nur an. Er sah auf den Schnitt
im Bauch des Tieres, ließ den Blick zu meinem Bauch wandern und schaute mir
anschließend wieder in die Augen. Ich begann zu stammeln.
    »Als
Teenager habe ich einmal eine Katze mit dem Auto erwischt. Ich habe es nicht
absichtlich getan, aber ich kam spät nach Hause, und ich war echt müde, und
dann hörte ich dieses dumpfe Geräusch, und sie flog durch die Luft. Ich sah,
dass sie irgendwo im Unterholz landete, und hielt an.« Der Psycho starrte mich
weiter an, und die Worte sprudelten weiter aus mir heraus.
    »Ich bin
ins Gebüsch gekrochen und habe nach ihr gesucht, ich habe geschrien und
gerufen, >Miez, Miez!<, aber sie war verschwunden. Ich fuhr nach Hause
und erzählte meinem Stiefvater davon, und er ist mit mir zurückgefahren, um
mit Taschenlampen weiterzusuchen, und wir haben bestimmt eine Stunde gesucht,
aber wir konnten sie nicht finden. Er sagte mir, dass sie wahrscheinlich
unverletzt nach Hause gelaufen sei. Aber am Morgen habe ich unter meinem Auto
nachgesehen, und da klebten jede Menge Blut und Fellstückchen an der Achse.«
    »Ich bin
beeindruckt«, sagte er mit einem breiten Lächeln. »Ich hätte nie gedacht, dass
du so drauf bist.«
    »Bin ich
auch nicht! Es war ein Unfall ...«
    »Nein, das
glaube ich nicht. Ich glaube, du hast ihre Augen im Scheinwerferlicht
reflektieren sehen und dich einen Moment gefragt, wie es sich
wohl anfühlen würde. Und plötzlich hast du diese Katze gehasst, und dann hast
du das Gaspedal durchgedrückt. Der dumpfe Stoß beim Zusammenprall, als du
wusstest, dass du sie erwischt hast, hat dir ein Gefühl der Macht gegeben, hat
dich ...«
    »Nein!
Nein, natürlich nicht! Ich habe mich entsetzlich gefühlt - ich fühle mich immer
noch entsetzlich.«
    »Würde es
sich auch entsetzlich anfühlen, wenn die Katze ein Killer gewesen wäre? Wahrscheinlich
war sie tatsächlich gerade auf der Jagd gewesen - hast du schon einmal
gesehen, wie eine Katze ihre Beute quält? Was, wenn die Katze krank war und
kein Zuhause und niemanden hatte, der sie liebte? Würde das die Sache besser
machen, Annie? Was, wenn du auf den ersten Blick erkannt hättest, dass die
Besitzer sie misshandeln, ihr nicht genug zu fressen geben, sie treten?« Seine
Stimme wurde lauter. »Vielleicht hast du ihr einen
gottverdammten Gefallen getan, hast du jemals daran gedacht?«
    Es hatte fast
den Anschein, als sollte ich etwas billigen, das er getan hatte.

Weitere Kostenlose Bücher